Zusammen mit ihrem deutschen Vertriebspartner Diversa Spezialitäten GmbH präsentiert Distell in dieser Woche zwei ihrer Brennereien und deren Whiskys – Bain’s und Deanston – in Deutschland. Gestern widmeten wir uns dem ersten Teil der Deanston/Bain’s Roadshow im Whiskyhort in Oberhausen und stellten Ihnen den südafrikanischen Grain Whisky Bain’s vor. In unserem heutigen Bericht bringen wir Ihnen die Brennerei Deanston und ihre Whisky näher.
Die ehemalige Baumwollfabrik am Fluss Teith
Zugegeben, es gibt sicherlich jede Menge schönere Destillerien in Schottland als Deanston. Und dies ist nicht überraschend. Denn eigentlich sind die Gebäude, in der sich diese Brennerei befindet, für eine Baumwollmühle gebaut worden. Ihre Zeit war in den 60ern vorbei, und 1965 wurde dann eine Whiskybrennerei in diese Gebäude wortwörtlich eingebaut. Die architektonischen Gegebenheiten ließen manches Detail nicht so einfach zu. So ist zum Beispiel Deanston eine der wenigen Destillerien, deren Mashtuns ohne Abdeckung und damit offen sind. Der Grund ist hierfür recht simpel, die niedrige Raumhöhen machten eine Abdeckung unmöglich.
Doch Billy Sinclair, International Brandambassador für die Distell Whiskys und damit auch für Deanston, möchte auf der Deanston/Bain’s Roadshow nicht über die archektonischen Besonderheiten referieren, sondern den Teilnehmern des Tastings im Whiskyhort in Oberhausen die Whiskys der Highland Brennerei vorstellen. Und dazu hat er ein große Anzahl an Abfüllungen aus dem Deanston Portfolio mitgebracht.
Schon der Deanston Virgin Oak zeigt zu Beginn den typischen Charakter dieser Brennerei und ihrer Whiskys. Getreidetöne mischen sich hier mit Honig, Vanille und Zitrus und bilden gemeinsam einen weichen und doch reichen Whisky. Der darauf folgende Deanston 12yo nimmt diese Aromen auf. Er zeigt sich jedoch öliger und eleganter am Gaumen, insgesamt würziger und voller.
Beim nächsten zu verkostenden Whisky wird deutlich, dass es eigentlich nicht möglich ist, über Deanston zu sprechen, ohne die architektonischen Besonderheiten zu erwähnen. Denn diese kommen beim Deanston Organic voll zu tragen. Die Baumwollmühle, die Deanston vormals war, nutzte die direkte Lage am Fluss Teith. Die benötigte Energie gewann man mittels Wasserkraft, und auch heute bezieht Deanston, ökologisch unbedenklich, noch sämtliche für die Brennerei benötigte Energie aus dem Fluss.
Dieser Deanston Organic reifte insgesamt 15 Jahre. Zu Beginn lagerte er in früheren Bourbon Casks und erhielt eine abschließende Reifung in sogenannten Virgin Oak Fässern, also Eichenfässern ohne Vorbelegung. Deutliche Toffee-Noten zeigen sich beim Deanston Organic sowohl in der Nase als auch am Gaumen. Dazu kommen Getreidetöne und eine große Zuckersüße, alles in allem haben wir hier weiterhin einen sehr weichen Whisky, wobei dieses „weich“ eine sehr große Zugänglichkeit mit Charakter bedeutet.
Nichts hinzugefügt und nichts genommen
Die Whiskys der Brennerei Deanston machen noch zwei weitere Details aus. Diese Besonderheiten entstehen eigentlich nur dadurch, dass Deanston nichts Besonderes mit ihren Whiskys macht: Alle ihre Whiskys sind weder kühlgefiltert noch gefärbt. Abgefüllt werden die Whiskys, wie generell bei den Brennereien der Distell Group, mit einem Mindestalkoholgehalt von exakt 46,3 % Vol..
Der im Tasting folgende Deanston 18yo bildet da natürlich keine Ausnahme. Dieser sehr ausbalancierte Whisky mit den gewohnten Honig- und Malz-Noten ist dazu würziger als seine Vorgänger und bietet dazu noch ein kräftiges Finish. Er bildet den Auftakt der außergewöhnlichen und limitierten Abfüllungen von Deanston. Ihm folgt der einzige fassstarke Deanston des Abends, welcher ganze 20 Jahre in Oloroso-Fässern reifte. Äußerst würzig und mit kräftigen Kräuter-Noten präsentiert er sich schon in der Nase. Reife Früchte zeigen sich weiter, insgesamt sehr voll an Aromen und sehr komplex. Seine 55,3 % Vol. laden zum Spiel mit der Zugabe von Wasser ein.
Der Abschluss des Tastings ist dem Deanston Decenary vorbehalten. Anlässlich ihres 50sten Geburtstages wurden Whiskys vier unterschiedlicher Fassarten aus vier unterschiedlichen Jahrzehnten miteinander kombiniert. Aus dem Jahr 1977 kam Whisky aus Refill Fässern, American Oak Casks von 1982 wurden verwendet, weiterhin wurden hier 1996 befüllte Port Pipes sowie Pedro Ximénez Fässer von 2006 für den Deanston Decenary verwendet. Von diesem äußerst runden und sehr komplexen Whisky wurden 1.400 Flaschen abgefüllt.
Die Brennerei Deanston und ihre Abfüllungen stehen nicht unbedingt im Fokus vieler Whisky-Freunde. Zu Unrecht. Denn die Distell Group hat nach dem Erwerb der Burn Stewart Distillers und der dazu gehörenden Brennereien (Deanston, Bunnahabhain und Tobermory) einiges getan. Statt mit einem großen Marketing-Budget und wohlklingenden Geschichten die Verkaufszahlen zu forcieren, wurden die Stellschrauben in der Produktion und bei den Abfüllungen ein klein wenig gedreht. Ungefärbt, ungefiltert und auch abseits von Moden ohne überbordenden Fasseinfluss zeigt Deanston mit ihren Whiskys eine gewissen Ursprünglichkeit. Diese sollte mehr Freunde finden.
Die Deanston/Bain’s Roadshow hält heute Abend noch in Köln. Gastgeber dieser letztmaligen Gelegenheit ist das Whisky-Depot Köln.
Mittwoch, 07.03.2018, 18:30 Uhr
Whisky-Depot Köln, Hauptstraße, 39 50996 Köln – Rodenkirchen, in der Rheingalerie