Tim und Gaynor Barry sind vor sechs Jahren aus Portsmouth nach Schottland gezogen. Sie haben sich nahe der Destillerie Macallan ein Häuschen gekauft – mit Blick über weite Wiesen, in Brutgebiete für Nachtigallen und auf den Ben Rinnes. Jetzt aber werden sie bald auf eine 100 Millionen Pfund schwere Baustelle blicken – und danach wohl auf einen hohen Erdwall.
Macallan, eine Legende unter den Destillerien in Schottland, wird die Destillerie mit Einsatz von viel Geld erweitern. 10 Lagerhäuser und eine Fassbinderei sollen gegenüber von Familie Barry entstehen, davor ein hoher Erdwall – und da ist man im Hause Barry natürlich nicht sehr erfreut darüber.
Aus diesem Grund haben sie laut einem Bericht in Aberdeen Press & Journal auch den Cabinet Secretary for Rural Affairs, Food and Environment, Richard Lochhead, beauftragt, ihre Einsprüche der Planungskommission zu überbringen. Lochhead hat die Barrys auch besucht und sich vor Ort ein Bild gemacht. Aber Mut gemacht dürfte er ihnen wenig haben: „Es liegt alleine an der Planungskommission, ob und wie die Arbeiten weitergehen“, sagte er der Zeitung.
Die Destillerie argumentiert so, wie große Unternehmen immer argumentieren – logisch, faktisch richtig und sich ihrer Bedeutung bewusst: Man habe das Möglichste getan, um allen Anliegern gerecht zu werden, die 10 Lagerhäuser würden das Verkehrsaufkommen in der Region deutlich reduzieren, da man weniger Fässer anderswo unterbringen müsse – und schließlich schaffe man im Sinne der Gemeinschaft jede Menge Arbeitsplätze.
Die Planungskommission entscheidet heute.
Mr. und Mrs. Barry werden wohl ihren Kampf nicht mit dem heutigen Tag aufgeben können. Und selbst wenn: Das Dilemma ist universal. Persönliche Bedürfnisse müssen fast zwangsläufig immer und überall mit gesellschaftlichen und und wirtschaftlichen Interessen kollidieren. Und es wird immer Verlierer geben, egal, wie entschieden wird.
Nachtrag: Macallan hat heute am Abend die Genehmigung für den Bau der Fassbinderei und der 10 Lagerhäuser erhalten…
Nachtrag 2: Hier ein weiterer Bericht in Aberdeen Press & Journal über das Ehepaar nach der Planungsgenehmigung.