Sonntag, 22. Dezember 2024, 08:14:45

Whisky des Monats Januar 2022: Black Bottle 10 yo

Mit diesem Blend begrüßen wir das Jahr 2022

Unsere Nachricht aus der Abteilung „Whisky des Monats“ zum neuen Jahr lautet: Hier ändert sich nichts! Weiterhin werden wir zum jeweiligen Ersten eines Monats Ihnen eine Abfüllung präsentieren, die uns mit ihrer Qualität und ebenfalls mit ihrem Preis überzeugt, und zusätzlich eine hohe Verfügbarkeit vorweisen kann. Oft bewegen wir uns da abseits der Trends, und manches mal fällt unsere Wahl auf ein Bottling, welchem wir uns einfach ein klein wenig mehr Aufmerksamkeit wünschen. Wie beispielsweise in diesem Monat. Denn wir schauen uns die Blends aus dem Hause Black Bottle an und empfehlen Black Bottle 10 yo.

Alles Gute zum Neuen Jahr

Jahreswechsel! Dies ist normalerweise spätestens der richtige und passende Zeitpunkt, um eine kurze wie auch etwas unbestimmte – weil so dann auch ein klein wenig richtig – Aussicht auf das kommende Jahr zu publizieren. Artikel mit Überschriften wie „Auf diese zehn Destillerien sollten Sie achten“ versprechen ähnliche Klickraten wie Artikel mit Überschriften wie „Die zehn Besten“, „Die zehn Größen“ und „Die zehn Teuersten“. Und auch wir müssen zugeben: Ab und zu greifen wir auch hier zu, verzichten hier allerdings auf Klicks genierenden Zusätze wie „Nummer sieben wird Sie überraschen“.

Viel Potential bei den Blended Whiskys

Normalerweise geben wir auf Whiskyexperts keine Prognosen ab, und werden dies auch zukünftig nicht tun. Und doch vermuten wir, dass vielleicht bei den Blended Scotch Whisky viel Entwicklungspotential vorhanden ist. Oder dies sich bereits schon entfalltet hat, und wir das mit einer kleinen Verspätung auch jetzt bereits schon bemerken.

Denn auf der einen Seite bemerken wir schon seit längerem eine ständige Über-Premiumisierung. Sie führt weiterhin dazu, dass neue Abfüllungen auf dem Markt häufig nur noch mit dem Label „Limitiert“ erscheinen. Und dieses Label dann zeitgleich zu unlimitierten Preissteigerungen führt – wenn nicht im Fachhandel, dann doch irgendwann auf dem sogenannten Sekundär-Markt, auf dem sich Sammler, Trader und Liebhaber tummeln. Und auf der anderen Seite kann und möchte nicht jede und jeder diesem Trend folgen. Wer auf der Suche nach Geschmackserlebnissen ist, kann diese auch in anderen Preisklassen finden. So zum Beispiel bei Blended Whiskys.

Das Familienrezept in schwarzen Flaschen

Dies dachten sich auch die Gebrüder Charles, David und Gordon Graham. Sie waren eigentlich Teeblender, doch bevorzugten sie privat ebenfalls Whisky und mischten für den Eigenbedarf eine eigene Kreation. Diese fand auch im engeren Freundeskreis großen Anklang. So wurde dann 1879 aus dem Familienrezept eine neue Marke. Passend zum Namen des neuen Blends wurde eine markante und ganz in schwarz gehaltenen Flasche gewählt, die an die Form einer Brennblase erinnert. Black Bottle war geboren.

Bild mit freundlicher Genehmigung von whiskybase.com

Zurück zu den Wurzeln

Wie so oft in den Historien schottischer Brennereien und Marken, durchlief auch die Marke Black Bottle unterschiedliche Besitzer-Wechsel. 2003 erwarb Burn Stewart Distillers den Blended Scotch Whisky, zusammen mit der Brennerei Bunnahabhain, von The Edrington Group. Zu dieser Zeit bezog Black Bottle, so lesen wir, seine Malts ausschließlich von der Insel Islay. Doch dies entsprach nicht, so fand Burn Stewarts Master Blender Ian MacMillan, dem eigentlichen Familienrezept. Black Bottle „verlor sich in Islay“. Der Blend musste „zu seinen nordöstlichen Wurzeln zurückkehren“. Zurück kehrte auch die schwarze Flasche. Sie wurde 1914 durch eine dunkelgrüne ersetzt (oberes Bild). Die zuvor verwendete Schwarze bezog Black Bottle aus Deutschland, der Erste Weltkrieg zwang damals zu einem Ersatz. Seine neue Interpretation des ursprünglichen Black Bottle präsentierte Ian MacMillan im September 2013, uns gefiel diese Abfüllung und wir beurteilten den Blend als „handwerklich einfach sehr gut gelungen“.

