Freitag, 19. April 2024, 18:00:45

Wir verkosten: Tormore 1997 46%, Connoisseurs Choice (GM)

Reinhard Pohorec nimmt eine neue Tormore-Abfüllung von Gordon & MacPhail unter die Lupe

Tormore 1997, 46%

Speyside Single Malt
Gordon & MacPhail
Connoisseurs Choice
Verkoster: Reinhard Pohorec
Sample: Gordon & MacPhail

tormore97

„The wood makes the whisky“ klingt nach einer starken Ansage, die jedoch relativ offensichtliche Aspekte der Whisky Herstellung unterstreicht. Gordon & MacPhail hat mit einem eigenen Booklet, einer hübsch durchdesignten Website und vielen blumigen Worten eine Kollektion ins Leben gerufen und vermarktet, der unterschiedliche Abfüllungen bereits bekannter Linien zugrunde liegen.

Als „perfect match of spirit and oak“ beschreibt man die selektierten Tropfen, die gerade dieses Verständnis um Destillat und Fass besonders vermitteln sollen.

Mit sanften 46 Volumenprozent und aus der Tormore Destillerie stammend, schimmert hier ein Charmeur von Single Malt im Glas – und ob das Holz alleine wirklich den Whisky macht, kann ja jeder für sich entscheiden…

Nase: Ein süßlich, kompakter Duft von leichtem Heidekraut, Honig und Bienenwachs steigt in die Nase, in Vanillezucker gewälzte Gerste, malzig frisch, etwas Zitronenzeste nebst unreifer Banane und pfeffriger Minze, Sandelholz, lime curd und etwas Myrrhe, Selleriegrün ist auch da, mit Zeit entwickeln sich leicht nussige Akzente, eher grünlich und frisch als geröstet oder karamellisiert, ein sehr filigraner, leichter Eindruck in der Nase, Asche und ein herber Rauchanklang bringen etwas Tiefe, insgesamt bleibt man aber im wohlig vertrauten, leicht süßlichen Metier eines „braven“ Malts

Gaumen: Dunkel röstig, rote Beeren, da ist Hollerkoch, da ist Johannisbeere und etwas Cassis, würziger und fruchtiger, als die Nase zuerst vermuten lässt, geschmeidig weich und mit stützender Süße rollt der Whisky über den Gaumen, saftig, etwas Orangenzeste, auch Orangenblüte und etwas Bitterstoffe von der Schale, dann Brioche, dick mit Honig und Butter bestrichen, Vanillecreme, Mandelmilch und salted caramel, Sticky Toffee Pudding kommt in den Sinn, Bitterschokolade und Rooibos, Macadamianüsse mit etwas Schlagobers, Erdbeercombino, ein Gaumenschmeichler!

Finish: Analog setzen sich Nase und Gaumen auch im Abgang fort, mittlere Länge und seidige Textur, weicher, runder Körper mit einem dezenten Spiel aus Würze und Süße, reifer Frucht und gerade einer Idee Pikanz.

Alles in allem: Kein kolossaler Whisky aber ein sehr galanter Begleiter für einen gelungenen Abend oder Nachmittag. Der Tormore weiß zu gefallen, spielt seine Stärken gekonnt aus ohne irgendwo anzuecken oder aus der Reihe zu tanzen.

Sauber, ehrlich, gut gemacht – ein stimmiges Erlebnis.

Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec

Seit Beginn des Jahres verzichten wir in unseren Tasting Notes auf numerische Bewertungen und geben unseren Eindruck nur mehr über die Beschreibung wieder. Wir tragen damit unserem Gefühl Rechnung, dass man mit einem starren Punkteschema Vergleiche forciert, die den Whiskys nicht gerecht werden. PS: Wir haben Geschmack. Unseren. Nicht Ihren. Unsere Verkostungsnotizen sind also kein richterliches Urteil, sondern unser persönlicher Eindruck.

Titelbild: Destillerie Tormore. Foto: Frank Gauert

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