Ernie – Ernst J. Scheiner sprach mit dem Präsidenten der Deutschen Whiskybrenner Hans-Gerhard Fink.
Der Landwirt Hans-Gerhard Fink betreibt seit der Einrichtung einer Verschlussbrennerei in Nellingen (Schwaben) die größte deutsche Whiskybrennerei finch, die 2013 um die 4000 Besucher begrüsste und eine Produktionskapazität von 250 000 Liter aufweist. Seit der Gründung des Verbands Deutscher Whiskybrenner e.V. im Jahre 2013 ist er dessen Präsident.
Gibt es denn eigentlich den deutschen Whisky, wie und worin unterscheidet er sich vom Schottischen u.a.?
Den „Deutschen Whisky“ gibt es nicht! Viele deutsche Brenner destillieren unterschiedliche Rohstoffe, reifen den Whisky in individuell unterschiedlichen Fasstypen unter verschiedenen Bedingungen. Dabei entsteht eine Vielfalt an Whiskys.
Schottische Whiskys werden im Pot Still-Verfahren destilliert, wie ist das mit den deutschen Destillaten? Sind die Ergebnisse vergleichbar?
Deutsche Whiskys werden überwiegend in Pot Stills hergestellt. Einige wenige, überwiegend in den nördlichen Teilen Deutschlands lagern Getreiderohsprit oder klassischen Korn (z.B. von Euroalkohol), um schnell günstig auf den Zug aufzuspringen.
Die Ergebnisse aus den deutschen Pot Stills sind in der Regel besser, da Vor- und Nachlauf aus dem Prozess entfernt werden und nicht bei der nächsten Destillation wieder zugefügt und somit verschleppt werden.
Gibt es bestimmte immer wiederkehrende Aromenstrukturen in deutschen Whiskys?
Ganz klar, nein.
Welchen Einfluss hat das deutsche Klima auf die Fassreifung?
Der Temperaturverlauf und das gesamte Klima im Warehouse beeinflussen die Reifung. Ich denke wir werden im Vergleich etwas schnellere Reifung haben als in Schottland oder in Schweden, aber viel langsamer als in Spanien oder Südindien.
Wann sind deutsche Whiskys eigentlich trinkreif?
Wenn sie schmecken, mild und rund sind.
In welchen Fässern reifen deutsche Destillate besonders gut?
In Eichenfässern. Ich arbeite mit gebrauchten Fässern, andere mit Neuen, das ist die Frage des Konzepts.
Wird sich der deutsche Whisky zu einem internationalen Produkt entwickeln können?
Auf jeden Fall, nur wird nicht jede Brennerei die für einen Export notwendige Menge produzieren.
Was sind die entscheidenden Faktoren, die eine solche Entwicklung positive beeinflussen?
Die Disziplin und die Glaubwürdigkeit einer regionalen, handwerklichen, qualitätsorientierten Produktion sind unsere Eckpfeiler. Die Goldgräber unter den Produzenten, die sich mit verbrauchertäuschenden Methoden auszeichnen, gefährden diese Entwicklung gewaltig. Der Verband wird für seine Mitglieder eine klare Abgrenzung zu solchen Fehlentwicklungen darstellen.
Hat Ihr Verband für seine Mitglieder Qualitätskriterien für die Herstellung von Whisky festgelegt wie die Austrian Whisky Association?
Bei uns muss jedes Mitglied eine eigenständige, produzierende Brennerei betreiben und glaubwürdig, authentisch im Fasslager Whisky nach dem europäischen Spirituosenrecht reifen und herstellen. Ist das nicht gegeben ist keine Aufnahme möglich oder es kommt zum Ausschluss.
Wird es eine geschützte Geographical Idication, also geografische Herkunftsbezeichnung wie Deutscher Whisky, Schwäbischer Whisky oder Bayrischer Whisky geben?
Für eigene, geschützte GI sind wir noch zu jung in der Whiskyproduktion, das wird sich entwickeln. Wenn sich nach der Pionierphase von den Whisky brennenden Destillerien richtige Whiskybrennereien herauskristallisiert haben, werden wir sicher darüber nachdenken müssen.
Wie viele Mitglieder hat ihr Verband?
Unser Verband Deutsche Whiskybrenner hat mit Stand Februar 2014, 26 Mitglieder und 6 Fördermitglieder.
Wir danken für das Gespräch.