Bild mit freundlicher Genehmigung von whiskybase.com

Back in Black, und mit einem gewissen Alter

Zu Beginn des Jahres 2020 erschien dann Black Bottle 10 yo, zunächst in Großbritannien, einige Monate später dann auch bei uns. Und auch wenn die Rezeptur auf das Original zurückgreift, die Präsentation dieser neuen Abfüllung ist der jetzigen Zeit angepasst. Mit einem hohen Maß an Transparenz und Offenheit, so weit wie möglich, benennt die Pressemitteilung die Zutaten dieses Blended Scotch wie auch ein klein wenig die Herstellung. 95% der verwendeten Single Malts stammen von Islay, ein weiter Single Malt kommt der Brennerei Tobermory als getorfter Ledaig. Der ungetorfte Malt stammt aus der Destillerie Bunnahabhain, die auch mit ihrem getorftem Malt zum Black Bottle 10 yo beiträgt.

Die sanfte Nase zeigt merklichen Rauch, dazu erscheinen Honig-Noten sowie ein leichter Anflug von Früchten. Rund, harmonisch und ausgewogen geht es auch am Gaumen weiter, ein wenig süßer, ein wenig würziger und mit dem weiterhin deutlichem, jedoch nicht überfordernden Rauch. Das überraschend kräftige Finish hält zudem auch noch recht lange an und verdichtet hier noch einmal die zuvor gezeigten Aromen. Insgesamt zeigt sich der zehnjährige Black Bottle als ein leicht zugänglicher Blended Whisky mit wohl akzentuierten und abgestimmten Aromen wie Rauch, Honig, Frucht und Würzigkeit. Und dies alles für um die 30 €.

The Alchemy Series

Im vergangenen August veröffentlichte Black Bottle eine neue Abfüllungsserie. Zur The Alchemy Series gehören Black Bottle Double Cask, eine Komposition aus in Sherryfässern gereiftem Malt Whisky und 12 Jahre alten Grain aus Weinfässern, so wie Black Bottle Islay Smoke. Dieser besteht, wie der Name es vermuten lässt, aus getorften Malt Whisky sowie ungetorften Grain Whisky. Beide erscheinen mit einem Distell typischen Alkoholgehalt von 46,3% Vol., kommen ohne Filtration aus und bewegen sich preislich ebenfalls um die 30 €. Auf den Flaschen sind die Abfüllungen als Experiment #1 respektive #2 gekennzeichnet. Wir schließen daraus (und hoffen), dass hier noch weitere folgen werden.

Bild mit freundlicher Genehmigung von whiskybase.com

The Taste Experiment

Im letzten November lud Black Bottle zur Online-Veranstaltung „The Taste Experiment“ (an dieser Stelle danken wir Brand Ambassador Chantalle Seidler für die Einladung). Im Verkostungs-Paket befanden sich unter anderem vier schwarze, undurchsichtige Mini-Bottles, nummeriert von 1 bis 4. Durch das Tasting führte Brendan Mccarron, seit letztem Jahr Master Distiller der Distell Group. Das geladene Publikum bestand aus den üblichen Verdächtigen aus der europäischen Blogger, Vlogger und Verkoster-Szene. Und Brendan Mccarron musste erst einmal um Geduld bitten. Denn die unruhigen Teile des Publikum dieser digitalen Whisky-Halbwelt begannen augenblicklich und unverzüglich, die Flasche Nr.1 zu öffnen und bereits während der Einführung in die Veranstaltung ihren Inhalt zu nosen. Doch es galt, bei dieser Verkostung die eigene Tasting-Welt zu verlassen und sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Denn die einzelnen Proben begleitet eine audiovisuelle Umsetzung der Whiskys, die die einzelnen Aromen und Geschmacks-Noten in Bilder, Töne und Geräusche übersetzen (Sie finden Näheres zu diesem Experient auch online). Zur Probe 3 las Brendan Mccarron lediglich nur seine eigenen Tasting Notes vor. So schnupperte und schmeckte sich diese Online-Community durch das Tasting-Paket, geleitet und geführt von den dazu gehörenden Videos. Und konnte natürlich die feinen, jedoch merklichen Unterschiede zwischen Probe 1 und 2 sowie zwischen Probe 3 und 4 deutlich wahrnehmen. Um so länger waren dann allerdings die Gesichter und um so größer die Augen, als Brendan Mccarron dann dieser Feinschmecker-Gruppe offenbarte, dass es sich bei Probe 1 und 2 jeweils um Black bottle double cask und bei den Proben 3 und 4 um Black bottle island smoke handelte. Also um zwei Whisky, die, abgefüllt in vier Proben und mit jeweils einer anderen Begleitung und Präsentation, dann auch zu vermeintlich vier unterschiedlichen Whisky werden. Den so auf das Glatteis Geführten zeigte sich, dass wir einen Whisky nicht nur über unsere Nase und Geschmacksknospen wahrnehmen. Diese Erkenntnis ist vielleicht nicht neu, und genau deshalb sehr viel wert bei einer Beurteilung.
Wir danken Black Bottle, dass wir diese Erfahrung nochmal machen mussten, denn sie ist wichtig. In diesem Sinne: slàinte mhath!

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