Donnerstag, 21. November 2024, 21:01:47

Frühe Bescherung in Dufftown: Whisky-Weihnachten mit Glenfiddichs „Archive Collection“ 2024 – mit Video und Galerie

Ein intimer Einblick in Familien-Traditionen und ein Vorgeschmack auf zwölf limitierte Whiskys – zwischen 36 und 33 Jahren alt

12 ausgesprochen seltene Abfüllungen von Glenfiddich – sorgsam aufgeteilt auf verschiedene Märkte – und zu einem ganz besonderen Event einmalig an einem Ort zur Verkostung: Diese Gelegenheit konnte unser Gastautor, der österreichische Journalist und Spirituosenexperte Roland Graf vor kurzem wahrnehmen. Er erlebte verfrühte Whisky-Weihnachten in Dufftown bei Glenfiddich und konnte die Glenfiddich Archive Collection 2024 dort in festlichem Rahmen verkosten.

Seinen Bericht, den er exklusiv für uns von dort mitgebracht hat, können Sie gemeinsam mit einem kurzen Video und Bildern des Events in einer Fotogalerie untenstehend finden. Viel Vergnügen damit!

GastartikelAutor: Roland Graf

Frühe Bescherung in Dufftown: Whisky-Weihnachten mit Glenfiddichs „Archive Collection“ 2024

Ein intimer Einblick in Familien-Traditionen und ein Vorgeschmack auf zwölf limitierte Whiskys – zwischen 36 und 33 Jahren alt – waren gute Gründe für eine Dezember-Reise zu Glenfiddich. Denn selbst der Weihnachtsmann bekam seinen Single Malt.

Wer die Abfüllungen von Glenfiddich kennt, weiß um die Seltenheit von „Winter Storm“, „Snow Phoenix“ und dem „Grand Yozakura“. Diese drei standen zur Auswahl, um am Christmas Eve für den Weihnachtsmann vor den Kamin gestellt zu werden. Alle drei hatten gute Argumente, um als „Santa’s Dram“ 2023 nominiert zu werden. Während Brian Kinsman als Malt Master es bei technischen Erklärungen bewenden ließ, nahm Global Brand Ambassador Struan Grant Ralph mit Akribie die Abstimmungen der acht Whisky-Autoren aus aller Welt auf. Am Ende siegte der aus dem 2010 eingestürzten Lagerhaus geborgene „Snow Phoenix“ vor dem in Eiswein-Fässern gereiften „Winter Storm“. Zum zweiten Mal landete neben der Karotte für die Rentiere dieser verführerisch fruchtige Whisky.

Denn in im Vorjahr man erstmals zur spät im Jahr stattfindenden Präsentation der „Archive Collection“ nach Dufftown geladen. Der ungewöhnliche Zeitpunkt ist stark mit der Geschichte der ersten Brennerei von William Grant & Sons verbunden. „Der erste von William Grant destillierte Whisky lief am Weihnachtstag des Jahres 1887 in die Fässer“, schilderte Kirsten Grant Meikle als Teil des „Cousins‘ Council“, das heute die Geschäfte führt. Spätestens zur 100 Jahr Feier ließ man diese Tradition wieder aufleben:

„Ich weiß nicht mehr genau, wann wir begonnen haben, aber irgendwann in den 1980er begannen die Familien-Mitglieder, die zu Weihnachten in der Speyside sind, ein Fass Single Malt gemeinsam abzufüllen“.

Kirsten Grant Meikle

Der ungewöhnliche Brauch blieb bislang „auf ein paar Flaschen für den Familienkreis“ beschränkt. Das wird sich 2024 ändern, denn Besucher des Destillerie-Shops werden exklusiv den Inhalt des „American Oak Hogshead 1987“ erwerben können. Wie alle zwölf Abfüllungen der „Archive Collection“ werden auch die lediglich 110 Flaschen des Familien-Whiskys nur für einen Markt zur Verfügung stehen – in diesem Fall dem Glenfiddich-Shop in Dufftown. „Das passt ja auch irgendwie“, will man auch so die Verbundenheit der Familie zur Brennerei unterstreichen. Persönlich sehe sie sich „nie als Besitzerin eines Geschäfts, sondern eher als Bewahrer der Marke“, so Kirsten Grant Meikle.

