Freitag, 29. März 2024, 12:19:38

Exklusiv: Interview mit Martin Markvardsen, Brand Ambassador Highland Park

Exklusiv: Interview mit Martin Markvardsen, Brand Ambassador Highland Park

Martin Markvardsen 3

Martin Markvardsen ist seit 2006 Brand Ambassador der nördlichsten Whisky Destillerie auf den Orkneyinseln – Highland Park. In seiner Funktion ist der 47-Jährige verantwortlich für den nördlichen und baltischen Raum, er reiste jedoch auch nach New York, Südafrika, Moskau und Japan, um Highland Park dort bekannt zu machen.

Geboren und aufgewachsen in Kopenhagen, wurde sein Interesse für Whisky erstmals bei einer Reise nach Schottland geweckt. Ab diesem Zeitpunkt gab es für den zweifachen dänischen Box-Champion keinen Weg zurück, bis er nicht alles erdenklich Mögliche über Scotch Whisky erfahren hatte. Dafür besuchte er jede Destillerie Schottlands – und arbeitete auch in einigen von ihnen – um jeden Schritt von der Produktion bis zur Lagerung zu erlernen. Martin war außerdem Whisky Manager in der weltberühmten Craigellachie Hotels Quaich Bar, die 780 verschiedene Single Malts in ihrem Sortiment hat. 2009 wurde er zum „Keeper of the Quaich“, der höchsten Auszeichnung der schottischen Whisky-Industrie, sowie zum ”Master of Malt” ernannt.

Martin verbringt die Hälfte seiner Zeit mit Reisen, er veranstaltet Trainings und Fortbildungen sowie Verkostungen für Bars, Restaurants und Whisky Clubs und nimmt an Messen teil. Bis heute beteiligte er sich an zahlreichen Büchern und Fachartikeln über Whisky. Zu seinen Vorträgen kommen alle Whisky-Liebhaber – angefangen von Einsteigern bis hin zu Experten – um an seinem Fachwissen teilzuhaben. In seiner Freizeit geht er immer noch seiner zweiten Leidenschaft – dem Gewichtheben – sowie dem Kochen nach.

Whiskyexperts hatte die Möglichkeit, mit Martin in Wien ein Gespräch über die Vergangenheit und Zukunft von Highland Park zu führen.

Wenn du auf die letzten Jahre von Highland Park schaust, wie siehst du diese?

Die letzten Jahre waren für Highland Park eine sehr erfolgreiche Zeit. Es reihten sich viele Erfolge aneinander, speziell mit den Limited Editions. Der 18jährige hat sowohl die Anerkennung als auch die Zuneigung der Whiskykenner errungen. Speziell die Range der Valhalla Collection, und davor die Earl Magnus Editions, hat das Interesse an Highland Park gesteigert. Das bemerke ich besonders bei meinen Reisen. Die Leute interessieren sich immer mehr für Highland Park und was wir so machen.

Wir müssen jetzt aber auch sehen, dass Highland Park nicht die größte Brennerei ist. An den Punkt, an dem wir jetzt sind, sind wir vielleicht ein wenig zu schnell gekommen. Wie viele andere Destillerien auch, haben wir nun ein Problem mit unseren Lagerbeständen. Deshalb haben wir beschlossen, jetzt auch so etwas wie den Dark Origins machen. Die Probleme mit dem Lagerbestand bedeuten nicht, dass wir unsere Qualität reduzieren müssen, wir machen nur etwas Neues und Anderes.

Was denkst Du sind die Faktoren, die Highland Park in der Entwicklung limitieren? Ist es die Produktionskapazität oder das Fass-Management oder etwas anderes?

Jetzt im Moment dreht sich alles um Lagerbestände. Wie viele andere Destillerien in Schottland, haben wir zwischen 1982 und 1993 nicht sehr viel Whisky produziert. Eine Menge Destillerien mussten damals sogar die Läden dichtmachen. In dieser Zeit wurde die Produktion bei uns auf ein oder zwei Tage in der Woche heruntergefahren. Der Whisky aus dieser Zeit wurde schon für Blended Whisky genutzt oder für jüngere Malts. Wenn wir jetzt über 18jährige, 21jährige oder 25jährige Highland Parks sprechen: Davon haben wir momentan nicht viel. Wir haben im Moment in unseren Warehouses jede Menge jüngeren Whisky, 12- oder 15jährigen, der irgendwann mal 18 Jahre alt und älter sein wird. Und wir haben Whisky, der 40 oder 50 Jahre alt ist. Aber dieser Whisky ist kein Dram für jeden Tag.

