Illicit Stills, also Brennereien, die an der Steuer und an den Behörden vorbei arbeiteten, sind für die Vergangenheit des schottischen Whiskys prägend. Wenn man scherzhaft meint, dass jeder Bauernhof in Schottland einst eine illegale Brennerei war, so liegt in dieser Übertreibung tatsächlich ein Körnchen Wahrheit.
Archäologen des National Trust for Scotland meinen, dass noch tausende illegale Brennereien (oder besser gesagt, deren Überreste) in Schottland verborgen liegen – und man bittet die Bevölkerung nun um Mithilfe, um diese Stätten katalogisieren zu können.
130 dieser „Geheimbrennereien“ kenne man im Rahmen der Datenbank des NTS bereits, und Derek Alexander, der Leiter der archäologischen Abteilung, sieht es als gesichert an, dass noch tausende davon irgendwo auffindbar sein sollten oder bereits bekannt seien, aber noch nicht in der Datenbank vermerkt.
Als das private Brennen von Whisky verboten wurde, nachdem es lange Zeit als zusätzliche Einnahmequelle und für den Eigenkonsum betrieben wurde, wich man aus den eigenen Gehöften in abgelegenere Plätze aus, um vor den Augen der Gesetzeshüter verborgen bleiben zu können. Diese Brennplätze sind für Archäologen auch leichter zu identifizieren als solche in auch für andere Zwecke benutzen Schuppen und Ställen.
Finden ließen sich diese illegalen Brennplätze wohl am ehesten in der Nähe von Wasser, dort, wo es zusätzlich möglichst rauchfrei verbrennendes Holz wie Wachholder gab – und dennoch nicht zu weit weg von Siedlungen und Wegen, damit man den Whisky auch transportieren konnte.
Weil es relativ wenige schriftliche Aufzeichnungen über solche Illicit Stills gab, und weil die Archäologie diese lange Zeit vernachlässigt hatte, ist eine Bestandsaufnahme jetzt schon schwer geworden. Der NTS hat bislang 30 davon auf eigenen Grundstücken ausgegraben, und gräbt momentan auch dort, wo die erste Glenlivet Destillerie von George Smith stand. Für die restlichen, noch nicht katalogisierten illegalen Brennereien, bittet man jetzt um die Mithilfe der Bevölkerung, die Geschichten rund um solche Plätze an den National Trust for Scotland melden soll.
Einmelden kann man diese Informationen über Canmore, dem Online Katalog für historische Plätze mit Einträgen zu mehr als 300.000 historischen Plätzen in Schottland.
Wer sich unter unseren Lesern für die Geschichte des schottischen Whiskys interessiert, wird übrigens in der öffentlichen Facebook-Gruppe Forgotten Whisky History fündig werden, die von einem Spezialist.innen-Team rund um Jens Fahr geleitet wird. Hier geht es, neben anderen Themen, natürlich auch um Illicit Stills, und das mit viel Akribie und Liebe zum Thema.
Addendum: Unsere Leserin Annette Gatz hat uns Bilder aus dem Mai 2019 gesendet, von einem Besuch der illegalen Brennerei Mulchaich auf der Black Isle. Wir bringen Sie hier mit ihrer freundlichen Erlaubnis. Mehr Infos zur Mulchaich Distillery finden Sie in diesem Artikel: https://www.nosas.co.uk/visitmulchaichdistillery.asp