Donnerstag, 28. März 2024, 15:03:12

Forgotten Masterpieces – Gordon & MacPhail Lost Distilleries Tasting im Brühler Whiskyhaus

Unser Bericht vom einzigartigen Lost Distilleries Tasting - veranstaltet von Gordon & MacPhail, dem Brühler Whiskyhaus und Kirsch Import

Das Unwiderbringliche übt einen eigenen Reiz aus, denn es birgt die wohl gewichtigste Form von Exklusivität. Bei Whisky bedeutet es: Jeder Whisky aus den Beständen einer verloren gegangenen Brennerei verringert gnadenlos die Bestände, bis tatsächlich nichts mehr davon erhältlich ist. Und darum faszinieren Whiskys aus diesen Destillerien Whiskyfreunde auf der ganzen Welt.

Wenn es in der Whiskywelt so etwas wie einen Kurator für die letzten Bestände vieler dieser Brennereien gibt, dann ist es zweifellos Gordon & MacPhail. Der unabhängige Abfüller aus Elgin besitzt wohl die größte Sammlung von Fässern aus Destillerien, die es nicht mehr gibt oder die nicht mehr produzieren. Das ist deshalb, weil das Unternehmen als alteingesessener Familienbetrieb seit über 125 Jahren beste Kontakte zu den Brennereien pflegt – UND schon früh die Bedeutung eigener Lagerbestände erkannt hat. So finden sich in den Warehouses des Unternehmens echte Schätze – die knapp vor Weihnachten bei einem besonderen Tasting im Brühler Whiskyhaus verkostet werden konnten.

Das Tasting war das einzige seiner Art in Europa – und wenn man sich ansieht, was Gordon Muir, European Sales Manager bei Gordon & MacPhail in den Whiskyshop von Marco Bonn mitnahm, dann versteht man auch warum. Flankiert von einem Longmorn 1987 und einem Strathisla 1987, die von Marco Bonn und Kirsch Import zur Verfügung gestellt wurden, hatte Muir sechs Losts im Gepäck:

  • Imperial 1993
  • Glen Mhor 1982
  • Lochside 1981
  • St. Magdalene 1982
  • Convalmore 1982 und
  • Banff 1975

Begleitet wurde die Verkostung, mitveranstaltet von dem deutschen Importeur von Gordon & MacPhail, Kirsch Import sowohl kulinarisch – mit einem dem Anlass entsprechend ausgezeichneten 4 Gänge Menü, als auch den Informationen und Anekdoten von Gordon Muir und Marco Bonn.

Ob nun Lost Distillery oder nicht: jeder einzelne der an diesem Abend von den rund 30 Gästen verkostete Whisky konnte auf seine Art überzeugen – und zeugte damit von dem Fachverstand der Menschen bei Gordon & MacPhail, die ihre insgesamt 38.000 lagernden Fässer erstens bestens betreuen und zweitens aus Erfahrung wissen, wann der beste Zeitpunkt für eine Abfüllung der Schätze gekommen ist.

Gordon Muir gewährte im Lauf der Verkostung aus sehr interessante Einblicke in die Arbeitsweise von Gordon & MacPhail. Man kauft nur selten direkt New Make, um ihn in den eigenen Warehouses reifen zu lassen. Zumeist lagern die Fässer, die Gordon & MacPhail selbst zur Verfügung stellt (man will gerne die komplette Kontrolle über die Fassreifung behalten) noch in den Ursprungsdestillerien, bevor sie nach ca. sechs Jahren in die Lagerhäuser des unabhängigen Abfüllers überführt werden.

Apropos Schätze: Natürlich sind die Whiskys aus Lost Distilleries nicht günstig, und in der allgemeinen Preisentwicklung stechen sie nochmals hervor, da sie tatsächlich immer seltener und daher für den Markt immer wertvoller werden. Imperial, als einer der noch halbwegs verfügbaren Whiskys aus Lost Distilleries, ist da mit seinen unter 400 Euro pro Flasche eine Ausnahme – Raritäten wie Banff oder Lochside sind nur mehr um das Zehnfache davon zu erhalten.

Eine immer wieder gerne gestellte Frage: Schmeckt man, dass ein Whisky mehrere tausend Euro kostet? Die Antwort ist eindeutig: Nein. Man schmeckt, dass er etwas Außergewöhnliches ist, denn die meisten dieser Whiskys haben eine Art von Geschmack, die man in den aktuellen Kreationen der Destillerien nicht findet – einerseits wegen der zumeist langen Reifungszeit, andererseits aber auch deshalb, weil die Produktion vor 40, 50 Jahren einfach noch ganz anders erfolgte und die Rohstoffe anders waren. Der Preis orientiert sich aber weniger am Geschmack als an der Seltenheit und der Nachfrage – diese beiden Dinge bezahlt man zu allererst, wenn man einen Lost verkosten will.

Die Whiskygenießer, die an diesem Abend zugegen waren, konnten am Ende des Abends ihren Lieblingswhisky per Applaus bestimmen – nach Nennung der einzelnen Whiskys durch Michel Reick, der für den Importeur Kirsch Import mit bei Marco Bonn war. Sieger wurde, unserer Meinung nach völlig zu Recht,  der Lochside mit seinen 40 Jahren und einem sehr lebendingen, fruchtigen und tiefgehenden Geschmacksprofil – eben very old style. Aber wie schon gesagt: Verstecken brauchte sich in dieser Verkostung kein einziger Whisky – und die perfekte Menübegleitung tat das Ihre dazu, dass dieser Abend ein ganz besonderer wurde.

Unsere drei ganz persönlichen Top Whiskys waren jedenfalls der Lochside, der wunderbar lowlandische St. Magdalene und der Glen Mhor, der weniger durch Geschiffenheit als durch das Ursprüngliche, etwas Ruppige und Nussige überzeugte. Und jetzt, da diese Zeilen geschrieben sind, ist die Lust, die acht Whiskys des Abends nochmals zu verkosten, zwar nutzlos, aber nur schwer beherrschbar…

Unser Dank gilt Kirsch Import für die Einladung zu diesem Tasting, Marco Bonn für die Gastfreundschaft im Brühler Whiskyhaus und Gordon Muir von Gordon & MacPhail für die fachkundige Begleitung. Ein Interview mit Marco Bonn und einen Videorundgang durch den Tasting-Raum und das Geschäft in Brühl finden Sie hier.

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