Wir haben also ein Problem, das viele andere Brennereien auch haben: Whisky im Alter zwischen 18 und 25 Jahren.

Aus diesem Grund wurde auch der Highland Park 15 eingestellt. In unseren Lagerhäusern befinden sich einige Fässer, die bald 18 Jahre Lagerung hinter sich haben. Auf den Märkten, in denen Highland Park wächst, können wir uns auf den 12jährigen und den Dark Origins konzentrieren. Auf den Märkten wie Österreich, Italien und Deutschland können wir dann den Bedarf an Highland Park 18 besser abdecken. Aufgrund der Situation in unseren Warehouses ist es das, was wir im Moment machen können. Auf manchen sich entwickelnden Märkten ist der Highland Park 18 also ein wenig limitiert, damit wir diesen auf Märkte bringen können, wo sich die Leute mit Highland Park auskennen.

Martin Markvardsen 2

Und wie sieht es mit dem Dark Origins aus?

Es ist ein wenig teurer, so einen Whisky zu produzieren, weil man eine Menge Sherry Casks benötigt. Wir haben aber beim Dark Origin, zusammen mit unserem Master Blender, die Möglichkeit, eine breitere Palette an Fässern zu verwenden. Wir können hier auch einen 10jährigen verwenden, solange die Qualität des Whiskys stimmt. Bei den NAS haben wir den Vorteil, eine breitere Auswahl nutzen zu können als bei Age Statement Whiskys. Der jüngste Whisky beim letzten Batch vom Dark Origin ist 11 Jahre, der älteste 15 Jahre alt. Aber: Wenn die Qualität vorhanden ist, könnten wir auch mit dem Alter heruntergehen auf 8 oder 9 Jahre. Aus diesem Grund haben wir den Dark Origins als NAS konzipiert. Wir nutzen hier zu 80% First Fill Sherry Casks. Und wie gesagt: die Preise für diese Fässer sind einfach sehr hoch.

Und der 12jährige ist immer noch die wesentliche Abfüllung?

Der 12jährige ist ein Whisky, auf den wir uns auf jedem Markt fokussieren müssen. Er ist die Einführung in Highland Park, selbst, wenn man unerfahren mit Whisky ist. Wenn Du einen guten Dram für jeden Tag zuhause haben möchtest, auch wenn Du mit Whisky schon sehr erfahren bist, triffst Du mit dem Highland Park 12 eine sehr gute Wahl. Wir glauben auch, dass der 12jährige immer noch eine sehr hohe Qualität hat, auch gemessen am Preis.

Korrigiere uns bitte, sollten wir falsch liegen: Wir haben das Gefühl, dass das Geschmacksprofil des 12jährigen in den letzten Jahren nicht sehr einheitlich war.

Es hat sich ein wenig geändert. Wenn man zurück geht zu der Zeit, in der der 12jährige zum ersten Mal erschien, damals kam der Highland Park 12 auch zu einem gewissen Teil aus Bourbon Casks. Danach waren es zu 100% Sherry Casks aus europäischer Eiche. Im Vergleich dazu benutzen wir jetzt auch Ex-Bourbon Casks. Wir versuchen gerade, das Geschmacksprofil nicht allzu sehr vom Fassmanagement bestimmen zu lassen. Wir benutzen immer noch 20 % First Fill Sherry Casks aus europäischer Eiche, wir nutzen aber auch Sherry Fässer aus amerikanischer Eiche. Von ihnen kommt diese Nussigkeit. Aus diesem Grund hat sich das Geschmacksprofil in den letzten 10 – 12 Jahren geändert. Aber in den letzten zwei, drei Jahren ist es stabil geblieben. Wir folgen zwar nicht unbedingt Trends, aber wir wollen natürlich für so viele Leute wie möglich gut schmecken.

Highland Park
Eingang zur Highland Park Distillery. Foto von David Wyatt unter CC-Lizenz

Lass uns noch einmal auf den Dark Origins zu sprechen kommen. Er scheint sehr gut angekommen zu sein. Es ist nicht einfach, diesen hier zu bekommen.

