Montag, 28. April 2025, 18:47:42

Loch Lomond – Ungeahnte Vielfalt einer besonderen Scotch-Destillerie

Ein Gastbeitrag mit Verkostungsnotizen über ein Tasting mit Brand Ambassador Alan Reid - von Spirituosenexperten Erhard Ruthner

Es gibt wohl keine andere Brennerei in Schottland, die mit ihren technischen Gegebenheiten so vielfältigen Whisky produzieren kann wie Loch Lomond. Und auch wenn die Whiskys von dort lange Zeit keinen besonderen Ruf hatten, hat sich das in der letzten Dekade fundamental verändert.

Davon konnten sich auch Whiskyfreunde in Wien bei einem Tasting mit dem europäischen Brand Ambassador Alan Reid am Dienstag voriger Woche wieder einmal überzeugen. Für Whiskyexperts war unser Gastautor Erhard Ruthner (vielfältig zertifizierter Spirituosenexperte und Gründer von Raise Your Spirits) vor Ort dabei und hat für Sie seine Eindrücke und die Tasting Notes zu drei Abfüllungen aus der Highland-Brennerei aufgeschrieben:

GastartikelAutor: Erhard Ruthner

Loch Lomond – Ungeahnte Vielfalt einer besonderen Scotch-Destillerie

Ein spannendes Whiskyfrühstück im Büro von Salud Spirits führte den Anwesenden wieder einmal eindrucksvoll vor Augen, dass man bei Whisky kaum auslernen kann. Speical Guest war Alan Reid, der seit 2019 für die Loch Lomond Group als Brand Ambassador für ganz Europa zuständig ist. Nach dem „full scottish breakfast“ begann die spannende Verkostung und Diskussion über die Whiskystile des Hauses.

Das Loch Lomond, der große See knapp eine Autostunde westlich von Glasgow ist nicht nur Namenspate für die 1966 entstandene Brennerei, es prägt auch sehr die Landschaft. Loch Lomond ist auch unter schottischen Whiskykennern eine eher unbekannte bis unterschätze Brennerei. Lange Zeit verband man die Destillerie, die als Einzige in Schottland sowohl Malt als auch Grain Whisky herstellen kann, mit eher billigen Standard Blends und nicht sehr aussagekräftigen Malts. Hier muss man feststellen, dass sich die Loch Lomond Group – bestehend aus Loch Lomond, Glen Scotia und Littlemill (geschlossen)- eine neue Ausrichtung gegeben hat.

Loch Lomond. Bild © Whiskyexperts 2019

Vielfalt durch Destillation

Wie erwähnt verfügt die Loch Lomond Distillery als einizige in Schottland über verschiedene Typen von Brennapparaten an einem Standort. Neben klassichen Pot Stills sind 2 „Straight Neck“-Pot Stills und 2 Coffey Stills zur Verfügung.

Straight Neck Still

Hier handelt es sich um Brennblasen, die nicht wie sonst üblich einen Helm und den klassischen Schwanenhals aufweisen, vielmehr ist auf die Brennblase eine gerade Rühre aufgesetzt, die mit mehreren Glockenböden versehen ist. Dadurch lassen sich Alkohol in verschiedenen Stärken gewinnen. So wird ein New Make mit etwas über 60% und ein weiterer mit 80% vol erzeugt.

Coffey Still für Malt

Eine der beiden Countinious Stills im Haus wird für wash aus 100% gemälzter Gerste verwendet – also ein „Malt“, der so nicht bezeichnet werden kann, da er nicht in Pot Stills destilliert wird.

Peated or Unpeated?

Bei Loch Lomond werden viele Stile verfolgt. Wie international in anderen Ländern bekannt, möchten die Verantwortlichen eine Auswahl an New Makes haben, die sie dann zu ihren Whiskykreationen zusammenstellen können. Daher wird zwischen unpeated, medium peated und heavily peated (ca 50 PPM) unterschieden. Und da alle Torfgrade in allen Destillen gemacht werden (wobei bei den Straight Neck Stills noch zwischen Low Strength und High Strength unterschieden wird), kommt man allein bei den Malts auf 8 verschiedenen New Make Varianten.

Tasting the Whisky

Natrülich hat Loch Lomond eine große Auswahl an Malts, Alan demonstrierte an drei Abfüllungen die Unterschiedlichkeit, die fast ausschließlich auf die Zusammenstellung der New Makes zurückzuführen ist. Alle verkosteten Malts haben 46% vol. und sind 12 Jahre in refill Bourbon caks gelagert.

Loch Lomond 12 years Inchmurrin (100% unpeated)

Benannt nach der größten Insel im Loch Lomond, die auch die größte Süßwasserinsel Großbritanniens ist. Hergestellt wird  der Inchmurrin ausschließlich aus New Make, der in hoher Alkoholstärke von den Straight Neck Pot Stills gewonnen wird.
Tasting Note: In den Nase feingliedrig mit Pfirsich, crèmigen anklängen an Porridge, Zimt und feinem Karamell. Am Gaumen fruchtig, fast dropsige Noten von roten Williamsbirnen, ein Hauch von poliertem Holz. Weiche Struktur mit passender Malzsüße und und salzigem Karamell im Abgang.

Loch Lomond 12 years, Inchmoan (heavily peated)

Inchmoan ist eine aus Torf bestehende Insel im Loch Lomond, der früher von den Bewohnern des nahe gelegenen Orts Luss genutzt wurde, um den Ort mit Brennmaterial zu versorgen. Folglich wird der Inchmoan aus New Makes gemacht, die alle stark getorft (50PPM) sind. Sie stammen aus den klassischen Pot Stills und aus den Straight Neck Stills (low und high strength)
Tasting Note: Die kräftige Torfnase wird von Vanille und dunklen Gewürzen umspielt. Schwarzer Pfeffer und ein minzige Frische kommen dazu. Im Mund druckvoll und dicht mit all spice, geräuchertem Speck und Kaffeebohnen. Im Finish ein Hauch von Zitronenschalenabrieb, dann folgen Noten von verbranntem Holz und erneut schwarzer Pfeffer.

Loch Lomond 12 years perfectly balanced (unpeated & medium peated)

Hier sind ungetorfte New Makes aus allen drei Varianten mit medium getorftem Stoff aus der Straight Neck Still (Low stregth) im Spiel. Tasting Note: Fruchtige Noten aus Apfel, Birne und Zitrus werden mit dezentem Rauch umspült, dahinter liegen malzige Attribute. Das Mundgefühl ist angenehm und mittelkräftig mit Holzrauch, feinwürzigen Früchten und etwas Karamell im Finish.

Ausgehend von diesen Abfüllungen ist es spannend sich näher mit Loch Lomond Single Malts auseinanderzusetzen, denn neben verschiedenen Altersstufen, von NAS bis hin zu 30 Jahren (auf der offiziellen Website um £ 600,00), werden auch immer wieder verschiedene Fass Finishes angeboten. Darüber hinaus finden Freunde der experimentellen Abfüllungen bei den Distillery Editions die Ergebnisse der Versuche des Master Distillers Michael Henry.

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