Montag, 23. Dezember 2024, 05:52:27

Wir verkosten: Ardbeg Twenty Something 22yo

Der heute erscheinende neue Ardbeg im Whiskyexperts-Test

Ardbeg Twenty Something 22yo
Islay Single Malt
46,4 % Vol. Alkohol
Originalabfüllung für Committee-Members
Sample: Moët-Hennessy
Verkoster: Bernhard Rems

Knapp ein Jahr nach dem Erscheinen des Ardbeg Twenty Something 23yo im Vorjahr können sich Committee-Mitglieder wieder auf eine neue Sonderabfüllung aus der Serie alter Ardbegs freuen. Der Ardbeg Twenty Something 22yo ist ein Jahr jünger als der von 2017, etwas stärker abgefüllt (46.4% Alkohol) und im Preis unverändert (480 Euro). Wir haben ihn wieder verkostet:

Nase: Ein Potpourri aus exotischen Früchten mit leichten zitronigen Untertönen einer Karambolfrucht (Sternfrucht) und dem Hauch der Frische von Piniennadeln, eingebettet in sanfte Rauchtöne mit leichtem Teer und etwas Asche, aber ohne jeden Druck. Abgerundet wird der Eindruck durch den Anklang frisch gemähten Grases und dem weichen Duft von Vanillezucker sowie etwas Malzigkeit.

Gaumen: Im ersten Mundmoment fast alkohollose Süße, dann drängt sich eine grüne Apfelnote in den Vordergrund, wieder diese subtile Frische von Piniennadeln dazu, alles bleibt sanft und dezent, umhüllt von vanilliger Weichheit und dem Mundgefühl von Butterkaramell, bevor sich etwas Nelke und Pfeffernoten einfinden und den leisen Rauch etwas mehr zur Geltung bringen, aber noch immer ist er eher dezent und die anderen Töne tragend. 

Finish:  An den Zungenrändern ein langes salziges Gefühl, am Gaumen bleibt das vorher Beschriebene mit etwas mehr Minznoten. Langes Finale, das dazu auffordert, das eben Erlebte mit einem neuen Schluck zu wiederholen und zu vertiefen.

Alles in allem: Der Preis eines Whiskys setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen: Der Qualität, der Seltenheit und wohl auch dem Image der Brennerei/Marke. Der Wert hingegen ist nur vom Begehren abhängig, das er aus der Kombination der drei oben genannten Eigenschaften im potentiellen Besitzer zu erwecken vermag. Mit seiner im Subtilen liegenden Qualität kann er hier einen deutlichen Sog ausüben, und mit dem daraus und den mitschwingenden Destilleriecharakteristiken entstehenden Genuss fraglos ebenfalls – zumindest auf den Verkoster. Ein mögbarer, weil nuancierter und – wie schon sein Vorläufer – in seiner Zurückhaltung interessanter Whisky ist da im Glas, der einen schönen Kontrapunkt zu den plakativen Whiskys der Jetztzeit setzt. Wer die lauten Raucher liebt, wird enttäuscht sein, wer seinen Gefallen an den alten, gereiften und sich in der Rauchigkeit zurückgenommen habenden Islay-Whiskys findet, der wird seine Freude daran haben.

Ob der Ardbeg Twenty Something 22yo sein Geld wert ist, muss wohl jeder für sich entscheiden, denn das hängt klarerweise von den finanziellen Möglichkeiten ab – und davon, wie sehr man ihn – aus welchen Gründen auch immer, die niemand als man selbst bewerten kann und soll – sein eigen nennen will. Wert, getrunken zu werden, ist er in unseren Augen allemal.

Seit 2016 verzichten wir in unseren Tasting Notes auf numerische Bewertungen und geben unseren Eindruck nur mehr über die Beschreibung wieder. Wir tragen damit unserem Gefühl Rechnung, dass man mit einem starren Punkteschema Vergleiche forciert, die den Whiskys nicht gerecht werden. PS: Wir haben Geschmack. Unseren. Nicht Ihren. Unsere Verkostungsnotizen sind also kein richterliches Urteil, sondern unser persönlicher Eindruck.

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