Der Herbst entwickelt sich unerwartet zur Jahreszeit der Blends. Nachdem unsere Wahl zum Whisky des Monats November erstmals auf einen Blend traf und wir noch über weitere Neuerscheinungen dieser Spielart des fassgelagerten Getreide-Destillats berichten und verkosten durften, haben wir nun auch eine Extra-Rubrik für sie eingerichtet.
Heute verkosten wir die Neuerscheinung aus dem Hause Wemyss Malts, Velvet Fig. Die Whiskys dieses Blends durften ausschließlich in Ex-Oloroso-Fässern reifen. Er kommt ohne Kühlfilterung und Farbstoff aus und wurde mit 46 % Vol. abgefüllt. Vom Velvet Fig wurden 6.000 Flaschen abgefüllt, erhältlich im Fachhandel soll er etwa £40 kosten (ca. 50 €).
Insgesamt erreichten uns drei Samples vom Wemyss Malts und von Alba Import, so dass wir hier erstmals eine Dreier-Verkostung präsentieren können.
Die Verkostungsnotizen von Silvia Behrens und Bernhard Rems
Nase: weich und sherrylastig, Datteln und dem Namen entsprechend Feige in Honig, darüber Citrusnoten, etwas Marzipan. Etwas Rhabarber und ein Hauch Himbeere, gedämpfte Äpfel. Alles zusammen sehr schön und rund.
Gaumen: auch hier sehr rund und samtig weich, wieder dichte Süße. Marmelade aus dunklen Beeren, Zuckerguss darüber, helle Schokolade und ein Gedanke Pfeffer darübergestreut. Dessertcharakter.
Finish: mittellang, süß, schwere Frucht und zum Ende hin ein Anflug von Bitterkeit, dabei aber keinesfalls adstringierend. Die verbleibende Süße ist beeindruckend.
Alles in allem: Ein unaufdringlicher, schmeichelweicher Begleiter, der die Tugenden eines gut gemachten Blends zeigt, ohne die Nachteile wie auffällige Jugend oder Sprittigkeit von Grain zu zeigen. Eine wirklich gelungene Abfüllung, die unkompliziert und leicht trinkbar so manchen Abend verlängern kann. Man muss kein Whiskykenner sein, um ihn zu mögen – kann es aber, denn der ist in aller Unkompliziertheit tadlellos. Wir geben ihm daher ein „Gut“ mit Weiterempfehlung.
Die Verkostungsnotizen von Dirk Piesczek
Nase: Deutlicher Einfluss der Sherry-Fässer. Reife rotfleischige Früchte: Pflaumen, Beeren und – der Name dieses Blends ist passend gewählt – auch Feigen. Dazu kommt eine gewisse Würze und Holz-Aromen. Recht nett und recht fein.
Gaumen: Die Würze ist hier deutlicher, der Frucht-Charakter geht einen Schritt zur Seite. Insgesamt etwas leichter als bei der Nase, wird der Velvet Fig dadurch komplexer und bleibt fein.
Finish: Der Velvet Fig stellt zum Schluss wieder seinen würzigen Charakter mehr in den Vordergrund und nimmt sich ein wenig Zeit,bis er sich langsam verabschiedet.
Alles in allem: Ein gelungener Blend, der zur langsam anbrechenden Jahreszeit sehr gut passt und Freude macht.
Die Verkostungsnotizen von Simon Rosenkranz
Nase: Das Aroma ist toll. Reich an Früchten, vorne weg Rosine/Sultanine, etwas Orangenabrieb, ich mag das.
Gaumen: Die Sherry Einflüsse sind nicht von der Hand zu weisen. Wieder etwas Rosine oder Sultanine, bin nicht ganz sicher. Satte Würze und Röstaromen wie Maronen, die gerade in der Pfanne waren. Feige, wo ist die Feige, vielleicht liegt es an mir. Aber das, was draufsteht, finde ich nicht. Schade.
Finish: Nuss, Nuss, Nuss, mehr kann ich da nicht sagen.
Alles in allem: Ich finde den Whisky sehr schön rund, er passt nach meiner Auffassung gut in die aktuelle Jahreszeit und die Sherry Cask Freunde werden hier auf ihre Kosten kommen. Irritiert bin ich nur, dass ich die Feige nicht gefunden habe. Das kann aber auch an mir liegen, vielleicht ist der Velvet Fig zu subtil für mich.