Freitag, 22. November 2024, 04:41:10

Wir verkosten: Ardbeg Perpetuum, 47.4%

Am 30. Mai wird er in Ihrer Ardbeg Embassy erhältlich sein – der Ardbeg Perpetuum, die Jubiläumsabfüllung aus der traditionsreichen Islay-Destillerie. Aber: Lohnt sich das Warten überhaupt? Wir von Whiskyexperts haben den Perpetuum für Sie verkostet.

 

Ardbeg Perpetuum, 47.4%
Single Malt, Islay
No Age Statement
unchillfiltered

limitierte Abfüllung zum Ardbeg Day 2015
Verkoster: Silvia Behrens, Bernhard Rems
Sample von: Ardbeg

Ardbeg bottle & box front

Nase: Sofort vom Öffnen der Flasche weg ist da harziger, typischer Ardbeg-Rauch, noch bevor man seine Nase ins Glas halten kann. Beim vorsichtigen Nosen dann dominiert allerdings eine frische Zitrusnote mit einem leichten Einschlag von Minze und  Kardamom, fast als würde man ein Erfrischungstuch öffnen. Wenn Laphroaig medizinisch ist, dann ist das hier eher aus der Ecke der hygienischen Sauberkeit.
Insgesamt macht die Nase einen jungen, lebendigen Eindruck, ohne vordergründige Schärfe. Die Zitrusnoten wandeln sich über die Zeit über Grapefruittöne hin zu Kumquats, etwas Kalkiges, leicht Seifiges mit einer Prise Salz tritt dazu. Und eine schwer zu definierende Süße kommt unterschwellig hoch. Langweilig wird die Nase nicht, man kann und sollte sich durchaus Zeit lassen, es tut sich was.

Gaumen: Ein wenig Süße war in der Nase gegen Ende schon da, aber was jetzt passiert, kommt dann doch eher überraschend: Der Antritt ist voller Milchschokolade, süß, cremig, fast puddingartig. Wow! Der Schokoladeneindruck ist definitiv sehr intensiv, die Zitrusnote muss sich erst durchkämpfen, der Rauch sowieso – der ist eher zurückhaltend jetzt, aber schön definiert. Der Perpetuum macht sich breit im Mund, ist ölig und spannt einen Bogen über  Schoko-. Vanillenoten, Zitrus und dann hin zum Rauch. Auch das ist interessant zu verfolgen und herrlich wider den Erwartungen.

Finish: Die Süße hält sich mittellang, wandelt sich dann in eine etwas herbere Milchkaffeenote, dann wabert ganz subtil etwas Maracuja darin herum – aber was nahezu ewig bleibt, ist der rauchige Eindruck, der hier dann auch etwas, aber auch nur etwas speckig wird. Wärmend ist die ganze Chose auch, wir mögen das sehr.

Alles in allem: Oh ja. Der gefällt. Der gefällt, weil er in jeder Phase spannend und mehrschichtig ist, ganz und gar nicht flach und dabei wunderschön trinkbar. Man spürt und schmeckt, dass hier mit sehr viel Sachverstand etwas komponiert wurde, das mehr ist als die Summe der Fässer; dass man einen Jubiläumswhisky erschaffen hat, der nicht einfach zusammengeschustert wurde, sondern ganz bewusst Perspektiven nach vorne öffnet und zeigt, dass man in der Destillerie das Handwerk versteht. Er ist kein „schmeckt wie“-Whisky, sondern eigenständig, und das mögen wir.
Der Perpetuum ist vielleicht nichts für Nostalgiker, aber sicher etwas für jene, die etwas sehr Gutes aus der Destillerie Ardbeg von heute wollen. Und daher freuen wir uns, ihm ein solches sattes „Sehr Gut“ attestieren zu können. Wenn Sie eine Flasche kriegen, dann sammeln Sie die bitte nicht, sondern machen Sie sie auf. Sie hat es sich verdient – und Sie haben es sich verdient.

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