Von Erhard Ruthner, Wien
In der heutigen, vielfältigen Whiskylandschaft Österreichs stechen einige Produzenten alleine durch ihre Vielfalt in der Produktion deutlich heraus. Eines dieser Häuser befindet sich in St. Nikolai im Sausal, Steiermark. Brigitte und Michael Weutz haben dort mit der Destillerie Weutz (weitere Infos hier) mehr als ein Kleinod der Destillierkunst geschaffen. In einem revitalisierten Haus in Mitten der Ortschaft steht die Brennerei, die mit ihren Führungen auch als Besuchermagnet funktioniert.
Das Ganze begann vor mehr als 20 Jahren als Hobby. Michael experimentierte damals im Keller seines Wochenendhauses mit Früchten und versuchte mit viel Enthusiasmus und noch mehr Experimentierfreude gute Destillate zu erzielen. Nicht ohne Erfolg, denn schon bald galten seine Brände als Geheimtipp und die teils ausgefallenen Sorten, wie Kiwi oder Bio-Tomate, kamen beim Publikum so gut an, dass sich die Produktion ständig ausweitete.
Von der Frucht zum Getreide
Nach diesem Beginn als „Fruchtbrenner“ war es ein Kombination aus Neugier und Zufall, der schließlich zur Herstellung des ersten Whiskies – made in der Steiermark – führte. Nur wenige Kilometer von seinem Heimatort entfernt, in Flamberg, traf Michael Weutz auf einen Gleichgesinnten. Michael Löscher, der Braumeister der kleinen Flamberger Brauerei beschäftigt sich gerne mit alten Brautechniken und stellt Biere nach traditioneller Art, wie zB das Steinbier her. Dazu kommen auch innovative Ansätze, so dass die Brauerei inzwischen mehr als 50 Biersorten in Produktion hat. Michael und Michael taten sich also zusammen und entwickelten im Jahr 2003 auf Basis des Steinbiers den ersten Whisky – Hot Stone. Seither haben sie zehn weitere Sorten umgesetzt, wobei sehr stark aus Regionalität Wert gelegt wird. Für den ersten Teil der Produktion, das Brauen des „Distiller´s Beers“ ist Michael Löscher zuständig. Die sorgfältige, zweifache Destillation, sowie der der Reifungsprozess obliegt Michael Weutz.
Seine Frau Brigitte leitet das Geschäftliche. Als Geschäftsführerin übernimmt sie die Vermarktung, organisiert die Führungen durch die Brennerei und hilft bei allem Nötigen. Darüber hinaus umfasst das Team zwei Mitarbeiter. Mit großem Einsatz sorgen sie alle dafür, dass der Whisky aus dem Hause Weutz die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient, als innovatives Produkt in einem internationalen Spirituosensektor. (Anmerkung des Autors: Sogar auf der schottischen Insel Islay habe ich ein Whisky-Pub gefunden, in dem Weutz Whisky auf der Karte zu finden war).
Die Destillerie Weutz hat sich inzwischen ganz der Whiskyproduktion verschrieben und daher die Produktion der Fruchtdestillate zurückgestellt. Allerdings befinden sich der Vodka Nikolai No. 2 und der Bio-Absinth im Portfolio. Besondere Erwähnung verdient der Whisky-Balsamico, bei dessen Herstellung die sonst für das Whiskyproduktion vorgesehen Malz zu Essig verarbeitet und in Fässern gelagert wird.
Ein Überblick über die Bandbreite der Destillate von Weutz:
Hot Stone:
In einen Ansatz aus 100% Gerste werden am Ende des Mälzprozesses etwa 1000°C heiße Basaltsteine in die Maische gelegt. Die entstehnde Karamelisierung des Zuckers wirkt sich geschmacklich deutlich im Endprodukt aus. Gelagert wird er in französischen Limousin Eichenfässern mit Medium Toasting.
Hot Stone gibt es als:
Hot Stone, 42% vol.
Hot Stone+, 50% vol.
Hot Stone Cask Strength, 64% vol.
White Smoke
Das Malz aus 100% Gerste wird über buchenholzfeuer getrocknet. Die rauchig-röstigen Aromen kommen deutlich zum Tragen. Die Verwendung französischer Allier Eiche mit leichtem Toasting sorgt für eine schönen Balance zwischen Destillat und Fass und erhöht die Komplexität des Geschmacks.