Die außergewöhnliche Qualität der Fässer zeigt sich schon bei der Aufstellung der ersten fünf Samples – sie stellten eine Farbpalette von fahlem Bernstein bis dunklem Kastanienbraun vor.

„Es sind wirkliche Einzelstücke, die alle eine Geschichte erzählen. Denn am Anfang ihrer Reise sahen sie alle gleich aus“

Brian Kinsman, Malt Master

Haushistoriker Andy Fairgrieve führte noch ein pragmatisches Argument angesichts der Whisky-Rezession der späten 1980er Jahre an: „Dass die 1987er und 1988er nicht in einem „12 years“ landeten, spricht für den schon damals außergewöhnliche Charakter“. Woran sich eine echte Feierstunde anschloss, die neben den Whiskys selbst – dazu gleich mehr! – vor allem die Gäste beitrugen. Es ist ein Unterschied, ob man von „amerikanischen Hogsheads“ hört oder ob einem der Jahrzehnte lang aktive Küfer Ian McDonald zeigt, wie er die ursprünglichen Fässer mit einem „Enlarger“ versehen hat. Gemeinsam mit dem schalkhaften Brennblasen-Schmied Dennis McBain, der 1958 (!) bei Glenfiddich begann, forschte man nach der geschmacklichen Veränderung des „new make“ in den so unterschiedlichen Fässern.

„Das intensive „charring” des US-Fasses haben wir damals mit der Stahlbürste abgetragen“, gab Ian McDonald z. B. eine Erklärung für die helle Farbe des über drei Jahrzehnte alten Whiskys aus dem Weinfass, das für die Emirate vorgesehen wurde. Es eröffnete den Reigen der raren Glenfiddichs, die ihre Weltpremiere – und das mehrheitlich aus den jeweils die Nummer „001“ tragenden Flaschen – erlebten.

Fünf der Einzelfass-Abfüllungen, deren Stärke zwischen 44,6% und 57,8% vol. ebenfalls beträchtlich variieren, werden für die exklusiven „Distiller’s Library“-Boutiquen in Asien bereitgestellt. Explizit für den deutschsprachigen Raum wurde hingegen das „Refill Barrel 1990“ (Cask No. 47698) freigegeben. „Es ist praktisch ident mit dem Einzelfass No. 47688; auch bei der Füllung liegen nur einige Tage dazwischen“, erläuterte Brian Kinsman. Wie unterschiedlich die Fass-Zwillinge dennoch waren, zeigen die exklusiven Verkostnotizen von WHISKYEXPERTS. Der eigentliche Unterschied liegt in den Füllstärken, „denn wir füllen seit vielen Jahren jeden Whisky mit zwei Stärken ins Fass: 63,5% und 66,5%“. Während diese Stärken für die Standard-Abfüllungen in der Regel vermählt werden, entwickelten diese beiden Fässer über 33 Jahre ihr Eigenleben – wenngleich diesen Vergleich nur eine Handvoll Personen nachvollziehen können.

Auf den einzelnen Märkten dürfen sich die Single Malt-Freunde mit den sprichwörtlich „tiefen Taschen“ aber schon jetzt auf noch mehr Ungewöhnliches einstellen. Schließlich kamen auch die letzten Jahrgänge (1987-1989) ins Fass, bei denen der „Whisky Act“ den Zusatz des Sherry-Konzentrats Paxarette noch nicht untersagt hatte. Den Rekord in Punkt „sherried Whisky“ stellte aber der fast schon schwarze Single Malt aus einem 1990 befüllten Sherry-Fass dar. Auch, wenn es nicht seinem persönlichen Geschmack („der Glenfiddich-Charakter muss immer erkennbar sein“) entspricht, war dieses Fass auch für ihn „ein einziges Fest der europäischen Eiche“. Der Duft nach Guyana-Rum und betonter Gerbstoff im Abgang machten einen polarisierenden Schluck aus diesem Whisky. Wobei ansonsten die 1990er Abfüllungen mit einer enormen Fülle an tropischen Früchten zu betören wussten. Die gute Nachricht für Sammler: Das am „leichtesten“, nämlich im globalen Duty Free-Handel, erhältliche 1990er Hogshead lieferte einen herausragenden Whisky (siehe Tasting Notes!). Und von ihm gibt es immerhin sogar 276 Flaschen.

