von Ernie – Ernst J. Scheiner, The Gateway to Distilleries
„We don’t just make our WHISKY by hand; we make it by SMELL, SOUND and TOUCH,“ lautet das Motto von Benromach.
1998 erlebte die in der Kleinstadt Forres an einer Bahnstrecke liegende Brennerei hundert Jahre nach ihrer Gründung ihre Wiedergeburt. Ihre wechselvolle Geschichte mit mehreren Besitzern endete im März 1983 in der Schließung und Demontage der Produktionsanlage.
Die aus dem nahen Elgin stammenden weltbekannten unabhängigen Whisky-Abfüller Gordon & MacPhail erkannten das in ihr schlummernde Potential und erwarben von den damaligen Besitzern Diageo die Brennerei 1983. Seine HRH Prince Charles eröffnete am 15. Oktober 1998 das Kleinod in der nördlichen Speyside. Die Whiskys knüpfen an die traditionellen Verarbeitungsmethoden der Speyside-Malts an und überzeugen daher mit einem leichten rauchigen Aroma. Kein Wunder, dass die Benromach Whiskys seit Jahren erhöhte zweistellige Zuwachszahlen verzeichnen. So stiegen die Exporte im Jahr 2012 um 55 % gegenüber dem Vorjahr. Whiskyexperts-Redakteur Ernst J. Scheiner sprach mit Distillery Manager Keith Cruickshank:
Whiskyexperts: Wie groß ist die Jahresproduktion?
Keith: Wir produzieren z.Z. etwa 250 000 Liter Alkohol pro Jahr.
Whiskyexperts: Wie war das im vergangenen Jahr?
Keith: Da waren es 135 000 Liter.
Whiskyexperts: Welche Gründe hat diese gewaltige Produktionserweiterung?
Keith: Benromach ist sehr erfolgreich, die Umsätze steigen rasant, daher blicken wir in die Zukunft und produzieren jetzt diese Menge, damit wir in zehn Jahren genügend Vorräte haben, den wachsenden Bedarf des Single Malt Markts zu decken.
Whiskyexperts: Kommen wir zum Brennverfahren, wo liegen die Destillationspunkte beim New Make, also beim Mittelstück?
Keith: Der niedrigste Schnittpunkt liegt bei 61 % vol. und der höchste liegt bei 72 % vol, aber dieser kann auch manchmal um 1% vol. nach unten variieren.
Whiskyexperts: Die durchschnittliche Stärke liegt dann bei 70% vol.?
Keith: Ja, so ungefähr, wir füllen unser Warehouse Vat mit einer durchschnittlichen Stärke von 70 % vol.
Whiskyexperts: Wie würdest Du den Charakter des New Makes beschreiben?
Keith: Benromach hat einen mittleren bis kräftigen Körper, mit einem süßen malzigen Geschmack mit einer leicht aufkommenden Rauchnote.
Whiskyexperts: Ist diese Rauchnote teerig im Charakter?
Keith: Nein, es ist kein teeriger Rauch, kein Ruß, es ist mehr so ein leichter Grasrauch. Er ist eher zurückhaltend.
Whiskyexperts: Ist denn der Benromach auch fruchtig?
Keith: Oh ja, Benromach ist ein fruchtiger Spirit gepaart mit einiger Süße. Diese Fruchtigkeit entwickelt sich besonders gut während de Fassreifung.
Whiskyexperts: Im gereiften Benromach gibt es würzige Noten, sind diese bereits im New Make zu finden?
Keith: Eigentlich nicht so viele, nicht so sehr, er hat eine leichte Würzigkeit, aber nicht so viel. Diese entwickelt sich vielmehr im Fass in Verbindung mit dem Zucker in der Eiche. Ein reifer Benromach hat daher eine liebliche Süße.
Whiskyexperts: Ist der New Make rauh?
Keith: Keineswegs, er ist rund, fruchtig, süß, sehr weich, sehr sauber, eigentlich sofort trinkbar.
Whiskyexperts: Worin reift der New Make besser, in Bourbon oder Sherry Fässern?
Keith: Nun, wir füllen beide Fass-Typen, im Jahr füllen wir etwa 60% first-fill Sherry-Fässer und 40% first-fill Bourbon-Fässer. Unser Benromach reift in beiden gleich gut. Die Ergebnisse überzeugen.
Whiskyexperts: Werden die Fässer auch zum zweiten Mal befüllt?
Keith: Für unsere Standardabfüllungen von Benromach verwenden wir nur frische Fässer. Allerdings nehmen für unseren Benromach Organic, der ja in ‚jungfräulichen’ Fässern heranreift, auch 10 % zweit-belegte Fässer zum Verschnitt dazu, wo der Organic dann etwas länger heranreift.
Whiskyexperts: Wie ist das mit der Rauchintensität bei Benromach?
Keith: Bei den stark getorften Malts liegt der Torfrauchgehalt bei mindestens rund 40ppm, aber wir verwenden auch niedrigere Varianten. Und das Besondere ist, dass der Torfrauch nicht so aggressiv ist wie der von Islay, sondern wir sind in der Lage den Speyside-Charakter zu erhalten, wir sind sehr glücklich, das die elegante Note des Speyside erhalten bleibt, die vorzüglich mit dem rauchigen Charakter verschmelzt. Er hat keinesfalls diesen medizinischen Ton, diesen Westküsten-Islay Stil des stark getorften Whiskys. Unser Torf ist eben von seiner pflanzlichen Struktur anders.
Whiskyexperts: Unterscheidet sich der New Make im Sommer und im Winter?
Keith: Eigentlich nicht, denn wir haben hier am Ort sehr gute Kühlbedingungen, wir haben hier keine riesigen Unterschiede in den Temperaturen, die Temperaturen des Kühlwassers sind das ganze Jahr sehr stabil, sie liegen im Schnitt zwischen 18 und 17 C, sogar an den heißesten Tagen im Sommer.
Whiskyexperts: Kommt denn die Fruchtigkeit des Benromachs durch die Gärung und welche Hefe verwendet ihr?
Keith: Ja einige der Ester-Noten kommen von der Gärung, die bei uns lange dauert, im Schnitt rund 90 Stunden. Wir benutzen einen Hefe-Cocktail aus Distiller’s und Brewer’s Yeast und verwenden die Hefe des Produzenten Kerry, darunter die Hefestämme M und MX. Danach wirkt die Destillation und die Reifung auf die Fruchtigkeit.
Whiskyexperts: Danke für das Gespräch.
Informationen
Die Benromach Distillery verfügt über ein sehr gut ausgestattetes Besucherzentrum mit einem differenzierten Führungsangebot.
Einen fotografischen detaillierten Rundgang durch die Benromach Distillery bietet The Gateway to Distilleries unter
http://www.whisky-distillery.net/www.whisky-distilleries.net/Speyside_A-F/Seiten/Benromach.html