Monat für Monat präsentieren wir Ihnen einen Whisky, welchen wir beachtenswert finden, der problemlos erhältlich ist und auch preislich im Rahmen bleibt. Dieser wird dann zum Whisky des Monats gekürt – und wie gewohnt äußerst subjektiv. Nach einer längeren Zeit der Abwesenheit befinden wir uns mal wieder in der Speyside, denn unser Whisky des Monats Oktober ist The Glenlivet Nàdurra.
Die Brennerei Glenlivet hat in ihrer Geschichte eine gewisse Routine entwickelt, sich gegen Widerstände durchzusetzen und ambitionierte Ziele zu verfolgen. Als ihr Gründer George Smith 1823 als Erster nach dem „Act of Excise“ seiner Destillerie ein legales Fundament gab, missfiel dies den benachbarten Brennern, die ihre Tätigkeit weiterhin abseits einer britischen Kontrolle ausüben wollten. Wobei Missfallen nicht die richtige Beschreibung ist. George Smith trug danach immer, tags wie nachts, zwei geladene Pistolen bei sich, um sich notfalls auch gegen dieses „Missfallen“ wehren zu können. Diese Pistolen werden im Besucherzentrum ausgestellt, und mit einem bisschen Stolz weisen die Guides bei den Destillerie-Touren darauf hin, dass sie immer noch geladen seien – wobei der Beweis zum Glück ausbleibt.
Glenlivet bedeutet nichts anderes als Tal des Livet. Entlang dieses Flusses durch die Speyside siedelten sich sehr viele Brennereien an, die hier hervorragende Bedingungen zur Whisky-Herstellung vorfanden. Und in der Destillerie Glenlivet fanden sie einen Nachbarn, der recht schnell für die herausragende Qualität seines Whiskys berühmt wurde. Da bot es sich für verschiedene Brennereien an, sich den Namen auszuleihen und hinter ihrem ein „Glenlivet“ hinzu zu fügen. Diese Praxis missfiel der Brennerei deutlich, und 1880 wurde ihr in einem Musterprozess bestätigt, als einzige den Namen „The Glenlivet“ führen zu dürfen.
Mehr als 100 Jahre später, The Glenlivet gehört mittlerweile dem französischen Konzern Pernod Ricard, erweiterte die Brennerei ihre Kapazitäten um 75%. Im Juni 2010 wurde ein neues Gebäude mit einer neuen Mash Tun, acht neuen Washbacks aus Pinienholz sowie sechs neuen kupfernen Brennblasen eröffnet. Das Ziel hinter dieser 10 Millionen Pfund Investition wurde dann auch 2014 erreicht: The Glenlivet löste Glenfiddich vom Platz 1 der weltweit meistverkauften Single Malt Whiskys ab.
Um diesen Platz auch in den nächsten Jahren verteidigen zu können, mussten in der Core-Range leichte Anpassungen vorgenommen werden. So verschwand der The Glenlivet 12 yo in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus dem Portfolio und wurde durch den The Glenlivet Founder’s Reserve ersetzt. Und auch bei unserem Whisky des Monats verschwand 2014 die Altersangabe. Bis dahin wies der The Glenlivet Nàdurra – gälisch für natürlich – ein Alter von 16 Jahren auf. Mit dem Verschwinden der Altersangabe änderten sich auch die verwendeten Fässer. Nicht mehr ausschließlich First Fill Bourbon Casks kamen zum Einsatz, neben First Fill Oloroso Sherry Fässern ergänzte The Glenlivet die Nàdurra-Reihe durch ein Peated Whisky Cask Finish. Geblieben ist, dass diese Whiskys in Fassstärke und ohne Kühlfilterung in kleinen Batches abgefüllt werden.
Der elegante und reine Stil des The Glenlivet Whiskys kommt in der Nàdurra-Reihe am deutlichsten zum Ausdruck. Deutlich komplex, erschließen sich die Whiskys in der Nase und am Gaumen nicht augenblicklich und benötigen Zeit und Muße. Die Fassstärke ermöglicht das Spiel mit der Zugabe von einigen Tropfen Wasser und so das Entlocken unterschiedlicher Aromen.
The Glenlivet Nàdurra sollte im gut sortierten Fachhandel erhältlich sein und liegt preislich bei um die 60 €.
Und es gibt zwei Versionen jeder der neuen NAS-Abfüllungen: 48%-Stärke für Travel Retail, und Faßstärke für den normalen Markt.
(www.50of5.com/home/whiskeys#FindTenDifferences)