Black Peat
Steirischer Torf aus Schwanberg kommt zur Trocknung des Malzes (100% Gerste) zum Einsatz Zusätzlich sorgt das jodhaltige Wasser des Kurortes Bad Radkersburg für eine einzigartige Note. Die leicht getoasteten Allier Fässer bringen Körper, ohne zu sehr geschmacklich in den Vordergrund zu treten.
St. Nikolaus
Single Malt. Ohne Schnörkel und ganz natürlich. Lediglich die Allier Eichenfässer haben Einfluss aus den Geschmack und geben dem weichen, milden Whisky seine feine Struktur.
Moonshine
Mit seinen 48% vol. gehört er zu den kräftigen Ausprägungen des Hauses. Deutlich Kaffee-, Röst- und Schokoladearomen, die zum Teil vom gerösteten Gerstenmalz, als auch von den stark getoasteten Limousin Fässern herrühren machen ihn zum idealen Begleiter von Kaffee und Bitterschokolade.
Green Panther
Steirischer geht es kaum. Dem Gerstenansatz werden etwa 10% Kürbiskerne beigefügt. So entsteht eine Note nach gerösteten Nüssen, die der Lagerung in Limousin Eichenfässer trotzt. Zusätzlich entsteht eine feine Würznote und ein trockener Abgang.
Maroon
Maroni im Getreidebrqand? Warum nicht!. Die Zugabe von 10% gebrannter Kastanien im Gerstenmalz erzielt einen fruchtigen und sehr milden Brand, bei dem auch nach der Lagerung in Allier Eiche noch deutliche Anklänge von Maroni zu finden sind.
Origin Spelt
Dinkel findet sich in klassischen Whiksies eher selten. 51% davon, gemischt mit Gerstenmalz bilden hier die Basis. Die Limousin Eiche mit medium toasting erhält die grün-grasigen Noten in dem eng verwobenen, intensiven Whisky.
Golden Wheat
Hier spielt der Weizen die Hauptrolle. In der Mischung mit Gerstenmalz (51%-49%) setzen sich die sehr fruchtigen Noten durch, die auf Grund des Einsatzes von Allier-Eichen verstärkt werden. Eine schöne Struktur, aber auch viel Süße, Honig und Exotik. Kommen zu Tage.
Franziska
Zu Ehren der Tochter der Familie benannt. 5% Holunderblüten finden in der Gerstenmalzmaische Platz und geben dem Destillat eine herrliche, blumig-blütige Noten. Auch der relativ hohe Alkoholgehalt von 48% vol. und die Lagerung in stark ausgekohlten Limousineichenfässern tun der Harmonie keinen Abbruch. Ein kräftig-erfrischendes Erlebnis.
Sugar Corn
Die amrikanische Whiskeytradition findet in dieser Version ihren Ausdruck. 51% Mais werden mit 49% Gerstenmalz gemischt, um die fruchtigen Noten inder Nase und die weichen Aromen zur Geltung zu bringen. Die medium Linousineichenfässer sorgen für dezente Röst- und feine Vanillearomen.
Whiskymalz-Balsamico
Direkt aus Whiskymalz wird der Balsamico gewonnen, indem der Ansatz mit eigenen Essigkulturen weiter vergoren und anschließend für 3 Jahre in Eichenfässern mit viel Sauerstoff bei 28°C gelagert. Der kräftige Malzessig macht sich bestens bei gegrillten Fleischgerichten.
Wodka und Absinth
Weizen und Gerste zu je 50% sind Basis des Nikolai No.2 Wodka s. Dreifach destilliert, aber nur zum Teil gefiltert und dann im Edelstahltank gereift. Die Geruchspalette reich von duftig bis würzig.
Die Rezeptur des Absinth geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Auf Basis von reinem Gerstenalkohol werden die Bio-Kräuter angesetzt. Dadurch erhält der Absinth seine kräftigen, bitteren und frischen Noten. Für Kenner!
Erhard Ruthner, Privatkundenbetreuer bei World of Rum, gilt als DER Kenner der österreichischen Whiskylandschaft. in loser Folge stellt er bei whiskyexperts österreichische Destillerien und deren Produkte vor. Alle Bilder copyright Erhard Ruthner, mit freundlicher Genehmigung.
Der Link zur Destillerie funktioniert leider nicht !