In den Handel kommen alle Whiskys der zweiten „Archive“-Kollektion jedenfalls im Frühjahr 2024. Die Flaschenpreise werden voraussichtlich zwischen 3.500 und 4.600 Euro liegen, heißt es seitens William Grant.

Exklusiv! So schmecken die 12 Whiskys der “Archive Collection 2024″

1 Wine Cask Barrel 1989 (abgefüllt für die Vereinigten Emirate)

Das neue getoastete Fass wurde mit Paxarette eingelassen („wine-treated“, nennt es der ehemalige Küfer Ian McDonald). Für Brian Kinsman ist der für sein Alter sehr helle Single Malt ein „Glenfiddich unplugged“. Eine fast schon Obstbrand-intensive Fruchtigkeit von Marille und Zwetschke wird in der Nase von kandiertem Ingwer flankiert. Auch helle Getreide-Duftnoten, die mit Wasser an Makronen erinnern, sind vorhanden. Sanft und zugänglich zeigt sich der „Bleiche“ am Gaumen, wo Birne und Orange die feine Toastbrot-Note und Weißen Pfeffer konterkarieren.

2 Refill Barrel 1990 (die Abfüllung für den deutschsprachigen Markt)

Praktisch gleich alt wie No. 3 und auch nur zehn Inventarnummern „älter“, aber mit ursprünglich höherer Fassfüll-Stärke (66,5%) versehen. Nougat, Kokosraspel und etwas Malaga-Eis sind zu riechen. Auch der Geschmack erinnert an Patisserie mit seinem Mix aus Schokolade, Kakao und Piment. Auffällig ist die Minze-Note, die im Nachgeschmack an Spearmint-Zahnpasta anklingt und von einer pikanten Schlagseite (gesalzene Macadamia-Nüsse) abgelöst wird. Sehr komplex!

3 Refill American Oak Barrel 1990 (exklusiv für „The Distiller’s Library”/Asien)

Praktisch gleich alt wie die No. 2 der „Archive Collection“, aber mit weniger Stärke (62,5%) ins Fass gekommen. Deutlich zeigt sich hier mehr Frucht (sogar Erdbeere!), aber auch ein Anflug von Teer in der Nase. Orangenkandis und Marzipan gehen im Mund zu Tropenfrüchten wie Papaya über. Die dunkle Würze erinnert am Gaumen an die Schoko-Chili-Sauce „Mole“, während ein Tropfen Wasser die exotischen Früchte final stärker akzentuiert.

4 American Oak Hogshead 1987 (exklusiv im Distillery Shop in Dufftown)

Das erste von der Familie Grant traditionell zu Weihnachten befüllte Fass, das auf den Markt kommt, braucht viel Luft. Dann spannt sich der Duftbogen von Schoko-Brownie über Orangen-Öl und Erdbeer-Confit bis zu Marmorkuchen. Der ausgeprägte Destillerie-Charakter – schlank und nach Birne – ist von Beginn an erkennbar; Nuss-Schokolade und Lorbeer setzen widerstreitende Akzente vor einer an Consommé erinnernden Eindringlichkeit. Süße Orangen, Majoran und Thymian ergänzen einen vielschichtigen „dram“.

5 Archive Collection Sherry Barrel 1990 (exklusiv für „The Distiller’s Library”/Asien)

Für Brian Kinsman ein „Fest der europäischen Eiche“, erinnert der dunkelste Whisky der Kollektion im Geruch an Demerara-Rum: Zigarrenkiste, Rosinen, Melasse und Schokolade im „Toblerone“-Stil prägen den ungewöhnlichen Whisky. Kalter Kaffee, Süßorange und ein alkoholischer Biss weichen mit etwas Wasser einem reichhaltigen, leicht bitteren Ton (Lakritze), der final den Whisky-Charakter umso deutlicher zeigt. Polarisierend, allerdings ein wirklich außergewöhnlicher Single Malt!

6 Wine Cask Barrel 1989 (exklusiv für „The Distiller’s Library”/Asien)

Das zweite ehemalige Weinfass der Serie nötigt einem sofort ein „Wow!“ ab. Ananaskuchen mit Zuckerguss, Mango und Pfirsich legen hier reichlich Frucht vor. Sonnige Freude verbreiten die gelben Früchte auch am Gaumen. Das zart rauchige Mittelstück setzt den Kontrapunkt und wird von hellem Getreide und einem auffrischenden Gerbstoff abgelöst. Der weinige Nachklang wird so vorweggenommen und regt zum Weitertrinken an.

