Heute findet zum ersten Mal der Internationale Tag der Whisky-Frauen statt, mit dem die Leistungen von Frauen in der Whisky-Industrie besonders gewürdigt werden. Aus diesem Anlass finden Sie heute auf Whiskyexperts ausschließlich Beiträge von Frauen aus der Whiskyszene. Unser zweiter Beitrag ist ein exklusives Interview mit Kirstie MacCallum, Global Brand Ambassador für Burn Stewart Distillers (Bunnahabhain, Tobermory, Deanston). Sie spricht über ihre Karriere und wie sie als Frau die Whiskybranche erlebt.
Wie fing eigentlich Dein Interesse für Whisky an?
Es hat mir immer Spaß gemacht, Whisky zu trinken, wahrscheinlich auch deshalb, weil mein Vater ein Whiskygenießer war. Aber natürlich war ich in der Jugend nicht so interessiert an Whisky wie jetzt. Begonnen hat es eigentlich mit einem Übergangsjob in der Port Dundas Destillerie in Glasgow. Ich wollte in die pharmazeutische Industrie einsteigen, nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, und während ich auf das richtige Angebot wartete, überbrückte ich die Zeit mit einem Job in der Destillerie. Und das war es dann. Ich verliebte mich in Whisky, die Geschichte, die Tradition, die ganzen unterschiedlichen Whiskys, die es gibt – es gibt immer etwas Neues, und daher immer etwas Neues zu lernen.
Wie lief Deine Karriere ab, wie ging es weiter?
Also, ich bin seit 1999 dabei. In Port Dundas arbeitete ich im Labor, vor allem an der Qualitätsbestimmung des Spirits und an der sensorischen Evaluierung. Im Juli 2000 ging ich dann zu Chivas Brothers und habe in Dalmuir für die Qualität der Chivas Blends gearbeitet. Nach ungefähr einem Jahr wurde ich Development Chemist und Labratory Manager – das brachte einen Ortswechsel in die Speyside mit sich. Nach zwei Jahren wechselte ich zu Allied Distillers im schottischen Kernland, wo ich an der Entwicklung neuer Produkte arbeitete und auch ein Diplom in der Kunst des Destillierens machte. Anfang 2007 kam ich zu Burn Stewart Distillers, wo ich an der Seite von Master Blender Ian MacMillan als Blender arbeitete. Hier war ich unter anderem für die Selektion der Fässer für unsere Hauptmarken verantwortlich, und für das Blending unserer Blends wie Scottish Leader und Black Bottle. Und danach wurde ich das, was ich nun bin: Global Brand Ambassador.
Was sind Deine Aufgaben als Global Brand Ambassador?
Ich reise zu den verschiedenen Märkten rund um die Welt, stelle die Marken von Burn Stewart vor, teile meine Leidenschaft für meine Whiskys mit den Kunden und dem Handel. Ich stelle die Whiskys vor, egal ob Single Malt oder unsere Blends, spreche über die Schönheit und Einzigartigkeit unserer drei Destillerien Deanston, Bunnahabhain und Tobermory.
Wenn ich in Schottland bin, dann mache ich Führungen durch die Destillerien für unsere internationalen Gäste und Medien. Wenn ich reise, dann besuche ich die verschiedensten Festivals, gebe Tastings, halte Master Classes für Whiskyclubs, bin Gastgeber bei Whiskydinners, trainiere aber auch unsere Partner in den verschiedensten Ländern. Eigentlich ein großartiger Job: Ich treffe großartige Leute an großartigen Plätzen und trinke großartigen Whisky mit ihnen.
Whisky und Frauen – wie hat sich diese Beziehung in der Zeit, in der Du Deine Laufbahn gestartet hast, verändert?
Seitdem ich in der Whiskyindustrie begann, waren Frauen ein Teil davon. Mein erster Chef in Port Dundas war eine Frau. Viele Frauen arbeiten in den wissenschaftlichen Bereichen der Whiskyindustrie, andere übernehmen die sensorischen Tätigkeiten, arbeiten in der Produktion oder in Vertrieb und Marketing – eigentlich in allen Bereichen der Industrie. Gerade in der Produktion ist der Frauenanteil gewachsen, und auch die Sichtbarkeit der Frauen im Prozess hat sich ständig erhöht.
Welches ist das größte Vorurteil, dem Du als Frauen in Bezug auf Whisky begegnet bist?
Vielleicht hatte ich einfach Glück, aber in meinen verschiedenen Tätigkeiten habe ich niemals so ein Vorurteil erlebt. Ich habe an Plätzen gearbeitet, wo ich die einzige Frau vor Ort und im Team war und ich habe nichts dergleichen erlebt.
Ich war immer der Überzeugung, dass es um Deine Fähigkeiten geht und nicht darum, ob Du ein Mann oder eine Frau bist.
Was könnte getan werden, um Frauen mehr für Single Malts zu interessieren?
Tatsächlich gibt es in letzter Zeit viel, viel mehr Frauen, die sich für Whisky interessieren. Auf Messen, bei Tastings, bei Veranstaltungen von Clubs – es werden immer mehr Frauen, die sich absolut fachkundig mit dem Thema Whisky auseinandersetzen. Whisky als Männerdomäne – das mag einmal gewesen sein, aber das verändert sich definitiv mit mehr und mehr Frauen, die sich für die Kategorie interessieren.
Zum Abschluss unsere Standardfrage: Müsstest Du Dich als einen Whisky beschreiben, welchen würdest Du nehmen?
Das ist eine schwierige Frage, aber ich glaube, ich würde mich für einen Deanston 12yo entscheiden: Zugänglich, leicht mit ihm auszukommen und trotzdem mit einem komplexen Charakter.
Kirstie, ganz herzlichen Dank für das Interview.