Oh ja, der Dark Origins ist sehr gut angekommen. Und wir sind ein bisschen überrascht. Für das erste Batch wurden nur 41 Fässer verwendet. Und wir dachten uns, wir schauen erst einmal, wie er so angenommen wird. Er muss erst eingeführt werden, und das dauert eine Weile. Aber es lief extrem gut. Batch 1 war augenblicklich ausverkauft. Also füllten wir ein weiteres Batch ab, und von diesem ist auch bald nichts mehr vorhanden.

Insgesamt lief es mit dem Dark Origins viel besser, als wir hofften. In meinen Master Classes sind viele überrascht von dieser Qualität eines NAS Whiskys. Und im Moment ist der Dark Origins der Highland Park mit dem besten Absatz.

Und erneut erzählen wir mit dem Dark Origins die Geschichte von Magnus Eunson, was von den Leuten immer noch gemocht wird. Wegen seiner dunklen Seite heißt der Whisky auch Dark Origins.

Eine Frage zum Thema Krieger und Götter. Was wird als Nächstes kommen?

Wir haben jetzt erst einmal die Valhalla Collection mit Odin beendet, was auch ein sehr großer Erfolg war. Und natürlich beschäftigen wir uns nun mit einem Ersatz für die Valhalla Collection. Ich kann bis jetzt nur sagen, dass wir weiterhin eine Geschichte erzählen werden. Wir können es noch nicht ganz genau sagen, vielleicht werden wir uns dem Thema „Wikinger“ widmen. Wir haben uns auch die Orkneys angeschaut und ihre besondere Plätzen wie Skara Brae und Scapa Flow. Aber im Moment denken wir, dass es sehr beliebt sein wird, wenn wir Geschichten der Wikinger und ihrer Mythen erzählen.

Wir werden Valhalla und seine Götter nicht weiterführen und ich weiß nicht, ob das Thema  Wikinger oder Walküren schon als Nächstes kommen wird, aber wir werden es aufgreifen.

Wenn du schätzen müsstest: wieviel Prozent der Flaschen der Valhalla Collection wurden auch geöffnet?

Eine wirklich gute Frage. Ich würde sagen, es wurde vielleicht die Hälfte geöffnet und die andere Hälfte steht bei Sammlern. Wir wissen, dass viele Sammler zwei Flaschen kaufen, eine für die Sammlung und eine zum Öffnen. Und wir wissen, dass etwa ein Drittel an Restaurants und Bars verkauft wurde, und hoffentlich haben sie die Flaschen auch für ihre Gäste geöffnet. Insgesamt würde ich schätzen, dass die Hälfte geöffnet wurde.

Bei einer Abfüllung wie Odin, die aus 17.000 Flaschen besteht, gibt es eine weitere Diskussion. Kann das überhaupt Limited Edition genannt werden, bei 17.000 Flaschen?

Aus meiner Sicht, wenn es innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft ist – in Schweden gab es zum Beispiel 1.500 Flaschen, die in 92 Sekunden ausverkauft waren – dann heißt limited hier, dass es nicht genug gibt. Und dann sind 17.000 natürlich limited. Aber wir haben nicht erwartet, dass Odin so schnell ausverkauft sein wird. Wir dachten, dass diese 17.000 ok sind. Und wir haben gelernt, dass dem nicht so ist. Und deshalb werden wir für unsere nächste Serie mehr abfüllen. Bei unserer ersten Trilogie mit Earl Magnus, Saint Magnus und Earl Haakon waren es auch nicht viel mehr Flaschen, und diese war auch schnell ausverkauft. Deshalb sind wir erfreut, die Gesamtmenge bei der nächsten Serie auf 23.000 Flaschen zu erweitern. Vielleicht sind diese dann auch schnell ausverkauft, aber das wissen wir vorher nicht.

Highland Park Odin

Ist dies nicht ein zweischneidiges Schwert? Die Abfüllungen der Valhalla Collection ist ohne Frage nicht günstig. Für einen 15-jährigen oder 16-jährigen Whisky sind sie nicht billig. Viele Leute denken sich, Highland Park schreckt mich ab, sie verärgern mich, weil sie für einen Whisky, den ich gerne trinken würde, soviel Geld haben möchten.

