Verkostet von Silvia Behrens und Bernhard Rems
Sample von Glenmorangie
Und so spricht man Glenmorangie Milsean aus:
Nase: Der erste Eindruck ist Süße von lauwarmen gedämpften Früchten in Zuckersirup. Etwas leicht Säuerliches von gezimtetem Apfelkompott spielt im Hintergrund mit, und fast beiläufig der Eindruck von reifer Honigmelone. Das Ganze sehr fruchtig, weiße Trauben, mit Fortdauer entwickeln sich subtile Nelkennoten, Zitronengras. Alles ein wenig mit Vollmilchschokolade überhaucht. Man darf dem Milsean das Attribut „unterhaltsam“ verleihen. Interessant auch die völlige Absenz von Getreidenoten.
Gaumen: Weich und süß, eine flüssige Zuckerstange, wie die schönen bunten Jahrmarktsüßigkeiten, untermalt von Tönen kandierten Ingwers. Zucker auf der Zunge, Sahne am Gaumen, Zitronencampino an den Wangen – der Milsean ist samtig und weich, und man kann sich in ihm verlieren, auch wenn er nicht gerade mit Nuancen um sich wirft. Auch „flauschig“ ist ein schönes Wort für ihn, finden wir.
Finish: Auch hier ist die Süße im Vordergrund, eine ganz subtile Holznote blitzt manchmal durch, Fruchtigkeit und Süße spielen miteinander, umtänzeln sich, und das für lange, lange Zeit. Er bleibt weich wie ein Balsam.
Alles in allem: Ein Whisky für Naschkatzen, herrlich unkompliziert und mit der fruchtigen Süße aus dem Candystore. Er will Dich unterhalten, und es fällt bei ihm wirklich schwer, bei einem einzigen Glas zu bleiben. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt komplexere Whiskys, und solche mit viel mehr Facetten und Nuancen, aber was ist der Milsean für ein Entertainer, was für ein bezaubernder Begleiter für die, die sich bei Süßem entspannen wollen und können! Wir mögen den. Und wie! Sehr, sehr gut.
Seit Beginn des Jahres verzichten wir in unseren Tasting Notes auf numerische Bewertungen und geben unseren Eindruck nur mehr über die Beschreibung wieder. Wir tragen damit unserem Gefühl Rechnung, dass man mit einem starren Punkteschema Vergleiche forciert, die den Whiskys nicht gerecht werden.