Samstag, 21. Dezember 2024, 14:41:28

Milton 1949 – das Tasting in London und unsere 3 Minuten Verkostung

Schon vor der offiziellen Vorstellung heute konnten wir in London den Milton 1949 verkosten - zusammen mit Strathislas bis ins Jahr 1937...

Ein 72 Jahre alter Whisky, das ist nicht etwas, was man oft im Glas hat – und schon gar nicht dann, wenn es sich um ein Unikat handelt: Der Milton 1949, den wir auf Einladung von Gordon & MacPhail und dem deutschen Importeur Kirsch Import im Juni in London vorab verkosten durften, ist die einzige Abfüllung, die man bei Gordon & MacPhail jemals unter dem Namen Milton (der Vorläufer von Strathisla) abgefüllt hat und abfüllen wird. Offiziell wurde die Brennerei erst 1951 auf Strathisla umbenannt, wenn auch ihr Spirit schon lange unter Strathisla gehandelt wurde. Aber das Fass, das für die Abfüllung des Milton 1949 verwendet wurde, trägt tatsächlich noch diesen alten Namen.

Das Tasting in einer kleinen Gruppe in London war aber nicht nur wegen des Milton 1949 bemerkenswert: Es gab einen interessanten Überblick über die Whiskys von dort über die Zeiten: Begonnen hat es mit einem recht aktuellen Strathisla 2006, der schön den aktuellen Stil der Brennerei zeigte: Fruchtig, ein wenig Honigsüße, etwas Schokolade und Kräuter.

Danach ging man zurück in der Zeit, und zwar noch weiter als mit dem Milton, und man präsentierte uns einen „Strathisla“ 1937 (die Anführungszeichen finden sich übrigens bei G&M auf allen Distillery Bottlings der Brennerei, unabhängig vom Jahrgang), der im Jahr 1979 abgefüllt wurde. Hier war der alte Stil von Strathisla sichtbar: Eine gewisse Ungezähmtheit im Charakter und mehr von den Kräutern im Geschmack als heute – insgesamt erstaunlich lebendig (etwas, das wir beim Milton 1949 noch in einem besonderen Ausmaß sehen werden).

Nach einem Zwischengang (das Menü teilte die einzelnen Whiskys voneinander ab und versuchte dabei (höchst erfolgreich) im Geschmack auf die jeweilige Abfüllung einzugehen, gab es etwas ganz Besonderes: 1969 hatte man für das Archiv bei Gordon & MacPhail eine Probe des Milton 1949, damals als Zwanzigjährigen, gezogen und in einer Flasche aufbewahrt. Diese Flasche wurde für das Tasting extra geöffnet und erlaubte uns eine Zeitreise, die uns den 72yo als 20yo präsentierte. Was auffiel: Der Milton 1949 zeigt als 20-jähriger bereits eine erstaunliche Reife, die gepaart mit jugendlichem Schwung einen komplexen und amüsanten Whisky aus dem First Fill Sherryfass ergab, der für sich schon das Zeug gehabt hätte, abgefüllt zu werden. Es zeigte sich auch eine subtile Rauchigkeit im Finish, die wohl der Tatsache geschuldet war, dass zu seiner Entstehungszeit auch immer wieder einmal ein wenig getorftes Getreide in den Speysidern Verwendung fand.

Weiter ging es in der Verkostung mit einem spannenden Hybriden: Zur Hochzeit von Prince Charles und Lady Diana im Jahr 1981 wurde von Gordon & MacPhail ein Whisky abgefüllt, der aus Strathislas der Geburtsjahrgänge des Brautpaars bestand: 1948 und 1961. Er war damit offiziell ein 20 Jahre alter Strathisla, aber die Hälfte davon war 33 Jahre alt. Dieser besondere Whisky hatte eine Eigenschaft, die der Ehe der beiden Protagonisten leider letztlich völlig fremd war: ausgeprägte Harmonie. Sanft wie ein Federbett, mit himbeerigen Noten und einem ausladenden Finish war er ein weiterer Höhepunkt der Verkostung.

Zum Abschluss, sozusagen als Krönung des Events, wurde dann der Milton 1949 serviert. Und was für ein Whisky das war: Einerseits der Inbegriff dessen, was man sich von einem hervorragend gealterten Tropfen erwartet, andererseits mit einer Frische und Lebendigkeit überraschend, die man so nie und nimmer erwartet hat. Ein Ausnahmewhisky, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt – auch mit einem Ausanhmepreis von umgerechnet fast 59.000 Euro.

Den Charakter des Whiskys und seine herausragenden geschmacklichen Komponenten versuchen wir in unserer 3 Minuten Videoverkostung für Sie zu beschreiben – viel Vergnügen beim Zusehen.

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