Ich verstehe schon, dass diese Abfüllungen zu teuer für die Leute sein könnten, die sie wirklich trinken möchten, und ich verstehe auch, dass sie sich über die Verpackung beschweren. Aber: wenn es die Box nicht gäbe, würden sich andere darüber beschweren. Es wird immer ein Dafür und Dagegen sein.

Insgesamt ist der Whisky teurer geworden, nicht nur die Limited Editions, auch ein 12-jähriger und auch die NAS-Whiskys. Was die Leute oft vergessen: dass wir für Öl mehr bezahlen müssen, dass die Gerste teurer geworden ist. Und wir müssen auch für unser Wasser und auch unsere Abwässer bezahlen. Und, ja, auch wenn man das einrechnet, ist es immer noch ein sehr hoher Preis für einen 15-jährigen oder 16-jährigen Whisky.

(Hält ein wenig inne) Wie ihr hören könnt, komme ich nicht aus dem Marketing-Bereich. Und deshalb kann ich hier nur meinen alten Boss zitieren. Als wir ihn fragten,  warum die Preise von Macallans, im Vergleich zu ähnlichen anderen Marken, so hoch sind, sagte er: „Weil wir es können“.

Ich werde oft auf die Preise der Highland Park Limited Editions angesprochen und frage dann: Wenn ihr eine Brennerei hättet und euren Whisky für 50 € verkauft, aber ihr könntet ihn auch für 500 € verkaufen, was würdet ihr machen?  Die meisten sagen dann: „Ich möchte schon, dass mein Whisky auch getrunken wird“. Aber, wenn Du diesen Whisky auch genau so gut für 500 € verkaufen kannst? „Ja, dann natürlich.“

Und es gibt noch etwas Weiteres zu bedenken. Wir haben über Jahre aus der Geschichte des Whiskys  gelernt. Der Verkauf von Whisky hatte immer seine Aufs und Abs. Gott sei Dank befinden wir uns in den letzten 10 bis 15 Jahren in einem Hoch. Aber wir wissen nicht, ob und wann wir an einen Punkt wie 1983 kommen. Werden die Leute irgendwann nur mehr Rum trinken, oder schwenken die Leute vielleicht wieder auf Cognac um? Wir müssen JETZT Geld verdienen.

Und dann gibt es auch noch die schwierige Situation in den Warehouses, in der wir nicht wissen, ob wir irgendwann nichts mehr haben oder uns nichts mehr abgekauft wird – was hoffentlich nicht eintreten wird – oder ob wir in die Situation kommen, in der wir einen kontinuierlich gleichbleibenden Stock haben. Mit diesen Perspektiven versuchen wir eine Balance zu finden zwischen Preis und Qualität.

Und hoffentlich finden die Leute, dass unser Whisky das Geld wert ist. Ich werde danach immer wieder gefragt, und ich bin eigentlich die falsche Person, weil ich sage, ja, er ist es wert.

Wir verkaufen auch einen 50-jährigen, für ungefähr 15.000 €. Und hier wird gesagt, dass dieser Preis nicht so hoch ist, weil dieser Whisky für Sammler ist.

50Highland-Park

Wir müssen bei den Preisen immer die Balance finden. Wir wissen, dass dies ein hoher Preis ist, auch für ein Sammlerstück. Aber auch verglichen mit anderen Brennereien, sind das die Preise, die für Sammlerstücke und Limited Editions bezahlt werden.

Martin Markvardsen 4

Wir haben eine abschließende Frage an alle Personen die wir interviewen. Wenn Du ein Whisky wärst, welcher würde es sein und warum?

(Lacht) Das ist eine sehr gute Frage. Ich denke, ich würde ein Highland Park 21  sein. Der Grund dafür:  Highland Park 21 ist ein wenig anders als die Core Range. Er reifte zu 100 % in Sherry Fässern aus amerikanischer Eiche, was ihn einzigartig macht. Und sein Alkoholgehalt mit 47,5% ist ein wenig höher. Für mich ist er einer dieser Whiskys, die eine Menge Kraft haben, und dabei ist er aber auch sanft.

Martin, vielen Dank für das Interview.

Das Gespräch führten Dirk Piesczek und Bernhard Rems

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