In einem recht umfangreichen Artikel auf Forbes widmet sich der Whiskyanalyst und -broker Mark Littler dem Crash des sekundären Whiskymarktes im abgelaufenen Jahr (und zum Teil schon im Jahr davor) – und warum der durchaus eine gute Sache sein könnte.
Mit der Korrektur, die bislang stattgefunden hat, sind die Marktpreise für Whiskys auf das Niveau von 2021 zurückgekehrt. Littler argumentiert, dass dieser Rückgang vor allem zu Lasten der Flipper, also jener Menschen, die durch rasches Kaufen und Verkaufen von „Hype-Flaschen“ (die durchaus auch alte Abfüllungen sein konnten) gegangen ist – und dass diese den Markt frustriert und mit zum Teil erheblichen Verlusten verlassen haben.
Für Sammler, die langfristig denken, bewegen sich die Preise immer noch fast exakt 100% über dem Level von 2016 – was laut Littler auf eine fundamentale Stärke des Whiskymarktes hindeutet. Bis 2018 hätten geduldige Sammler den Markt und die Preise bestimmt, dann begannen dioe Jäger des schnellen Geldes Whisky zu entdecken und die Preise in die Höhe zu treiben.
Momentan sucht der Markt laut Littler das Preisniveau, auf dem engagierte Sammler und Whiskykenner wieder einsteigen können. Gut zeigt sich das am Beispiel der Macallan Red Collection 60yo, bei der der Preis sukzessive Woche für Woche um gut 3.000 Dollar zurückgeht – und die Käufer dennoch ausbleiben. Irgendwann aber wird der Punkt erreicht sein, wo Käufer wieder einsteigen. Das wird dann der Punkt sein, wo sich der Markt stabilisiert. Ob man diesen Punkt bereits erreicht habe oder ob das noch dauern wird, liesse sich momentan schwer sagen.
Was ist nun das Gute für Littler am Absturz des Sekundärmarkts? Er argumentiert, dass es für Investoren mit Hintergrundwissen nun wieder so weit sei, dass man neue Veröffentlichungen zu einem vernünftigen Preis kaufen könne, weil das Angebot größer sei als die Nachfrage. Der Markt für Flipper sei komplett ausgetrocknet, man sähe dies am The Macallan Time:Space Mastery Lotterieangebot – es ist der erste Macallan seit 2018, der über ein Lotteriesystem angeboten wurde und nicht ausverkauft ware, bevor er den regulären Handel erreichte.
Bei unabhängigen Abfüllern, also dem Fassmarkt, ergab der Preissturz und die sinkende Nachfrage das Problem, dass die Flaschen nicht mehr oder nur mehr sehr langsam die Regale der Händler verließen – und damit auch weniger Nachfrage seitens des Handels nach neuen Abfüllungen besteht. Damit kaufen unabhängige Abfüller auch weniger Fässer – vor allem deshalb, weil nach den Informationen von Littler die Fasspreise lange Zeit sich nicht den Marktrealitäten anpassten.
Kleine unabhängige Abfüller tun sich laut dem Artikel hier leichter, weil sie zum Teil direkt an Konsumenten verkaufen. Große Unabhängige können durch Lagerkosten für ihre Fässer und durch die Preise, die sie vielleicht in den letzten vier Jahren für ihre neuen Fässer bezahlt haben (und haben mussten) in Schwierigkeiten kommen – je nach Geschäftsmodell.
Phil Thompson von der Dornoch Castle Distillery, der mit seinem Bruder auch als unabhängiger Abfüller fungiert, hat sich auf die Situation bei seinen Bottlings mit einem flexiblen Margenziel eingestellt – und versucht so, den Abfluss von Bottlings zu steuern:
Generell blickt Littler in seinem Artikel eher positiv auf das kommende Jahr und beschließt seinen Artikel mit einem optimistischen Satz:
For patient investors who understand the current opportunities in undervalued bottles and casks, this more measured market environment could prove advantageous.