Zum zehnten Mal findet heuer in München die Finest Spirits statt, und wer die Messe gestern am Eröffnungstag besucht hat, der wird ihre Popularität verstehen: Bestens organisiert, mit einem interessanten Mix an Ausstellern bestückt und trotz ihrer Größe kompakt und nie unübersichtlich – das bietet die besten Voraussetzungen, um einen Besuch auf der Finest Spirits genießen zu können.
Schon zum Einlass um 16 Uhr stauten sich vor der Location in München die Besucher. Das Wetter, anfangs noch sonnig, schlug im Verlauf des Abends dann um und es setzte Schneefall ein, was aber dem Zustrom bis in die späteren Stunden keinen Abbruch tat.
Drinnen war es am Freitag immer gut besucht, aber die Kapazitäten der Halle wurden niemals überstrapaziert, sodass man sich immer bewegen konnnte. Auch der Lärmpegel war niemals so, dass man sich an den zahlreichen Ständen nicht mehr hätte unterhalten können.
Die Finest Spirits ist ja keine reine Whiskymesse, und deshalb waren auch andere Spirituosen im Anbietermix vertreten. In diesem Jahr steht Rum im Fokus, und dementsprechend war ein Teil der Stände auch auf diese Spirituose ausgerichtet. Der klare Schwerpunkt der Messe liegt aber nach wie vor auf Whisky – und wir berichten natürlich vor allem darüber, was sich im Whiskysegment Neues fand.
Einige vor kurzem angekündigte neue Abfüllungen wurden auf der Finest Spirits der Öffentlichkeit präsentiert und konnten auf der Messe auch verkostet werden. Am Stand von Pernod Ricard gab es die neue Entry-Level-Abfüllung The Glenlivet Founder’s Reserve zu probieren, aber auch ein neues Single Cask Bottling, ein 14jähriger Whisky von The Glenlivet, wurde dem Fachpublikum präsentiert. Ein schöner, sehr intensiver und sehr typischer Whisky aus der Traditionsdestillerie, der im Fachhandel um die 270 Euro kosten wird.
Ebenfalls Premiere auf der Finest Spirits hatte eine neue Deutschland-Abfüllung von Säntis aus der Schweiz, ein angenehm rauchiger Single Malt aus der Schweiz, der uns gut ausbalanciert und geschmacklich beachtenswert erschien. Er wird ab sofort im gut sortierten Fachhandel erhältlich sein.
Wer auf einen neuen Ardbeg namens Ceò gewartet hatte, wurde beim Besuch der Finest Spirits enttäuscht. Die Weltpremiere von Ardbeg erwies sich als eine Menge kalte Luft: Ceò bedeutet im Keltischen Nebel und ist in diesem Fall ein Mikrozerstäuber, der es ermöglicht, den Geschmack von Ardbeg (oder jedem anderen Whisky) ohne Alkohol zu erschnuppern. Das Gadget wird sich in der Gastronomie finden lassen, für den Heimgebrauch ist es nicht vorgesehen.
Am Stand von Diageo gab es nicht nur unseren Redakteur Reinhard Pohorec in Aktion zu bewundern (er mixte den Gästen dort als vorjähriger Finalist der World Class feinste Cocktails), sondern auch den neuen Talisker Skye. Entgegen den Befürchtungen wird dieser neue Einsteiger-Talisker nicht den Zehnjährigen ersetzen – dieser wird im Fachhandel weiter erhältlich sein, der Skye wird ihn nur aus dem Lebensmittelhandel verdrängen.
Verkostet haben wir den Skye natürlich auch, und für ihn gilt das, was für fast alle neuen NAS-Abfüllungen im Einsteigerbereich gilt: sie sind auf Gefälligkeit getrimmt und sollen dem Whisky neue Zielgruppen eröffnen. Sie sind schön komponiert und zugänglich ohne Ecken und Kanten – einen Whiskyliebhaber wollen und können sie nicht begeistern – dafür gibt es andere Whiskys.
Am Stand von Tomatin konnten wir Regional Sales Manager Scott Adamson als eine der ersten in Deutschland eine Kostprobe vom neuen Tomatin Cù Bòcan Virgin Oak entlocken – und es hat sich ausgezahlt. Unserer Meinung nach der beste der drei Standard Cù Bòcans, mit deutlicherer Rauchnote und schöner Vanillesüße aus dem jungfräulichen Eichenfass. Am Montag soll er bei den Händlern verteilt werden.
Scott hat uns auch erzählt, dass Tomatin für heuer noch eine Sonderabfüllung plant, die sich dem Thema „Alter“ widmen wird – in welcher Form und wann, das wird in der Destillerie noch diskutiert.
Unweit vom Stand von Tomatin wurde die Range von Benromach präsentiert, darunter auch alle neuen Produkte wie die Wein-Finishes oder der 100 Proof. Die Qualität, die momentan von Benromach produziert wird, ist erstaunlich, und wir raten Ihnen, am Stand etwas zu probieren. Man wird in nächster Zeit mehr von dieser Destillerie hören – auch von uns. Schade nur, dass wir erfahren mussten, dass der neue 5yo nicht für den deutschen Markt vorgesehen ist. Wer ihn haben will, muss sich zum Beispiel in Holland umsehen.
Wir fanden auch zwischendurch Zeit, ein paar Worte mit Stuart Nickerson zu sprechen, der auf der Messe seine Glenglassaugh-Abfüllung aus dem Jahr 1973 präsentierte. Er ist immer noch dabei, das Kapital für die Whiskyproduktion in seiner neuen Destillerie auf den Shetlands zu organisieren, derweilen brennt man dort Gin. Wann endlich der erste New Make in den Receiver strömen kann, konnte uns Stuart noch nicht sagen.
Uns reicht der Platz nicht, alles Erwähnenswerte hier zu präsentieren, aber zum Abschluss vielleicht noch ein besonderes persönliches Highlight, das man bei Mareike Spitzer am Stand von irish-whiskeys.de verkosten kann, die dort wieder die gesamte Bandbreite des irischen Whiskeys mit Fachverstand und Enthusiasmus präsentiert: Ein Knappogue Castle aus dem Jahr 1951, wohl einer der ältesten irischen Whiskeys, die man heutzutage noch trinken kann. Knapp 20 Flaschen soll es weltweit davon noch geben – und auch wenn ein Glas daraus nicht billig ist: Das Geschmackserlebnis, die Dichte und diese intensiven Noten von Johannisbeere sind ein Erlebnis für sich.
Alles in allem ist die Finest Spirits in München einen Besuch wert – eine Erlebnismesse für Einsteiger und Fortgeschrittene zugleich.