Donnerstag, 18. April 2024, 19:47:07

Wir verkosten: Deanston 1997, 55.8%, Archives

Deanston – mit dieser kleinen, schmucklosen Destillerie in einer ehemaligen Baumwollmühle verbindet man im ersten Gedanken nicht besonders viel. Die Whiskys zählen nicht zu den Berühmtheiten im Whiskyschrank, die Originalabfüllungen stechen nicht wirklich heraus. Und auf eine lange Geschichte kann die Destillerie auch nicht zurückblicken.

Deanston wurde 1965 von Deanston Distillery Co. Ltd. gegründet. Die Whisky-Produktion begann im Jahr 1966 und 1971 wurde der erste Single Malt Whisky unter dem Namen Old Bannockburn auf den Markt gebracht. Danach gehörte sie Invergordon Distillers, Burn Stewart Distillers und schließlich seit dem Vorjahr der Distell Group. Das Malz kommt von fremden Mälzereien. Die Brennerei verfügt über einen Maischbottich (mash tun) (10,5 Tonnen) aus Edelstahl und acht Gärbottiche (wash backs) (je 60.000 l). Destilliert wird in zwei wash stills (je 10.000 l) und zwei spirit stills (je 8.500 l), die durch Dampfspiralen erhitzt werden. Etwa 15 % der Produktion von Deanston kommen als Single Malt auf den Markt. Der Rest ist für Blends und Malt Liqueur bestimmt (Wallach Single Malt Liqueur und Drumray Highland Cream Liqueur).

Deanston Destillerie, Foto von Eileen Henderson, CC-Lizenz
Deanston Destillerie, Foto von Eileen Henderson, CC-Lizenz

Also: Was darf man sich von einem unabhängigen Deanston erwarten? Unser Redakteur Bernhard Rems verkostet heute einen 15jährigen Deanston aus der Archives-Serie, die vom holländischen Whiskybase-Shop initiiert und betreut wird. Erschienen ist er Ende des letzten Jahres, und wer ihn noch kaufen will, kann ihn im Shop dort noch finden. Unser Whisky stammt aus einem Sample, das wir vom Whiskybase Shop zugesendet bekommen haben.

deanstonarc

Nase: Geschnittenes Gras, Zitronenschalen, durchaus dominanter Alkohol. Auch Vanille kann man finden. Ein fruchtiger Anflug, ein wenig Mühlengeruch. Nichts wirklich herausragend Typisches dabei, aber sicher auch nichts vordergründig Unangenehmes. Er deutet an, am Gaumen doch einige Kraft zu haben. Wenn ich ihn mit etwas vergleichen soll, dann ist das eine sehr Braeval-ähnliche Nase.

Gaumen: Die Frucht mit ihrer Säuerlichkeit startet hier voll durch. Man erwartet sich, dass das in ein fruchtiges Erlebnis explodiert, aber das wird dann ganz plötzlich zu etwas Kräuterigem, Pfeffrigem. Man hat auch trockenes Getreide im Mund, die Richtung die das Ganze am Gaumen nimmt, ist unerwartet. Es wird fast bitter, wie Bitterorangen oder eine chininhaltige Limonade ohne Zucker. Ist der wirklich 15 Jahre alt? Der schmeckt ein wenig nach Whisky am Beginn der Pubertät.

Finish: Mittellang, trocken, sehr würzig, ingwerscharf, trotzdem nicht holzig, sondern hinten nach wieder süß.

Alles in allem: Also, rund ist das nicht – eher eine Achterbahnfahrt der Geschmäcker. Er ist spannend, aber es ist zu bezweifeln, ob er wirklich über eine ganze Flasche hinweg interessant bleibt. Er ist schön dafür geeignet, seine Whiskyfreunde einmal zu verbüffen; denn schlecht ist er nicht, beileibe nicht. Aber er ist eher eine Kuriosität als begeisternd. Daher ein „Geht so“ – man kann ihn trinken, muss es aber nicht.

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