Zum Endes des Monats gilt es wieder, einen Whisky des Monats auszuwählen, der uns in den Punkten Qualität, Preis und Verfügbarkeit überzeugt. Und gerade für den März scheint es viele potentielle Kandidaten zu geben. Doch wir weichen dem uns entgegen schwingenden Piraten aus und ducken uns vor den rauchenden Fäusten. Und auch auf den von Skye geformten Premieren-Whisky fällt nicht unsere Wahl. Uns überzeugt in diesem Monat das andere Ende der Bögen des Marketings und Spektakels. Denn uns gefällt im März der Knockando 12 year old.
No results for Knockando
Möglicherweise kann die Speyside-Brennerei Knockando mit dem kleinsten Fanclub aller schottischen Brennereien aufwarten. Wie soll sich auch eine Begeisterung für diese Destillerie und ihre Whiskys entfachen? Der spärliche Auftritt bei Facebook wurde zuletzt Ende Oktober 2014 aktualisiert. Andere Kanäle der digitalen sozialen Welt zeigen uns unter #Knockando eher Produkte aus Wolle denn Single Malt. Eine eigene Brennerei-Website suchen wir im weltweiten Netz vergeblich. Obwohl der Knockando 12 year old seit 2005 zu den Classic Malts von Diageo gehört, sind auf der zu den Classic Malts gehörenden Website keine Information zu dieser Brennerei zu finden. Und die Website des Eigentümers zeigt bei unserer Recherche: No results for Knockando.
Das Ende des Weges ist eine Sackgasse
Doch auch bei uns sieht es nicht besser aus. In unserer Whiskyexperts-Mediathek befinden sich ganze zwei Bilder der Brennerei. Und diese zeigen nur Gebäude der Destillerie. Einen Blick ins das Innere können wir Ihnen hier nicht bieten. Zwar hat Knockando kein Besucherzentrum und bietet auch keine Destillerie-Touren an (die momentanen fehlenden Möglichkeiten aufgrund der covid-Pandemie lassen wir hier mal außer acht). Doch ist dies für manchen Whisky-Enthusiasten eher Herausforderung denn Hindernis. Auch die möglicherweise ungünstige Lage lassen wir hier nicht gelten. In einer Sackgasse liegend, führt der Weg zur Knockando Destillery zwar knapp an Cardhu und direkt an Tamdhu vorbei. Jedoch ergreifen Whisky-Enthusiasten eher selten bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu. Sondern suchen das Versteckte und das Seltene. Also, warum nicht Knockando?
Geräuschlose Änder- und Neuerungen
Vielleicht fehlt es bei Knockando zu deutlich an Glanz, an blinkendem Schein. Die schlichte Aufmachung versprüht den Charme der 1980er Jahre. Der Knockando 12 year old kann und möchte auch nicht mit besonderen Fässern glänzen. An ihm klebt auch keine auskleidende Story. Bis vor kurzem war der Knockando 12 year old noch eine Vintage-Abfüllung. Neben seinem Alter stand auf dem Etikett ebenfalls das Jahr der Destillation. Wie andere Brennereien änderte Knockando mittlerweile diese Praxis und weist nur noch das Alter aus. Doch während bei diesen anderen Destillerien die Änderung von leichtem, jedoch deutlich hörbarem Missmut der Kundschaft begleitet wurde, ging es bei Knockando recht geräuschlos über die Bühne. Noch geräuschloser sind allerdings die Arbeiten, die, wie wir lesen, seit dem Dezember 2017 in und an der Brennerei stattfinden sollen. Dem ‚Malt Whisky Yearbook 2021‘ nach soll es wohl möglicherweise in diesem Jahr mit dem Wiederaufnahme der Produktion klappen. Weiß da jemand mehr?
Im Glas: Angenehm unaufgeregt und delikat
Die verhaltene und recht feine Nase des Knockando 12 year old zeigt uns Karamell sowie Nougat und deutet Nüsse an. Dies alles mit viel weniger Süße, als es sich anhören mag, man vermuten würde und von aktuellen Whisky eher gewohnt ist. Es sind die würzigen Seiten dieser Aromen, die wir hier finden. Mit der Zeit erscheint ein Hauch Fruchtig-Saures-Frisches und ein Anflug von Vanille. Am Gaumen werden die Aromen deutlicher. auch hier Karamell, Nougat und Nüsse, dahinter auch hier erneut frisch fruchtige Komponenten. Mit der Zeit kommen Eiche und Leder hinzu, der Knockando 12 year old entwickelt sich leicht herb werdend. Insgesamt mit einem sehr unauffälligen Alkohol (43 % Vol.) und einem trockenen, würzigen und knackigen Finish.
Während viele aktuelle Abfüllungen einen sehr komponierten Eindruck vermitteln, wirkt der Knockando 12 year old etwas aus der Zeit gefallen. Das hört sich nach alter Schule an. Und ist es wohl auch. Wer einen gelassenen, unaufgeregten und dabei delikaten Whisky sucht, kann ihn im Knockando 12 year old finden. Ebenso unaufgeregt ist der Preis des Knockando 12 year old. Im weltweiten digitalen Netz ist dieser Single Malt Scotch Whisky schon für unter 30 € zu finden. Da möchte man einen Auszeichungsfehler vermuten.
15 Jahre, Slow matured und Master Reserve
Wem dieser Single Malt gefällt, mag möglicherweise auch ein Blick auf die weiteren Abfüllungen dieser Brennerei werfen. Wir finden hier neben einem 15-jährigen noch den Knockando 18 Jahre Slow matured und den Knockando 21 Jahre Master Reserve. Bei diesen drei Abfüllungen kommen auch Sherry-Fässer zum Einsatz. Wie bereits der Knockando 12 year old, fällt auch bei diesen drei weiteren Abfüllungen der Speyside-Brennerei eine äußerst niedrige Hochpreisigkeit auf. Wer Neuzugänge sucht, die dann als Ausdruck der individuellen Freude in sozialen Medien wie von allen anderen auch präsentiert werden, um diese Freude dann zu teilen und von anderen bewundern zu lassen, sollte besser weiterhin bei anderen Bottlings zugreifen.