Monat für Monat stellen wir Ihnen auf Whiskyexperts einen Whisky vor, den wir beachtenswert finden. Es ist eine der seltenen Gelegenheiten, in denen wir uns in der Redaktion Subjektivität gestatten, und so gibt es immer verschiedene Vorschläge, bevor wir einen finalen Kandidaten auswählen. Diesmal ging das recht schnell, denn wir waren uns schnell einig, dass diese Ehre im April einem Newcomer gebührt: dem Wolfburn First General Release.
Dabei geht es uns eigentlich gar nicht so sehr um den Whisky – denn ein Dreijähriger bleibt ein Dreijähriger (auch wenn der Wolfburn für sein Alter schon bemerkenswert gereift ist), sondern mehr um das Gesamtkonzept „Wolfburn“, das uns rundherum gelungen erscheint.
Als wir im Frühjahr 2013 in Kapstadt den Besitzer der Destillerie, Andrew Thompson, trafen, trafen wir einen Mann voller Begeisterung und einem klaren Ziel vor Augen: Oben in Thurso, nahe seines Heimatortes Wick, eine Destillerie vom Feinsten zu machen. Thompson holte sich die besten Leute und das beste Equipment, stellte eine funktionale, aber erstklassige Destillerie auf das schmucklose Industriegelände – und tat drei Jahre lang nichts anderes, als dort die Produktion „seines“ Whiskys zu perfektionieren. Man produzierte keinen Gin, man legte nur ein kleines Founders-Programm ohne viel Publicity auf – alles Zeichen dafür, dass es von Anfang an nicht an den Mitteln mangelte, den Traum ohne Kompromisse zu realisieren.
Es war uns möglich, die Reifung des New Makes von Anfang an über Verkostungssamples zu begleiten – und es stellte sich rasch heraus: Hier reift etwas Gutes. Shane Fraser, der dem Vernehmen nach dem Wechsel von Glenfarclas zu Wolfburn sofort und unmittelbar nach dem ersten Schluck aus der Quelle der Destillerie zugestimmt hatte, scheint den Prozess der Herstellung perfektioniert zu haben – die Fassproben konnten in jeder Stufe auf ihre Art überzeugen.
Als es dann im Februar dieses Jahres soweit war und die erste Ausgabe des Whiskys abgefüllt wurde, setzte man einen selbstbewussten und – unserer Meinung nach – goldrichtigen Schritt: Es gab zwar eine kleine Sonderauflage (die vielleicht auch etwas unglücklich über die diversen Märkte verteilt wurde), aber der First General Release wurde sehr breit und vor allem zu einem vernünftigen Preis angelegt. So macht man sich bekannt – und man macht sich Good Will in der Whisky-Community – selbst wenn man momentan in Wolfburn mit dem Abfüllen nicht mehr ganz nachkommt. Es ist genug da, und es lässt sich schon heute mit einiger Sicherheit vorhersagen, dass jene, die neue Whiskys kaufen, um sie gewinnbringend und (auch das muss einmal gesagt sein) steuertechnisch illegal auf Onlineplattformen zu verkaufen, wenig Freude mit der Erstausgabe von Wolfburn haben werden – ganz im Gegensatz zu jenen, die nicht nur eine Flasche davon aufmachen wollen.
Gutes Konzept – guter Whisky – gutes Marketing: All diese Punkte haben uns dazu bewogen, den Wolfburn zu unserem Whisky des Monats April zu machen. Wir sind uns sicher, dass diese Erstausgabe der Beginn einer langen Freundschaft sein wird, ähnlich, wie wir es mit Kilchoman erlebt haben…