Freitag, 22. November 2024, 14:35:39

Fait votre jeux! Wird der Whiskymarkt zum Casino?

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Sein Geld durch Investieren zu vermehren ist ganz einfach. Zwei Dinge müssen nur beachtet werden: zum richtigen Zeitpunkt muss gekauft werden, und auch der Moment des Verkaufes muss wohl gewählt sein. Nicholas M. Pollacchi, Chief Executive Officer von The Whisky Dog und The Whisky Isle, stellt auf CNBC dar, wie einfach dies auch mit Whisky funktionieren kann. Dem an manchen Stellen sehr verdutzt schauendem Moderatoren-Paar stellt er seine Empfehlungen vor: Cutty Sark 25yo, Glenrothes 1970 Extraordinary Cask und The Macallan “M”. Nachdem man diese Flaschen erworben hat, kann man zuschauen, wie sich ihr Wert in den nächsten Jahren automatisch mehr als verdoppeln wird. Mindestens. Zwangsläufig und wie durch Zauberei. Sagt Nicholas M. Pollacchi.

Nicholas M. Pollacchi weiß, wovon er redet  und was er nicht erwähnt: über 12 Jahre war er in der Whiskyindustrie angestellt, er arbeitete – man staune –  u.a. für The Macallan und The Glenrothes. Diese beiden Brennereien gehören zur The Edrington Group, ebenso auch der Blend Cutty Sark. Und wir müssen davon ausgehen, dass sein Vortrag, trotz der durchaus diskussionswürdigen Begleitumstände, auf offene Ohren stieß: in seinem Shop The Whisky Isle sind zwei seiner Empfehlungen schon ausverkauft, nur The Macallan “M” ist dort noch erhältlich (und von der hört man, dass sie sich in vielen Regalen eher träge verhält).

 

Dass es einen Unterschied zwischen dem Wert und dem Preis gibt, mussten das Glasgower Auktionshaus McTear’s sowie Dru McPherson und Mike Drury erfahren. Letztere hatten 2009 die zu diesem Zeitpunkt größte Whiskyflasche der Welt geschaffen. 105,3 Liter des 14-jährigen Tomintoul Single Malt Whisky nahm die 127,5 cm große und 41,5 cm breite Flasche auf. Zwei Jahre später nahm Jack Daniel’s ihre Stelle im Guinness Buch der Rekorde ein, 152 cm groß und 48,5 cm breit befinden sich in ihr 184 Liter Whiskey. Mittlerweile präsentierte The Famous Grouse eine 200-Liter-Flasche.

Dru McPherson und Mike Drury beschlossen, sich von ihrer zu dem Zeitpunkt nur noch zweitgrößten Flasche zu trennen. Ein Jahr lang wurde diese Flasche beim Scotch Whisky Experience in Edinburgh ausgestellt, eigentlich genug Zeit für Kaufinteressierte, das nötige Kleingeld für diese Abfüllung zu sammeln. Dem Glasgower Auktionshaus McTear’s wurde in dieser Woche dann die Ehre zuteil, sie zu versteigern. Erwartet wurde ein Gebot zwischen £ 100.000 und £ 150.000, doch es fand sich niemand, der bereit war, auch nur das Mindestgebot dieser Flasche zu bezahlen. The Spirit Business zitiert Steven McGinty, den Whisky-Gutachter von McTear’s, mit den Worten: „Es war einzigartig, aber ich werde nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, weil unter anderen Umständen werden die Besitzer ihren gewünschten Betrag verdienen. Heute war einfach nur nicht der Tag, an dem jemand geneigt war, hierfür zu bieten.“ So einfach kann man es auch sehen.

 

Oliver Klimek hat auf seinem Whiskyblog „Dramming“ bei den Auktionshäusern nach eigenen Angaben den Überblick verloren. Gerade in diesem Jahr ist zu den traditionellen Auktionshäuser eine große Menge dazu gekommen, die ausschließlich Whisky im Internet versteigern. Auch hier wird unendlicher Wachstum versprochen. Oliver Klimek zitiert in seinem Artikel David Robertson, er war Rare Whisky Director bei The Dalmore, vorher Master Distiller bei The Macallan und gründete zusammen mit Lindon Neil, einem früheren Investment Banker bei RBS und der Wachovia Bank, im Oktober 2012 „The Whisky Trading Company“:

„Mit einem bereits bestehenden riesigen Markt bei Wein-Investitionen, wächst Whisky als alternative Anlage-Markt im In-und Ausland. Allein in Großbritannien konnten Whisky Auktionshäuser im Jahr 2012 14.000 Flaschen verkaufen, ein großer Sprung von knapp 2.000 aus im Jahr 2008. Bis 2020 wird diese Zahl voraussichtlich um 114 Prozent auf 30.000 Flaschen wachsen. Global wurden 2012 rund 75.000 Flaschen versteigert zu einem geschätzten Wert von 11.000.000 £, und dies wird sich voraussichtlich im Volumen auf 150.000 Flaschen im Jahr 2020 verdoppeln bei einer Verdreifachung des Wertes aus £ 33.000.000, der Trend zur Premiumisierung wird sich fortsetzen.“

Oliver Klimek wäre nicht überrascht, wenn viele Whisky-Sammler, die ihre Flaschen ihre Flaschen zu den damaligen Preisen gekauft haben nun versucht sind, diese mit einem erheblichen Gewinn zu veräußern, solange die Nachfrage so hoch ist. Und dass das vielleicht zu viel(e) sein könnten.

 

Becky Paskin fragt auf The Spirit Business, wie teuer Scotch Whisky noch wird und kann keine eindeutige Antwort finden. Einerseits übersteigt die Nachfrage nach seltenen und wertvollen Whisky das Angebot. Andy Simpson, Gründer von Whisky Highland, sagt, dass er global eine Zunahme der Nachfrage für eine Vielzahl von verschiedenen Marken, Malts und Blends sieht, speziell aber für seltene Whiskys, hier steige die Nachfrage exponentiell. Anderseits erreicht manch seltener Whisky bei Versteigerungen noch nicht einmal seinen damaligen Verkaufspreis. So erreichte eine Flasche Highland Park 50 yo bei einer Online-Auktion im Dezember 2012 einen Preis von £ 5.800 – im Einzelhandel war sie für £ 10.000 erhältlich, was einen Verlust von 40% bedeutet. Doch dies scheint eher die Ausnahme zu sein. Laut Whisky Highland erfuhren Sammlungen der Destillerien Brora (bis 82%), The Balvenie (78%) und Brackla (72 %) den größten Wertzuwachs von Januar 2008 bis Juni 2013. Dies sollte uns eigentlich tief in unser Portemonnaie greifen und auf diesem Markt reich werden lassen.

„Es ist nur ein komplettes Glücksspiel, wenn Du nicht weißt, was du tust“ ist der Rat von Andy Simpson. Und noch einen Tipp hat er parat: Alter vor Schönheit. Gerade die ausgefallenen Decanter sind jene, die sich preislich eher in die Südrichtung bewegen. Der Inhalt einer Flasche wird auch in Zukunft wichtiger sein als die Form.

 

 

 

 

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