Zu Weihnachten muss der Weihnachtsmann ja durch den Kamin – also haben wir uns gedacht, dass wir heute einen Whisky für Sie verkosten, den besagter Weihnachtsmann im rauchigen Kamin finden könnte: den Peat Chimney 12yo vom unabhängigen Abfüller Wemyss. Mit knapp 35 Euro ist er preislich ein Weihnachtsgeschenk, das sich fast jeder Whiskyliebhaber leisten könnte – aber: soll man sich diesen Blend auch leisten? Wir freuen uns, dass erstmals Klaus Doblmann aka MaltKlaus, bekannt für seine englischsprachigen Tasting Notes auf MaltKlaus‘ Daily Drams, als Autor auf Whiskyexperts zu finden ist und diese Frage im Rahmen einer weihnachtlichen Verkostung beantwortet.
Was erwartet den Weihnachtsmann also im Kamin? Lesen Sie es hier:
Nase: Ein „Peat Chimney“, also ein „Torfkamin“ soll das sein. Naja. Wenn man alle rauchigen Whiskys auf einer Skala von 1 – 100 mit aufsteigender Intensität zusammenfasst, schafft er nicht mal ein Drittel. Aber da ist Rauch, ja. Gleich zu Beginn überdeckt dieser alle anderen Aromen.
Ich tippe hier mal auf Islay, die typischen Noten nach Phenolen und Jod aus dem Islay-Torf sind zu vernehmen, wenn auch eher dezent. Die Rauchnote verflüchtigt sich dann aber rasch und macht Platz für die süßeren Aromen im Hintergrund. Sehr schwierig auseinanderzuhalten, wie es bei einem guten Blended Malt auch so sein soll, hier soll ein Gesamtorchester an Aromen entstehen und keine Einzelkomponenten hervorstechen. Schnuppert man länger am Glas, so vernimmt man dennoch einzelne Noten nach süßer Orange, Orangenschale (aber eher gedämpft und nicht scharf), weiße Rosinen, Karamell, mittelreife Banane und Datteln. Kurz: Dunkler tropischer Fruchtsalat. Mit fortschreitender Zeit gesellen sich auch Kräuternoten dazu, eine Spur von Hustenbonbon (Ricola?). Eine sehr dichte Packung an der Nase.
Gaumen: Hatte ich schon an der Nase nicht gerade den Eindruck, im Pagoda-Kamin einer Destille stecken geblieben zu sein, so ist der Rauchgeschmack am Gaumen noch einmal eine Spur dezenter. Der rauchige Whiskyanteil – ich bestehe auf Islay – trägt eine salzige, trockene, leicht bittere, würzige Komponente bei. Der süße Whiskyanteil (sherrylastige Speysider?) dominiert den Geschmack aber mit süßen, saftigen, dunklen Fruchtnoten. Sehr schwierig auseinanderzuhalten, ich denke da an ein Püree aus Feigen, Rosinen, Datteln usw.). Für 40% Vol. relativ ölig und die Mundhöhle auskleidend.
Finish: Am Beginn ölig und süß, wird dann rasch trockener mit Anklängen von Kräutern und Rauch. Mittellang
Alles in Allem: Der Name „Peat Chimney“ ist hier nicht wirklich Programm. Während hier – vermutlich – Fässer aus Islay und Sherrybomben aus der Speyside miteinander verheiratet wurden, so dominiert eindeutig die süße Seite.
Für Liebhaber von stark torfigen, rauchigen Whiskies vielleicht eine Enttäuschung, auf der anderen Seite aber für die Liebhaber süßer Whiskies, die nicht unbedingt auf Torfgranaten stehen, nicht abtörnend. 46% Vol. Abfüllstärke ohne Kühlfiltrierung hätten es dann aber schon sein können, das hätte die ölige Komponente sicher noch deutlicher betont. Dennoch: Ein sehr schöner, braver, dichter Blended Malt und für 35€ schwer in Ordnung. Damit knapp, aber doch: Sehr gut.