Freitag, 15. November 2024, 09:21:45

Hat Chinese, der für 2cl Macallan 9.999 Franken ausgab, Fälschung getrunken?

Indizien dafür werden gerade unter den Malt Maniacs diskutiert

Wir haben gestern recht lange überlegt, ob wir die Meldung über den chinesischen Gast, der im Hotel Waldhaus in St. Moritz ein Glas Macallan 1878 um 9.999 Schweizer Franken trank, bringen sollten – uns dann aber dagegen entschieden, weil die Nachricht ohnehin durch alle Medien ging.

Heute aber ist ein Aspekt aufgetaucht, der die Sache in ein anderes Licht rückt und sie WIRKLICH mit Nachrichtenwert versieht: Die geöffnete Flasche Macallan 1878 war nach Meinung von Serge Valentin und anderen erfahrenen Mitgliedern der Malt Maniacs eine Fälschung.

Bild © Hotel Waldhaus, St. Moritz

Hat der Chinese also viel Geld für Fusel ausgegeben? Indizien deuten darauf hin. Die Flasche, die geöffnet wurde (Mitte des Bildes) ist nämlich höchstwahrscheinlich eine eigentlich gut bekannte Fälschung, die schon im Jahr 2004 aufgedeckt wurde (hier ein Artikel aus Whiskymag, der das beschreibt). Auch historisch betrachtet ist die Flasche ein Ding der Unmöglichkeit, wie Serge Valentin unter Berufung auf Diageo anmerkt:

Just to make sure, „Macallan and Talisker Distilleries ltd“ never existed, as Kemp never owned both distilleries at the same time and Diageo (Taliisker) had confirmed they never found any traces of such a company. And second, all the similar whiskies (various vintages) that Macallan had bought had been proven fakes.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Korken, den man in der Fotostrecke der Originalmeldung sieht: Laut der Meinung von Emmanuel Dron, eines Malt Maniacs, der schon viele Flaschen aus der Zeit untersucht und geöffnet hat (und auch eine Menge an Fakes), lässt der Korken ein sonst wichtiges und übliches Zeichen der Alterung vermissen, nämlich eine Schrumpfung zu seinem unteren Ende hin. 

Diese und andere Hinweise nähren den Verdacht, dass der chinesische Hotelgast sehr viel Geld für einen Fake-Whisky ausgegeben haben könnte. Serge ist übrigens überzeugt davon, dass die Hoteliers des auch in Whiskykreisen höchst reputablen Hauses nichts über die Problematik der Flasche wussten und den Whisky in gutem Glauben anboten. Endgültige Gewissheit wird aber wohl nur eine direkte Untersuchung der Flasche ergeben können. Vergleichsmaterial aus dem Jahr 2004 ist ja genügend vorhanden…

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