Freitag, 19. April 2024, 12:44:33

Þoran, Whisky aus Island – Exklusivinterview

poran

Wir haben ja vor einem Monat bereits berichtet, dass eine Gruppe isländischer Geschäftsleute plant, mit der Destillerie Þoran den ersten isländischen Whisky herzustellen. Noch befindet sich das ganze Projekt in der Planungsphase (wenn auch schon weit fortgeschritten), aber natürlich wollten wir für Sie mehr über dieses doch einzigartige Unterfangen herausfinden, das uns einen interessanten Whisky liefern könnte.

Die Redaktion hat daher mit dem Gründer Birgir Már Sigurðsson Kontakt aufgenommen und ein exklusives Interview führen können, in dem wir den momentanen Stand der Dinge und einiges an Hintergrundinformation erfahren konnten.

Birgir Már Sigurðsson
Birgir Már Sigurðsson

Whiskyexperts: Birgir, wir haben ja vor einiger Zeit bereits über euren Plan berichtet, die erste isländische Whiskydestillerie zu errichten. Wie ist der momentane Status?

Birgir Már Sigurðsson: Die Þoran – Gruppe (das Þ wird übrigens wie das englische „th“ in „the“ ausgesprochen) arbeitet hart dafür, diese Destillerie Wirklichkeit werden zu lassen. Zu Beginn des Sommers haben wir eine Förderung erhalten, die es uns ermöglichte, mit lokaler Gerste und isländischem Wasser zu experimentieren. Zudem haben wir unser Konzept weiter ausgearbeitet. Am 23. August werden wir unseren Business-Plan möglichen Investoren präsentieren.

Auf dieser Startup-Konferenzwurde das Projekt in Reykjavik vorgestellt
Auf dieser Startup-Konferenzwurde das Projekt in Reykjavik vorgestellt

Whiskyexperts: Wie sieht es mit den Kosten für dieses Projekt aus?

Birgir Már Sigurðsson: Die sind noch nicht endgültig festgelegt, aber das wird sicher nicht billig. Eine Destillerie von Grund auf neu zu bauen ist niemals billig. Wir wollen klein anfangen, in der Größenordnung einer Mikro-Destillerie, und dann hoffentlich schrittweise wachsen. Momentan kalkulieren wir Kosten und Einnahmen auf der Basis von ca. 20.000 Litern im Jahr, aber die Zahl ist nicht in Stein gemeißelt.

Whiskyexperts: Werdet ihr hauptsächlich für den isländischen Markt produzieren?

Birgir Már Sigurðsson: Nein, denn der alleine wäre zu klein, um die Produktion lokalen Whiskys zu ermöglichen. Deshalb müssen unsere Marketingaktivitäten über Island hinausgehen. Wir werden einiges unternehmen, um unsere Produkte auch online verfügbar zu machen. In den kommenden Wochen werden wir zudem mit dem Vorverkauf von Fässern beginnen – das ist dann im Grunde genommen eine Art von Crowdfunding, um frühzeitig während der Produktion Kapital hereinzubringen. Es ist nebenbei eine durchaus erprobte und erfolgreiche Methode, wie sie zum Beispiel von den schwedischen Destillerien Mackmyra und Box verwendet wurde. Es gibt dem Konsumenten die Chance, schon von Beginn an mit etwas Handfestem dabei zu sein, ein Teil einer sehr speziellen Destillerie zu werden und ihr Wachstum mit zu verfolgen.

Whiskyexperts: Wer steht nun eigentlich hinter dem Projekt Þoran?

Birgir Már Sigurðsson: Das Team besteht aus drei Individuen mit einer gemeinsamen Vision. Die Idee selbst stammt von mir – ich bin Designer und jetzt auch der Gründer und Besitzer des Unternehmens. Der CEO der Firma ist Bergþóra Aradottir, und dann ist da noch Jóhannes Valberg, der Chef der Entwicklungsabteilung.

Whiskyexperts: Es ist ja sicherlich kein einfaches Unterfangen, die erste isländische Whiskydestillerie auf die Beine zu stellen. Woher bekommt ihr die Expertise?

Birgir Már Sigurðsson: Naja, Island hat noch nie Whisky produziert, also haben wir auch keine einheimischen Master Distillers. Es hat uns daher sehr viel Kreativität abverlangt, die richtigen Ratschläge zu bekommen, das nötige Wissen einzusammeln und die wertvollen Beziehungen zu anderen Destillerien und Experten aufzubauen. Wir hatten viel Unterstützung durch Berater aus Schottland, Kanada und den USA, Berater wie Ian Smiley von Smiley’s Home Distilling – er war eine große Unterstützung.

