Freitag, 26. April 2024, 10:16:04

Bringen NAS Whiskys uns wirklich alle um?

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Der Whic Whisky Blog greift heute das Thema No Aga Statement Whiskys auf und befragte dazu 9 Journalisten, Blogger und Unternehmer aus dem Whiskybereich,was sie zu NAS denken. Neben Marco Kersten (whisky-frog.de), MargareteMarie (whiskyundfrauen.blogspot.de), Jörg Bechtold (whiskyfanblog.de), Ralph L. Warth (thewhiskyinvestor.blogspot.de), Stefan Völkner (whisky-journal.de), Tom Zwingel (toms-whisky-welt.de), Thomas Ide (homeofwhisky.blogspot.de/) und Ole Lüerßen (/www.whiskyinvestment.de) kommen wir als Redaktion von Whisky Experts auch noch zu Wort.

Auch wenn die einzelnen Meinungen nicht so weit auseinander liegen, bringt jeder Beitrag einen anderen Aspekt dieses Themas in den Vordergrund. Wobei die Whiskysammler es deutlich kritischer sehen. Für sie sind NAS-Whiskys eher uninteressant: „Je geringer die (Informations-)Transparenz in Bezug auf die spezifische Abfüllung, desto tiefer wird der Single Malt Whisky bewertet.“ (Ralph L. Warth).

Diese Befragung bietet ein absolut lesenswertes Meinungsbild zu diesem Thema. Und unser Dank gilt Arne Wesche von Whic – für seine Arbeit, und dass wir mitmachen durften.

2 Kommentare

  1. Ich finde es prinzipiell besser wenn das Alter angegeben ist, auch wenn ich schon gute NAS Whiskys getrunken habe. Man möchte schließlich wissen was man kauft.

  2. Ich meine, dass man hier sehr stark differenzieren muss.
    „NAS“ ist sicher nicht gleichzusetzen mit dem Problem schlechter werdender Qualität aufgrund extrem steigender Single-Malt-Nachfrage.
    Es gab schon immer „NAS“ von exzellenter Qualität. Manche Abfüllungen, z.B. der Ardbeg Uigeadail oder die Natural Cask Strength Batches (OB) von Caol Ila, bedürfen der Beimischung junger Fässer, um das besondere, oft intensive und den Brennereicharakter betonende Geschmacksergebnis zu ermöglichen. Man könnte dann natürlich z.B. „5 Jahre“ entsprechend der gesetzlichen Vorschrift auf das Etikett schreiben, auch wenn 90% der enthaltenen Whiskies älter sind, aber das wäre aus Marketingsicht nicht sonderlich klug. Also lässt man die Angabe lieber ganz weg. Single-Malt-Blender haben mit Hilfe von „NAS“ einen größeren Freiheitsgrad, um besondere Whisky-Batches zu realisieren. Ein anderes Beispiel ist der exzellente Signet von Glenmorangie, ebenfalls „NAS“, in dem neben jungen auch sehr alte Whiskies dominant vertreten sind. Auch im Premiumsegment ist „NAS“ also ein probates Mittel, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen.
    Es ist also nichts grundsätzlich Falsches an „NAS“, was man auch daran erkennt, dass die Bewertungen einzelner bekannter Reviewer oder der Whisky-Community, z.B. bei Whiskybase.com, auch für „NAS“ sehr gut, für reife (teilweise auch sehr alte) Whiskies mit Altersangabe durchaus auch schlecht sein können.
    Auch bedeutet „NAS“ keinesfalls, dass ein solcher Whisky für Sammler oder Whisky-Investoren uninteressant sein muss. Wenn der Whisky eine besondere limitierte Release ist (z.B. die vielen Ardbeg-Releases, die alle „NAS“ sind) oder wenn er z.B. bei Whiskybase.com ausgewiesenermaßen von hoher Qualität ist, stellt „NAS“ überhaupt kein Makel dar.

    Das eigentliche Problem bzgl. „NAS“, welches wir bei der Entwicklung des heutigen Whisky-Business sehen, ist der verstärkte Missbrauch dieser Option. „NAS“ wird heutzutage gerne genutzt, um die Produktionsmenge der Massenprodukte zu erhöhen und dabei deren geringe Qualität zu vertuschen.
    Allerdings geht das auch ohne „NAS“. Es gibt viele Whiskies mit Altersangabe, die als Standard-Massenmarktware die Duty-Free-Shops und Edel-Discounter überfluten. Etliche Standardabfüllungen einiger Islay- oder Speyside-Whiskies, die Altersangaben tragen (12y, 15y) sind inzwischen von geringer Qualität. Wenn man hier den Geschmacksvergleich mit selbigen Produkten von vor 10 Jahren macht, erkennt man, dass die Qualität eindeutig nachgelassen hat.
    Das Problem wird in den kommenden Jahren wohl leider noch deutlich zunehmen. Gute Sherry-Fässer werden wegen der nachlassenden Sherry-Nachfrage immer seltener, gleichzeitig steigt die Nachfrage nach guten Single-Malt-Whiskies weltweit stark an. Asiatische Märkte, China, Taiwan, Indien und andere Länder haben den schottischen Single Malt für sich entdeckt (und insbesondere die überschaubare Insel Islay). Die dort wachsende Kaufkraft führt zu einem enormen Nachfrageanstieg, der von den nur langsam nachreifenden Whiskybeständen Schottlands schwer zu bedienen sein wird.
    Für den Whiskyliebhaber bleibt zukünftig wohl nur das Ausweichen auf die OB-Abfüllungen, die nicht für den Massenmarkt bestimmt sind, also in der Regel auf die älteren Jahrgänge, oder aber auf die Einzelfassabfüllungen der unabhängigen Abfüller. Bei letzteren sollte aber immer persönlich vorverkostet werden, da jedes Fass anders schmeckt. Leider ist gerade bei den exotischen Einzelfassabfüllungen eine kleine 5cl-Probe zum Verkosten oft nicht erhältlich. Auf Reviews zu warten, macht keinen Sinn, da nach wenigen Monaten diese Abfüllungen (sofern öffentlich als gut bewertet) bereits vergriffen sind, denn typischerweise besteht eine Abfüllung nur aus 200 – 600 Flaschen. Z.B. bei den von Serge bewerteten Fässern handelt es sich in den meisten Fällen um reine „Geisterflaschen“, diese sind entweder neu erschienen, aber bereits vergriffen (da z.B. nur 200 Flaschen umfassend), oder schon lange nicht mehr erhältich (Archivbestände) oder für Normalsterbliche unbezahlbar (200 Euro und mehr).
    Wie auch immer, die wachsende Nachfrage wird zum Preisanstieg der Ausweichwhiskies führen. Die Qualität der Massenware wird weiter nachlassen, die Preise der Ausweichwhiskies wird leider steigen. Genießer wird es ärgern, Sammler und Investoren vermutlich eher freuen.
    Sláinte!

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