Samstag, 20. April 2024, 06:38:40

Wir verkosten: Braes of Glenlivet, 20yo, 51.8%, Five Lions

 

 

 

 

 

Braes of Glenlivet, 20yo
Distilled 1996, Bottled 2015
2nd Fill American Bourbon Hogshead
Single Cask, Cask Strength
ungefärbt, nicht kältefiltriert
Verkoster: Reinhard Pohorec
Sample von: Five Lions

FL_Etikett_15-06-Braes_of_glenlivet

Braeval ist eine der jüngsten Destillerien Schottlands, 1973 wurde sie als Braes of Glenlivet aus der Taufe gehoben. Mitten im Herzen der Speyside gelegen, befindet sich die Brennerei zwar in der Nähe zu The Glenlivet, hat mit dieser aber nichs weiter gemein. Um Verwechslungen vorzubeugen, änderte man den ursprünglichen Namen dann auch auf Braeval und lies das „Beiwagerl Glenlivet“ hinter sich. Vorbei sind wohl die Zeiten, als man sich mit dem Beinamen zu schmücken versuchte, um der eigenen Destillerie mehr Ansehen und potenzielle Aufmerksamkeit zu schenken. Und seien wir ehrlich, wollten Sie ihre Unternehmung „Was-auch-Immer FACEBOOK“ oder „Ich-bin-Ich APPLE“ taufen? Eben… Time for a wee dram!

Nase: duftig, blumig ist der Beginn, viel frische, grüne Apfelfrucht, umhüllt von zartem Zitrusgelee, etwas Minz Bonbon, Weihrauch und etwas Myrrhe, ein wahrlich „sakraler“ Eindruck, frisch wirkt auch die Bourbon Vanille, weiße Holzscheiter, Sägemehl und ein röstig-karamelliger (wenn auch sehr heller Zucker) Touch, gefällig, anmutig und irgendwie elegant, brav – das Bild der jugendlichen Unschuld, im Blümchen und Rüschenkleidchen. Wo packt der gute Braeval nur seine zwanzig Lenze hin? Custard Creme, Limettenzeste, dann kommt langsam Pfirsich, Melba sogar und das passende Shortbread liefert der Dram auch gleich mit. Rundum entzückend, und ja, eh lieb, und überhaupt….

Gaumen: Stille Wässer sind tief, heißt es doch immer. PENG! Der Gaumen explodiert förmlich, volle Kraft, der Alkohol trägt die Aromen, wenngleich er etwas sehr präsent seinen Senf dazu geben möchte. Wieder Pfirsich, im Spiel mit Honig, Hustenzuckerl – man muss sich nicht einmal zwischen Orange, Zitrone und Litschi entscheiden, es kommt alles mit. Dann etwas stängelig, herbschalig und adstringierend. Tropische Früchte, frische Zitrus, etwas malziger Karamell, bis auf den Alkohol auch hier alles sehr glatt und rund.

Finish: das Finish ist von mittlerer Länge mit etwas Ambitionen nach oben, sprich, nicht kolossal aber auch kein Mauerblümchen. Es zeigen sich vermehrt Steinobstnoten, auch die Holz Bittere bleibt liegen, bevor noch einmal die Limetten und Zitronen „auf Wiedersehen“ sagen. Birnenschale, Quitte und etwas mostig herbe Einsprengsel.

Alles in allem: ein robuster, gefälliger und floral-frischer Malt. Das Alter, man merkt es dem Whisky wahrlich nicht an. Gut, das Fass war ein 2nd fill aber es bleibt doch im Abgang eine Pikanz und herbe Würze, die ein bisschen gegen den sonst sehr runden Charakter steht.

Mit Wasser offenbaren sich mehr von den interessanten, an weißen Rauch erinnernden Blitzlichter, die Weihrauchnote ist hier ein Triumph von Individualität, harzig und holzig.

Weh tun wird sich hier aber dennoch niemand – außer man stört sich an 51,8° alkoholischen PS am Tacho.

Unsere Wertung? Er ist zu gut für nur ein Gut, also gerade noch ein Sehr gut. Irgendwie … nun ja, eh … Brav halt.

Reinhard Pohorec

Braes_of_Glenlivet

Unsere Partner

Werbung

- Werbung -

Neueste Artikel

Werbung

- Werbung -