Der torfigste Ardbeg ist wieder da: Am 12. September wird der Supernova 2014 veröffentlicht, und zwar exklusiv für Committee-Mitglieder, die den Supernova in den Embassies abholen oder online bestellen können. Leider nicht überall, wie man hört, so sollen zum Beispiel Österreich und Belgien bei der Zuteilung leer ausgegangen sein.
Die ganze Hintergrundgeschichte zum Supernova können Sie der offiziellen Presseaussendung entnehmen – wir wollen den Whisky jetzt einmal vom ganzen Talmiglanz des Marketing befreien und ihn möglichst wertfrei verkosten. Wie schmeckt er? Wird er denTorf-Fans unter den Arbeg-Freunden gefallen, die ja mit den letzten Editionen zu den Ardbeg Days immer wieder etwas (zu sehr?) von der süßeren Seite angefixt wurden? Ist der Supernova die torfige Urgewalt, die er in den ersten Versionen war, obschon er etwas weniger Alkohol hat und daher eigentlich weniger Wumms haben müsste?
Wir haben von Ardbeg ein Sample zugeschickt bekommen – und Silvia Behrens und Bernhard Rems haben es für Whiskyexperts verkostet.
Ardbeg Supernova 2014
55%
Nase: Von Anbeginn an macht der Supernova klar: Ich bin Torf. Und zwar satt. Hier ist Ruß, hier ist kalte Asche, hier kommt die Krankenschwester und lässt Dich am Medizinkästchen schnüffeln. Interessant ist, dass der Alkohol dabei kaum eine Rolle in der Nase spielt – es fehlt die Schärfe, und das ist mehr als gut so. Dafür sind die Aromen sehr dicht, sehr opulent. Man findet Salz, nasses Heu, Schmiere und sehr viel Zitrone. Silvia, die ein Faible für stark torfige Whiskys hat, hat ein beseeltes Glühen in den Augen. Tatsächlich ist das eine lusterzeugende komprimierte, aber dennoch feine Nase, und man beginnt sich vorzustellen, wie der Supernova am Gaumen sein könnte. Ein Gedanke: so, als würde man die Zunge an eine Batterie halten; und man freut sich drauf.
Gaumen: Aber es beginnt völlig anders, nämlich im Antrunk weich, fast wässrig. Man will sich schon fragen, was das soll, dann plötzlich fluten Zitrone und Limette an, in denen eine Rauchbombe explodiert. Imposant, wie er sich im Mund breitmacht, mit einer neu gefundenen Öligkeit. Salz, Noten von angekohlter Makrele, dann tatsächlich ein Hauch von Batteriegeschmack, Grünspan. Ein wenig pfeffrig ist der Supernova, aber vor allem wieder dieser Ascheton, als hätte man über Nacht Kette geraucht. Leichte Süße hat man auch dabei, eine wunderschöne, dezente Komplementärnote. Etwas prosaisch könnte man das auch einfach mit „komplex“ umschreiben, aber da ginge darin die sukzessive Vielschichtigkeit verloren, die man am Gaumen spürt.
Finish: Nach dem trinkst Du keinen mehr. Punkt. Auch kein zweites Glas von ihm, zumindest nicht an diesem Abend. Dazu ist er zu dominant. Extrem lang bleibt der Supernova bei Dir, mit Rauch, mit Teer, mit etwas Säure. Er trocknet nicht ab, sondern klingt später angenehm und ohne Bitterkeit aus.
Alles in allem: Beim Supernova 2014 verzeiht man Ardbeg das ganze Werbegetöse, den schon ein wenig ins Belästigende gehende Hype – denn dies ist einfach ein excellenter Whisky, ganz typisch für das, was man an Ardbeg liebt und schätzt, vielleicht mit einem leichten Mangel an Tiefgang, der aber in diesem Fall nicht ins Gewicht fällt. Er ist tatsächlich das Torfmonster, das man sich seinem durch den Namenerworbenen Ruf erwartet, und er ist es aber nicht in einer brachialen Art und Weise, wie es zum Beispiel der Octomore ist, sondern „heavy and posh“, also stark und elegant in einem. SO muss Ardbeg.
Ohne mit der Wimper zu zucken: Spitzenklasse.