Whiskyexperts: Abgesehen von der Kunst des Destillierens – wie sieht es mit Fässern für die Lagerung aus? Wo wollt ihr die herbekommen?

Birgir Már Sigurðsson: Wenn es um Fässer geht, dann macht uns zunächst unsere Kleinheit sehr flexibel. Wir sind kein gigantischer Konzern mit einer gut eingeführten Produktlinie und einem zugeordneten Geschmack. Das erlaubt uns, verschiedenste Fässer auszuprobieren und gibt uns eine gewisse Freiheit in der Produktion. Wir werden sehr viele Fässer von der Speyside Cooperage beziehen, sowie frische Bourbon Fässer aus Kentucky.

Whiskyexperts: Und die Einrichtung – gibt es da schon konkrete Pläne?

Birgir Már Sigurðsson: Wir sehen uns noch die vielen Offerte an, die wir bekommen haben – aber wir haben uns noch nicht entschieden, bei welchem Anbieter wir landen werden. Wir haben zum Beispiel Angebote von Vendome Cooper and Brass, Forsyth’s, Arnold Holstein und ein paar kleineren Erzeugern.

Whiskyexperts: Wenn es denn einmal so weit ist – wo soll die Destillerie stehen?

Birgir Már Sigurðsson: Sie wird im alten Hafenbezirk von Reykjavik stehen, aber die Fässer werden wir im isländischen Hochland lagern. Irgendwann hoffen wir, die gesamte Produktion unter einem Dach vereinen zu können, nahe dem Hochland im südwestlichen Winkel von Island, die Gegend, die nicht gerade den besten Ruf in der isländischen Geschichte hat, weil dort im 13. Jahrhundert Gesetzlose und Banditen gehaust haben sollen – aber wir finden das spannend und wollen das in unsere Marke einbauen.

Whiskyexperts: Und dann wird man ja einmal einige Zeit warten müssen.

Birgir Már Sigurðsson: Genau. Die Herstellung von Whisky erfordert vor allem eines: Geduld. Wir sehen zwar, dass einige höchst erfindungsreiche Distiller in den Vereinigten Staaten an Möglichkeiten arbeiten, die Reifung zu beschleunigen – aber wir halten nichts von Abkürzungen. Entweder macht man Whisky ordentlich oder gar nicht. Daher wird man vor 2017 sicherlich kein Produkt von Þoran in den Regalen der Händler finden. Allerdings: Wer ein Fass kauft, der kann natürlich jederzeit in der Destillerie vorbeischauen und den Whisky während seiner Reifung verkosten.

Auf der Website von Þoran wird man voraussichtlich ab 1. August Fässer bestellen können...
Auf der Website von Þoran wird man voraussichtlich ab 1. August Fässer bestellen können…

Whiskyexperts: Was wird isländischen Whisky eurer Meinung nach auszeichnen?

Birgir Már Sigurðsson: Nun, Island hat eigentlich alle Zutaten, um großartigen Whisky herzustellen: Überfluss an unglaublich reinem Wasser, eine wachsende Gerstenproduktion, eine reine und einzigartige Umwelt, in der der Whisky wird reifen können – und eine Zupackermentalität, die uns Isländer auszeichnet. Wir glauben auch, dass unsere jahrhundertealte Fertigkeit darin, Fisch und Fleisch zu räuchern, auch dazu verwendet werden kann, die Gerste zu trocknen und zu räuchern – was sicher etwas Einzigartiges in den ganzen Prozess einbringen wird. Gibt man noch die Tatsache dazu, dass wir Gletscherwasser verwenden werden, das auf natürliche Weise durch Vulkangestein gefiltert wurde – dann kann man sich vorstellen, dass dabei etwas herauskommen wird, was die Whiskywelt so noch nicht geschmeckt hat.

Der Whiskygenießer will immer wieder etwas Neues probieren. Etwas Unterschiedliches und Einzigartiges. Wir glauben, dass isländischer Whisky diese Bedürfnisse bestens abdecken wird. Island ist mittlerweile ein Synonym für eine reine und unberührte Natur geworden, und das wird einem Naturprodukt wie Whisky sicher etwas Unverwechselbares hinzufügen.

Whiskyexperts: Vielen Dank fürs Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft.

 

Whiskyexperts wird natürlich auch in Zukunft dieses interessante Unternehmen weiter verfolgen und Berichte darüber bringen.

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