Indien ist dank seiner enormen Anzahl an Bewohnern nicht nur einer der wichtigsten Märkte für Whisky (auch wenn sich das Land durch enorme Importzölle weitgehend von der restlichen Whiskywelt abschottet und auf Selbsterzeugtes setzt), mittlerweile haben sich einige indische Brennereien auch einen Namen im Ausland gemacht. Dazu gehört ganz zweifelsohne auch die Paul John Distillery an der Westküste Indiens, die seit 2009 Single Malt erzeugt und mit ihren Produkten zahlreiche Preise gewinnen konnte.
Wir haben uns daher im April auf die Reise gemacht und die Brennerei besucht. Im ersten Teil unseres Berichtes (sie finden ihn hier), haben wir uns mit Master Distiller Michael D’souza schon einiges in der Brennerei angesehen und das für Sie dokumentiert.
Wir sind bei der Anlieferung des Getreides dabei gewesen und haben uns die Mühle und den Still Room näher angesehen und von Michael einiges dazu näher erklären lassen.
Aber unser Wissensdurst in Sachen Destillation war noch nicht ganz gestillt, deshalb haben wir Michael noch einige Fragen gestellt:
Nun verlassen wir das Still House und begeben uns zu einem der beiden oberirdischen Lagerhäuser, in dem jeweils 6200 Fässer lagern können.
Insgesamt hat die Brennerei drei Lagerhäuser: Eines im Keller des Besucherzentrums (das Älteste) und zwei mit einer Höhe von 15 Metern vor dem Still House, wovon das zweite der Lagerhäuser erst vor einem halben Jahr fertiggestellt wurde.
Im Inneren lagern die Fässer, allesamt ex-Bourbonfässer und zumeist, wie Michael D’souza erzählt, aus der Buffalo Trace Distillery. Fast alle davon sind in stählernen Regalen verstaut – von dort werden sie auch bis zur Entleerung nicht mehr bewegt. Nur einige wenige sind vor den Racks am Boden verstaut.
Michael erzählt uns über die Besonderheiten der Lagerung hier in Goa:
Noch einmal betont Michael, dass bei der Reifung hier in Indien ein Jahr vier Jahren in Schottland entspricht und sich der Whisky in den Fässern nach der Lagerung je nach Lagerhöhe massiv voneinander unterscheidet. Man brauche für den Whisky, der ja nicht nach Alter, sondern nach Geschmacksprofil komponiert wird, unterschiedliche Ausprägungen. Das sei auch ein Grund, warum man hier die Fässer nicht aufeinander stapelt, sondern eigentlich jedes einzeln zugänglich sein muss.
Wir gehen in das zweite Warehouse, das noch nicht vollständig, aber doch schon merklich mit Fässern befüllt ist.
Hier erfahren wir von Michael noch eine Besonderheit der Lagerung, die mit dem indischen Klima zu tun hat: Bei einer Luftfeuchtigkeit von 65% trocknet das Holz nicht aus, und daher kann es auch zu keinen undichten Fässern kommen (auch ein Grund dafür, dass man die Fässer nach der Einlagerung nicht bewegen muss). Im Gegenzug ist natürlich die Verdunstung (Angels‘ share) hier ungleich größer und kann bis zu 8-10% pro Jahr betragen.
Auch die Spezialisierung auf Bourbon Casks in den oberirdischen Lagerhäusern (andere Fässer findet man im Kellerlager, das wir danach besuchen) hat ihren Grund:
Nun geht es für uns zurück ins Besucherzentrum, und dort ins Untergeschoss. Hier, im ersten Lagerhaus der Brennerei, finden sich unter den ca. 4000 gelagerten auch die ausgefalleneren Fässer: Sherry, Port und ex-Weinfässer. Der Whiskyduft, der uns hier entgegenschlägt, ist fast wörtlich atemberaubend.
Der Master Distiller zeigt uns die ältesten Fässer der Brennerei – die knapp zehn Jahre, die sie hier schon liegen, entsprechen in Schottland knapp 40 Jahren an Reifung.
Bevor er zur Verkostung im eigenen Verkostungsraum geht (mehr dazu im Beitrag morgen), gehen wir wieder nach oben ins Besucherzentrum.
Es ist großzügig und luftig angelegt, wie unser kleiner Rundschwenk deutlich zeigt:
Trotz der Außentemperaturen herrscht hier ein absolut angenehmes Klima, nicht zuletzt auch wegen des riesigen Deckenventilators mit mehreren Metern Durchmesser, der für einen sanften Luftzug sorgt.
Hier präsentiert man stolz die Produkte und die Auszeichnung für diese – und deren Menge ist für die eigentlich noch recht kurze Geschichte der Brennerei beeindruckend.
Zum Abschluss unseres Destilleriebesuches gehen wir mit Michael D’souza noch in den Verkostungsraum des Besucherzentrums. Hier erhalten die Gäste einen Überblick über die verschiedenen Whiskys der Destillerie – für uns aber hat Michael etwas ganz Besonderes vor: Neben zwei der bereits erschienenen Bottlings dürfen wir auch drei brandneue Whiskys verkosten, die noch nicht erhältlich sind und zum Teil erst Ende des Jahres erscheinen werden. Davon dann morgen – aber eines dürfen wir heute schon verraten: Auf diese drei neuen Abfüllungen dürfen Sie sich freuen. Sehr.
Disclaimer im Sinn unserer Redaktionsrichtlinien: Unser Aufenthalt in Goa wurde von der Paul John Distillery teilweise mitfinanziert. Das Unternehmen hatte keinerlei Einfluss auf die Gestaltung des Beitrags.