Caol Ila 7yo, 46%, Gems of Scotland
Morrison & Mackay
Hogshead 311054
Destilliert: 5. Juni 2008, abgefüllt: 15.1.2016
nicht gefärbt, nicht kältefiltriert
Verkoster: Silvia Behrens und Bernhard Rems
Sample: privat
Das Erstaunen war groß, als wir über eine Einzelfassabfüllung eines siebenjährigen Caol Ila bei Hofer (dem österreichischen Ableger von Aldi) erfuhren – erstens einmal über die Tatsache an und für sich, und zweitens über den Preis von 39,99 Euro. Einen Single Cask Whisky (wenn auch nicht fassstark, sondern mit 46% abgefüllt) um dieses Geld gibt es unseres Wissens nach momentan nirgendwo sonst.
Der musste also probiert sein – stammt er zusätzlich doch vom selben Abfüller, der für die meist ausgezeichneten Whiskys von Càrn Mòr verantwortlich zeichnet. Zumindest drei Fässer, wenn nicht sechs, wurden jeweils als Einzelfassabfüllung auf den Markt gebracht (wir wissen von Fass 311054, das wir hier verkosten, und zusätzlich von 311053 und 311049) – unsere Besprechung gilt natürlich nur für das Fass 311054.
Hofer beschreibt den Whisky auf seiner Website so:
Gems of Scotland Islay Single Cask Malt Whisky – aus einem speziell ausgesuchten Fass der Destillerie Caol Ila wurde in einzeln nummerierte Flaschen dieser Islay Single Malt Whisky mit 46 % Alkoholgehalt abgefüllt. Subtiler Rauch des Torffeuers und salzige Noten des Atlantiks charakterisieren diesen Islay Single Malt Whisky. Das Fass aus amerikanischer weißer Eiche verlieh diesem Islay Single Malt noch einen zusätzlichen Hauch von Süße. Ein hervorragendes und individuelles Beispiel für einen Single Malt Whisky von den westlichen Inseln Schottlands. Einzelfass-Abfüllung, 46 %-Vol.
Und wir?
Farbe: Wie stark verdünnter Zitronensaft oder Hollunderdicksaft im Verhältnis 1:10.
Nase: Kalter Rauch und Süße verweben sich im ersten Eindruck mit einem ganz leisen Duft nach Zitronen oder Grapefruit. Mineralität dringt an die Nase, wie von Weißwein, aber ohne die Säure zu zeigen. Frisches grünes Laub oder feuchtes Heu, Jod, insgesamt aber sehr zurückhaltend, fast sanft. Dann sind da noch ein Birnenton und eine subtile Bitternote.
Gaumen: Der Whisky kommt zunächst ganz weich, dann drängt sich eine Alkoholnote nach vorne. Das Spitze von Zabaione ist da, etwas metallische Nuancen, doch merkliche Süße der Weißeiche. Der Rauch erscheint erst im hinteren Teil, dann aber typisch Caol Ila. Insgesamt jedoch mit wenig Komplexität und wenig Profil.
Finish: Hier findet er zu einer kurzen, aber schönen Balance aus dem Zitronigen, dem kalten Rauch und der Süße. Dann vergeht er schnell und hinterlässt etwas Trockenheit.
Alles in allem: Es ist kein schlechter Whisky, den uns Hofer gemeinsam mit Morrison & Mackay serviert, aber ein wenig kann man ihm schon vorwerfen, dass er eher belanglos daherkommt, wenn man ihn am Anspruch einer Einzelfassabfüllung misst. Wir haben ihn nach der Verkostung scherzhaft und ohne boshaften Unterton als „Plätscherwhisky“ bezeichnet – zum Dahinsüffeln ist er schon ok, aber wer Islay ums gleiche Geld bei gleicher Stärke deutlich charaktervoller erleben will, der ist unserer Meinung nach zum Beispiel mit einem Cask Islay von A.D. Rattray wesentlich besser bedient. Der ist zwar keine Einzelfassabfüllung, aber das „Single Cask“, das der Hofer-Whisky als Verkaufsargument auf sich trägt, ist eher technisch zu sehen.
Kommt der auch nach Deutschland? Wir wissen es nicht. Vielleicht war der österreichische Markt so etwas wie ein Probeballon für die deutschen Aldi-Märkte. Dann kann man darauf hoffen, dass die evtl. dort zum Einsatz kommenden Fässer mehr Profil haben. Wenn der Gems of Scotland aber ein österreichisches Phänomen bleibt, dann könnte man sagen: Kommen Sie nicht extra wegen ihm in die Alpenrepublik, aber wenn Sie schon mal da sind, dann können Sie ihn mit der entsprechend adaptierten Erwartungshaltung durchaus auch mal probieren.
Unsere Klubmitglieder haben auch Fässer #311050 und 311052 bekommen:
http://www.50of5.cz/home/whiskeys#Hofer-CaolIla