Nach dem Besuch der Togichi-Anlage, in der Nikka 50% seines Whiskys lagert und reift, bringen wir heute den zweiten Teil unseres Berichts über die Whisky-Reise nach Japan, die wir auf Einladung von Nikka anlässlich des 40. Jahrestages von Nikka From The Barrel Ende August durchführten. Heute geht es um die Miyagikyo Distillery, die zweite Destillerie von Nikka neben Yoichi:
Von Tokio aus erreicht man in gut eineinhalb Stunden mit dem Shinkansen die Millionenstadt Sendai, nördlich von Fukushima gelegen. Eine Reise mit dem Shinkansen ist aus mehreren Gründen ein Erlebnis: Er ist die Antithese zu Zugsverspätungen – die Schnellverbindungen messen ihre Pünktlichkeit buchstäblich in Sekunden, und er ist einfach ein ziemlich schicker Zug – nebenbei auch innen.
Sendai selbst ist eine der vielen Metropolen in Japan, aber im Gegensatz zum Großraum Tokio kann man das urbane Gebiet relativ rasch verlassen. Dann wird die Landschaft hügelig und bewaldet, und man sieht Einfamilienhäuser am Straßenrand.

Aus der Ferne grüßt dann bereits der bewaldete Berg, der neben der Brennerei Miyagikyo aufragt.
Die Destillerie Miyagikyo ist auch das Tagesziel unserer Reise nach Japan anlässlich des 40. Jahrestages von Nikka From The Barrel, der in Kürze auch in Deutschland mit einer Sonderabfüllung begangen wird. Neben Yoichi ist sie die zweite Whiskybrennerei des Konzerns in Japan (in Schottland steht Ben Nevis im dessen Besitz). Sie ist die jüngere der beiden japanischen Brennereien und wurde 1969 gegründet. Benannt ist sie nach dem japanischen Namen der Region, in der sie liegt.

Sie ist keine reine Malt Destillerie, sondern – wie die meisten japanischen Brennereien – ein Multitalent. Eine große Coffey-Still produziert dort Grain Whisky, und die Pot Stills produzieren den Malt Whisky. Normalerweise sind sie auch innerhalb einer Brennerei verschieden gebaut, um diverse Stilistiken erzeugen zu können, hier bei Miyagikyo sind sie sich aber de facto gleich. Das liegt daran, dass die Destillerie einen leichten, fruchtigen Single Malt Whisky mit blumigen und süßen Noten herstellt, an dem innerhalb des Konzerns gerade für die Blends hohes Bedürfnis besteht.

Zunächst einmal ein Lageplan der Brennerei. Das Gelände besteht aus den Brennereien (Malt und Grain), Lagerhäusern, einem Besucherzentrum, einer Böttcherei, der Verwaltung und einem vom Besucherzentrum getrennten Shop. Alles ist sehr weitläufig angelegt, mit viel Grün, das de facto eine Fortsetzung der Landschaft ist.
Der in der Mitte gelegene Teich hat etwas von einem Ruhepol in der Anlage – Gärtnerei in Japan dient nicht nur der Schönheit, sondern auch etwas, was man vielleicht als „seelischen Zweck“ bezeichnen könnte:
Unseren Rundgang beginnen wir nicht in der Destillerie, sondern an einem Ort, der der Grund war, warum man sich 1969 entschlossen hat, die Destillerie genau hier zu bauen: Das Ufer der Wasserquelle der Brennerei. Ein schöner Zufall: Der Fluss nennt sich Nikkawa.
Das Wasser wird nicht direkt aus dem Fluss entnommen, sondern aus einem natürlichen Reservoir darunter – und weil das im Sommer nicht wirklich ausreichend gefüllt ist, um die Destillerie und die umliegenden Anwohner zu versorgen, destilliert man in der heißen Saison nicht.
Nun geht es weiter zur Grain-Brennerei, die neben einem Gebäude mit Pagodendach liegt. Das dient mittlerweile als Malzlager, ein Floor Malting gibt es schon lange nicht mehr. Hier ein Blick auf das Gebäude, in dem die Grain Brennerei untergebracht ist – die Höhe ist den Coffey Stills geschuldet.
Grain Brennereien haben so rein gar nichts von Whisky-Romantik – es sei denn, man ist bereit, auch Industrieanlagen ein wenig sexy zu finden. Bei einer Coffey Still, in der die kontinuierliche Destillation für Grain durchgeführt wird, ist das schon irgendwie möglich.
Zur Zeit wird neben der alten Anlage gerade eine neue, vollständig in Japan hergestellte Coffey Still eingebaut, die noch in diesem Jahr in Betrieb gehen und die schottische Still ersetzen wird.
Weiter geht es auf unserer Tour zu den Gärbottichen, die aus Edelstahl sind und sowohl die Grain- als auch die Maltwhisky-Produktion unterstützen.
Dann geht es in das Still House. Normalerweise darf man die Ebene der Stills nicht betreten, aber da wir uns gerade in der Silent Season befinden, dürfen wir hinauf zu den Stills.
Einige der Stills glänzen wie neu – und in der Tat: Hier wurden vor kurzem einige Teile der Brennblasen erneuert. Im Betrieb wird das Kupfer, das den Alkoholdampf reinigt, durch diese chemischen Vorgänge langsam abgebaut, sodass man die Teile erneuern muss. Hier noch einige Eindrücke von den Stills und den Condensern:
Jede der Stills hat einen eigenen Spirit Safe:
Nun werfen wir noch einen Blick in die Böttcherei vor Ort. Der Weg dorthin führt uns über einen großen Platz – links an ihm die Tanks für die Zwischenlagerung von New Make.
Hier in der Destillerie werden Fässer aufbearbeitet, weil man ja auch vor Ort Whisky in den Lagerhäusern lagert, aber der Betrieb ist im Vergleich zur Lagerstätte in Tochigi doch etwas zurückgenommen.

Immer fotogen: Das Ausbrennen für Fässer für die Neubefüllung.
Das Resultat ist dann ein neu ausgekohltes Fass, das wieder bereit ist, die Inhaltsstoffe des Holzes an den New Make abzugeben und durch die Kohle den New Make zu filtern.
Auf dem Weg zurück werfen wir noch einen Blick in ein Lagerhaus – hier vor Ort findet man neben höheren noch traditionelle Dunnage Warehouses, die man zum Beispiel in Tochigi gar nicht mehr sieht.
Unseren Besuch beenden wir nach einer kleinen Blending Session im Distillery Shop – der knapp fünf Minuten vor Betriebsschluss nicht mehr allzu voll ist. Selbst abzufüllende Bottlings aus einem Fass gibt es hier nicht – und auch die Distillery-only Auswahl ist klein, aber wir haben unseren eigenen, selbstgemachten Blend im Gepäck, der ist eine schöne flüssige Erinnerung.
Zum Abschied grüßt uns noch ein Schotte – die Gallionsfigur des Black Nikka, dem beliebtesten Blend von Nikka in Japan (Nikka From The Barrel gibt es dort nicht).
Im dritten und letzten Teil unserer Reportage werden wir uns dann im Oktober dem Nikka From The Barrel widmen – denn da kommt Interessantes auf uns Whiskygenießer zu…











