7 Refill American Oak Barrel 1988 (exklusiv für „The Distiller’s Library”/Asien)

Der einzige 35-jährige des Raritäten-Dutzends liefert einen Dufteindruck wie Pralinen mit kandierten Veilchen. Die Intensität in der Nase wird von Pekannuss, Kokos und Kardamom noch verstärkt. Saftig wie Schokoglasur netzt er den Gaumen, die würzigen Noten aus dem Geruch setzen sich fort und setzen Akzente auf dem an getrocknete Früchte (Mango, Nashibirne) erinnernden Mittelstück. Als Bonus gibt es im Nachgeschmack auch noch Salzmandeln und Bitterschokolade zu genießen.

8 Refill American Oak Barrel 1989 (für den Heimmarkt UK bestimmt)

Einladend und reichhaltig ist hier der Duft: Kirsche, Nougat, Weichkaramellen und die Birnen-Note des Haus-Stils tanzen förmlich einen Reigen. Wie eine fruchtig gefüllte Praline bringt dieser Single Malt dann am Gaumen die Geschmackbausteine in Stellung. Viel Kirsche zeigt sich erneut, dazu eine Selektion an hellem Obst, aus der Pfirsich und überreife Ringlotte herausragen. Schmelzige Schokolade sorgt dafür, dass man hier keinen „dash“ Wasser braucht, um das Spektrum zu genießen.

9 Refill American Oak Barrel 1990 (dem australischen Markt vorbehalten)

Frische, Frucht und Bitternoten äußern sich hier in einem mustergültig ausgewogenen Duftbild: Getrocknete Ananas, dazu geflämmte Zimtrinde, Grapefruit-Zesten und „Bienenstich“-Kuchen sind zu erschnuppern. Die trockene Anlage dieses Whiskys am Gaumen erinnert an Kakao und Zitronenschale zugleich. Der Mittelteil hat dann eine überraschende Palo Santo-Note vorzuweisen, während das Finale lang und pikant nachklingt.

10 American Oak Hogshead 1987 (exklusiv für „The Distiller’s Library”/Asien)

Eine Spezialität der hauseigenen Küferei ist der Umbau von Bourbon-Fässern zu Hogsheads. Den „Enlarger“ hat Küfer Ian Mc Donald eingesetzt, dazu kamen neue Fass-Deckel. Getrocknete Ananas und „Bellini“-Pfirsiche, ja sogar gelbe Gummibärchen ergeben einen leichtfüßig-fruchtigen Charakter. Zugänglich und deutlich weniger expressiv am Gaumen, lässt der Whisky „Apfel im Schlafrock“ ebenso erkennen wie Milchkaffee und gedörrte Marille. Ein Dessert zum Trinken mit sanften 48,1%. Es gibt allerdings nur 110 Flaschen davon.

11 Refill American Oak Barrel 1990 (Archive-Abfüllung für Skandinavien)

Zwischen Haselnuss-Schnitten, Bienenwachs-Kerzen und gelben Tropenfrüchten, besonders: Maracuja, schillert dieser mit der zweit-kleinsten Auflage (130 Flaschen) gefüllte „dram“. Der Alkohol (54,1%) ist bei diesem Single Malt geradezu perfekt „versteckt“ worden: Frische erdige Noten à la Wiesenchampignon treffen im Mund auf Orangen-Fruchtfleisch. Löwenzahn-Honig und Grüner Pfeffer als Schlussakkorde.

12 American Oak Hogshead 1990 (die Archive-Abfüllung für Travel Retail-Shops)

Auch hier hat Küfer Ian Mc Donald „15 inches“ an Dauben und neue Fassdeckel verwendet, um aus den 40 Gallonen-Barrels 55 Gallonen (oder 255 Liter) fassende zu machen. Entsprechend einladend und reichhaltig ist der Duft nach Papaya, Mango und Maracuja – Whisky als „Fruit Punch“! Der Geschmack fällt dezenter aus und ist mit Apfel-Birnen-Melange ein Glenfiddich in Reinkultur, wenn nicht die pikanten Einsprengsel von gelber Chili und Paprika wären. Sie bieten dem süßlichen Biskuitteig am mittleren Gaumen Paroli und hinterlassen einen Nachklang von Grapefruit und Grünem Pfeffer. Großartig!

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