Freitag, 29. März 2024, 13:32:52

Wir verkosten: Ardbeg Scorch Committee Release, 51,7% vol.

Alligatorhaut war gestern, jetzt kommen die Drachenschuppen - der neue, knallig rauchige Ardbeg im Test

Ardbeg Scorch Committee Release
Islay Single Malt Whisky
51,7% vol.

Sample von: Ardbeg Deutschland
Verkoster: Bernhard Rems

Wie immer veröffentlicht Ardbeg die Abfüllung für den aktuellen Ardbeg Day zunächst als Committee Release für seine Mitglieder, in höherer Alkoholstärke und in einem etwas anderen Design. Wie immer ist diese Flasche heiß begehrt und binnen kurzem ausverkauft, wie immer mischt sich dann Freude bei denen, die eine Flasche erhalten konnten, mit Enttäuschung bei denen, die im Clickrennen zum Warenkorb auf der Webseite leer ausgingen. Und wie immer werden etwas später Flaschen zu einem höheren Preis als dem Ausgabepreis angeboten. Die Einen nennen es Marktwirtschaft, die Anderen Chuzpe.

Hier geht es aber nicht um die Mechaniken des Marktes, sondern die Eindrücke, die man beim Verkosten des Ardbeg Scorch gewinnt. Der alterslose Whisky aus stark ausgekohlten ex-bourbon Fässern aus amerikanischer Eiche (so stark, dass die innere Oberfläche wie Alligatorhaut – oder in diesem Fall poetisch umschrieben „wie Drachenschuppen“ aufplatzt) rühmt sich ja in den Worten der Destillerie mit Rauchigkeit in Hülle und Fülle und verspricht, auch ansonsten noch interessante Noten mit sich zu bringen. Wir haben das mittels eines Samples im Selbstversuch ausprobiert – das Resultat lesen Sie hier.

Tasting Notes

Nase: Als wäre das Lagerhaus von Ardbeg im Flammen gestanden und danach mit tanghaltigem Ebbewasser gelöscht worden – der Ardbeg Scorch legt sich keine Zurückhaltung auf, was die Torfigkeit angeht – er gibt alles. Dazu dann ein Hauch Kernseife, der dem ganzen eine minzige Frische verleiht, zum Ende hin eine Nase voller Pfeffer, die Nießreiz herausfordert. Als leiser Basston liegt eine spürbare Vanillesüße darunter.

Gaumen: Der Ardbeg Scorch beginnt honigsüß, vanillig. Aber bevor man bis drei gezählt hat und den Whiksy ein wenig im Mund herumgeschoben, beginnt ein Aufwallen von rauchigen Noten, und zwar so lange, bis der Verstärker auf Stufe 11 von 10 aufgedreht ist. Man schmeckt nicht das verkohlte Fass, nein, man beißt hinein. Es ist schwer, die Mimikmuskeln dabei unter Kontrolle zu halten. Gegen Ende des Mundeindrucks vereinen sich Rauch und Süße, werden von einer interessanten salzigen Note unterstützt, und auch wieder etwas Meeresgischt meint man im Mund zu spüren. Und – für Ardbeg-Verhältnisse – auch ordentlich jodige Komponenten.

Finish: Süß und rauchig halten sich da die Waage, gegen Ende hin dominieren aber die rauchigen, aschigen Noten und lassen ganz zum Ende ein abtrocknendes Gefühl zurück. Ein leichtes elektrisches Britzeln, Zitronentöne gibt es auch noch, aber beides sehr subtil.

Alles in allem: You had one job – und den erledigt der Ardbeg Scorch in der Committee-Ausgabe mit Bravour. Der rauchige, kohlige Eindruck ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten, und er macht einen Heidenspaß. Was besonders gefällt: Die Süße und der Rauch liefern sich keinen Kampf, sondern gehen Hand in Hand. Das Sample wird hier also nicht lange überleben, und die Flasche auch nicht. Viel zu gut, um den zu sammeln. Der gehört getrunken!

Wir verzichten in unseren Tasting Notes auf numerische Bewertungen und geben unseren Eindruck nur mehr über die Beschreibung wieder. Wir tragen damit unserem Gefühl Rechnung, dass man mit einem starren Punkteschema Vergleiche forciert, die den Whiskys nicht gerecht werden. PS: Wir haben Geschmack. Unseren. Nicht Ihren. Unsere Verkostungsnotizen sind also kein richterliches Urteil, sondern unser persönlicher Eindruck.

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