Whisky wird seit jeher nicht nur getrunken, sondern auch gesammelt – sei es, um besondere Tropfen für später aufzuheben oder rein des Sammelns willen. Immer schon, und verstärkt in den letzten Jahren, war Whisky auch ein Gegenstand der Wertanlage – begünstigt durch den Umstand, dass ältere Jahrgänge immer rarer werden und sich der Markt für Whisky global ausweitet.
Märkte sind dynamisch und ändern sich. Gastautor Marco Jansen von der Whisky Investments GmbH wirft für uns vierteljährlich einen Blick auf den Sammlermarkt und berichtet dabei über relevante Ereignisse und Entwicklungen. Hier ist sein aktueller Beitrag:
Der Whisky-Sammlermarkt – Bericht für Q2 2017
Am 23.06.2017 jährte sich der Tag des Brexit-Votums des Vereinigten Königreichs zum ersten Mal. In den ersten Wochen nach der Abstimmung war bei vielen Marktteilnehmern die Sorge groß, dass ein Austritt der Briten aus der Europäischen Union zu größeren Marktverwerfungen an den Kapitalmärkten sowie auch am Whiskymarkt führen würde. Aber die Mühlen der Politik mahlen bekanntermaßen langsam und rückblickend muss man resümieren, dass die Auswirkungen bisher eher marginaler Natur waren. Während das britische Pfund sich je nach Nachrichtenlage schwankungsintensiv entwickelte, konnten der Leitindex FTSE 100 um mehr als 20% seit Jahresfrist zulegen. Noch deutlicher war die Entwicklung bei Investments in Whisky. Der marktbreite Whisky-Raritäten-Index APEX 1000 der schottischen Rare Whisky 101 Ltd. konnte im selben Zeitraum um 37 Prozent zulegen und erreichte – wieder einmal – neue Höchststände. Neben dem immer breiter werdenden Anlegerinteresse an Single Malt Whisky als Sachwertinvestment und dem damit verbundenen Schutz vor Inflation, dürfte auch die Sorge um zukünftige verschlechterte Handelsbedingungen mit dem Vereinigten Königreich Kurstreiber dieser Entwicklung gewesen sein.
Im 2. Quartal 2017 zogen die Preise für Whiskyraritäten in der Breite um fast 4 Prozent an und verzeichnen damit bereits schon jetzt fast wieder einen zweistelligen prozentualen Zuwachs seit Jahresanfang. Schaut man sich die Entwicklung im Detail an, ist wie auch schon in den vorangehenden Quartalen ein deutlicher Favoritenwechsel festzustellen.
Entgegen des Trends für seltene Abfüllungen aus Schottland können die japanischen Malts ihren Höhenflug der letzten Jahre nicht fortsetzen und werden aktuell sogar leicht unter den Niveaus vom Jahresanfang gehandelt. Ebenfalls unter Druck waren die Preise bei einer weiteren Lieblings-destillerie der Anleger, nämlich der „Lost Distillery“ Brora. Nach den unglaublichen Preissteigerungen der letzten Jahre kühlte die Nachfrage zuletzt deutlich ab und die Preise kamen um bis zu 10% zurück.
Dies lässt den Schluss zu, dass sich das Anlegerinteresse aktuell eher auf Abfüllungen zu fokussieren scheint, die sich in den letzten Perioden eher unterdurchschnittlich entwickelt haben und daher günstig erscheinen. Ein Profiteur hiervon sind zum Beispiel aktuell die Annual Releases der Port Ellen Destillerie. Das gestiegene Interesse spiegelt sich in einem Preisanstieg von mehr als 5% in den letzten 3 Monaten wieder.
Zuletzt erhöhten sich zwar die politischen Risiken innerhalb Großbritanniens wieder deutlich, aber die Nachfrage am Markt für Whisky Investments bleibt weiter so robust, dass wir zuversichtlich gespannt auf die Entwicklung der nächsten Quartale schauen können.
Autor Marco Jansen, Gesellschafter der Whisky Investments GmbH, arbeitet seit 16 Jahren in der Finanzbranche und sein Betätigungsfeld – neben der Betreuung von vermögenden Privatkunden – sind die internationalen Kapitalmärkte. Vor etwa 10 Jahren entdeckte er bei einer Reise nach Schottland seine Leidenschaft für Single Malt Whisky. Seitdem verfolgt er mit Interesse die Whiskymärkte und eine kleine Sammlung erlesener Tropfen füllt die speziell dafür eingerichtete Vitrine in seiner Heimat am Niederrhein.
Unser Titelbild zeigt die Catedral do Whisky – die größte Whiskysammlung der Welt