Ende Juni hatten wir von Whiskyexperts gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Journalisten und Bloggern die Möglichkeit, auf Einladung des deutschen Importeurs Kirsch Whisky die dänische Brennerei Stauning zu besuchen und über unsere Eindrücke zu berichten. Wir tun das in einem mehrteiligen Beitrag, den wir heute mit dem zweiten Teil über die neue Brennerei fortsetzen. Teil eins können Sie hier lesen. Viel Vergnügen damit!
Ein Besuch bei der Stauning Distillery – Teil 2: Neu machen
Beim Neubau der Stauning Brennerei hat man sich ganz bewusst nicht auf den behübschenden traditionellen oder einen rein funktionalen Baustil eingelassen. Man versuchte einen Brückenschlag: Die Bauform der alten Gebäude findet sich in den Silhouetten der neuen wieder, ansonsten sollte sich das innovative, experimentelle Denken, das – fast möchte man sagen: notgedrungen – die Geschichte der Brennerei diktiert hatte, Im Neubau zeigen. Und so sind das Alte und das Neue einerseits völlig unterschiedlich, aber dann dennoch irgendwie zusammengehörend:
Wir sind neugierig darauf, was uns in der modernen Brennerei erwartet, die in den Glaselementen die schöne Landschaft der Umgebung widerspiegelt.
Aber schon bevor wir sie betreten, werden wir mit einer weiteren interessanten Idee konfrontiert: Alex Højrup Munch, einer der Gründer von Stauning, der uns über das Gelände führt, zeigt uns die schwarz verkohlte Türe ins Gebäude. Nein, hier hat es nicht gebrannt, meint Alex, man könne aber auf diese Weise bei den Führungen gleich mal auf das Thema der ausgekohlten Fässer kommen und über die Geschmacksbildung im Whisky reden. Und die Türe füge sich so auch perfekt in die schwarze Fassade ein.
Drinnen sieht es zunächst einmal gar nicht nach einer Destillerie aus, eher nach einem seltsamen Hybriden zwischen Reithalle und leerem Kuhstall:
Die langen Bahnen mit Betonboden lassen zunächst einmal nichts über ihren Verwendungszweck erahnen.
Aber die Maschine ganz hinten, die kommt uns bekannt vor:
Damit wird klar, wo wir hier sind: Diese riesige Halle ist der fast vollständig automatisierte Mälzboden der Brennerei – eine Anlage, wie es sie sonstwo (noch?) nirgends gibt. Hier bringt die Destillerie Stauning im großen Stil das Getreide zum Keimen und damit dazu, in den Körnern Zucker zu bilden, der dann später mit Hefe in den Gärbottichen zu Alkohol umgewandelt werden kann.
Die Bahnen mit dem Getreide sehen gigantisch aus. Momentan sind nur zwei davon benutzt – die Brennerei arbeitet noch weit von der maximalen Kapazitätsgrenze entfernt.
Langsam und beständig und vor allem leise versieht hier die Getreidewendemaschine ihren Dienst.
Wenn man die Maschine bei der Arbeit sieht, dann fällt auf, dass sie eine Weiterentwicklung derer ist, die wir in der alten Brennerei gesehen haben. Die „Finger“ sind nun etwas versetzt, weil sie so gleichmäßiger arbeiten können. Und was man nicht sieht: auf einer Seite ist sie leicht erhöht, damit sie nicht im Laufe ihrer Arbeit alles auf eine Seite schiebt, sondern das Getreide gut verteilt bleibt.
Nach einiger Zeit muss die Keimung gestoppt werden – und dazu schaufelt man das Getreide dann in die Kiln, den Ofen. Das geschieht mittels einer archimedischen Schraube, die vom Mälzboden in die Kiln führt:
Alex erklärt das Prinzip hier – und was die Kiln bei Stauning so einzigartig macht:
Und so sieht das gekeimte Getreide dann aus:
Wir verlassen nun das erste Gebäude der neuen Stauning Destillerie, das den Mälzboden und die Kiln enthält und schauen uns kurz einmal an der Rückseite der Brennerei um…
[easy_panorama id=“797706″]
Hier finden sich Silos für das Getreide…
…und Landwirte aus der Gegend können sich die nahrhaften Produktionsrückstände für ihr Vieh abholen. Hier soll nichts verschwendet werden – Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind bestimmende Faktoren bei Stauning.
Nun aber betreten wir das zweite Gebäude der neuen Brennerei, dort sind die Maisch- und Gärbottiche sowie die Mühle für das gemälzte Getreide untergebracht.
Die Getreidemühle ist wohl das konventionellste Stück der Ausstattung:
Die Maischbottiche sind aus Edelstahl.
Im nächsten Raum, mit einem wunderbaren Ausblick, stehen die Gärbottiche, die ebenfalls in Edelstahl ausgeführt sind. Insgesamt acht davon hat die Brennerei.
Bei Stauning kann man auch den „Unterbauch“ der Destillerie besuchen – und das tun wir auch. Dort sieht man, wie groß eigentlich diese Gärbottiche sind:
Bevor es in das Haus mit den Brennblasen geht (davon berichten wir im dritten Teil unseres Reports), machen wir noch einen Abstecher in eines der Lagerhäuser, wo die Sammeltanks für den fertigen Spirit und eine Abfüllanlage für die Flaschen untergebracht sind.
Die handbetriebene Abfüllanlage für die Flaschen:
Während wir uns den Raum ansehen, fällt uns eine bauchige Flasche mit der Beschriftung Devil’s Cut auf. Wir fragen Alex, was es damit auf sich hat. Er erklärt uns, dass dies Reste aus entleerten Fässern sind, die hier gesammelt werden (und nicht dazu, um dann weggeschüttet zu werden).
Das weckt unsere Neugierde. Natürlich wollen wir den Devil’s Cut probieren. Mit seinen 62.4% Alkoholstärke bringt er eine gewaltige Holzfracht – und wenn man die Farbe in der Ballonflasche und im Glas betrachtet, weiß man, woher er sie hat. Ein Erlebnis!
Im dritten und vorläufig letzten Teil unseres Reports geht es dann in die „Kathedrale“ der Stauning Destillerie mit ihren 24 Brennblasen. Dort erhalten wir Einblicke, wie sie noch wenige gesehen haben, bevor wir dann in ein Lagerhaus gehen und aus verschiedensten Fässern kosten dürfen. Bis dahin aber noch ein paar Bilder der Brennerei…
Disclaimer im Sinn unserer Redaktionsrichtlinien: Unser Aufenthalt bei Stauning wurde von Kirsch Whisky, dem deutschen Importeur, organisiert und finanziert. Das Unternehmen hatte keinerlei Einfluss auf die Gestaltung des Beitrags.