Freitag, 05. Dezember 2025, 09:54:50

Single Malt Whisky vom 63. Grad Nördlicher Breite

Seit dem November 2010 stellt die schwedische High Coast Distillery im Ångermanland ihren vielfältigen Whisky her

Der Whisky aus Skandinavien hat schon seit längerem seinen Exoten-Status verloren. In jedem Land dieses nördlichen Teils Europas wird bereits seit einiger Zeit fassgelagerter Getreide-Brand produziert. Sind auch Herstellungs-Verfahren und Stil der skandinavischen Brennereien unterschiedlich, vereinen sich seit dem Frühjahr diesen Jahres die Destillerien in der Nordic Whisky Collaboration. Bei der Gründung mit beteiligt war die schwedische High Coast Distillery. Und auch das erste World Whisky Forum fand 2017 in Schweden statt. Gastgeber hier war ebenfalls die High Coast Distillery, damals noch unter ihrem alten Namen Box Distillery.

Aus der Box Distillery wird die High Coast Distillery

Um einer unnötigen gerichtlichen Auseinandersetzung mit den Anwälten von Compass Box der Einfachheit halber aus dem Weg zu gehen, benannte sich die Box Distillery im Frühjahr 2018 in High Coast Distillery um. Die 2007 von Whisky-interessierten Freunden gegründete Brennerei liegt am Ende des Ångermanälven, der sich dort zu einem Meerbusen erweitert. Der Fluss war früher Transportweg für Baumstämme, die flussaufwärts geschlagen wurden, und dann im Umland der jetzigen Brennerei von den dortigen Sägewerken unter anderem zu Transport-Boxen verarbeitet wurden (und weshalb diese Gegend auch die Bezeichnung Box erhielt). Das gesamte Gebiet an der schwedischen Ostküste heißt Höga Kusten (Hohe Küste). So war der Weg von der Box Distillery zur High Coast Distillery kein weiter.

Single Malt Whisky, schwedisch interpretiert

Seit November 2010 wird am Ufer des Flusses Ångermanälven auf dem exakt 63. Grad Nördlicher Breite nun schon Whisky hergestellt. An den unterschiedlichen Techniken und Praktiken der verschiedensten Whisky-Brennerei orientiert, interpretiert die High Coast Distillery diese gemäß ihrer eigenen Gegebenheiten, Wünsche und Vorstellungen. So sind die Formen der Stills inspiriert von der einer Farm-Destillerie auf der Insel Islay, sie sind jedoch keine Kopie. Ihr Destillat wird mittels des Wassers aus dem direkt vor der Brennerei liegenden Flusses gekühlt. Dieser führt minütlich fast 500.000 Liter eiskaltes Bergwasser an der Destillerie vorbei, die High Coast Distillery nutzt so das vermutlich kälteste Kühlwasser der Whisky-Welt. Die wash stills werden, inspiriert von einer in Japan üblichen Praxis, mit einer klaren Würze befüllt, die den Aufwand des zusätzlichen Filtern benötigt. Und mehr fruchtige Aromen liefern soll.

Eine ausgeprägte Fruchtigkeit ist auch bei den langen Fermentations-Zeiten gewünscht, die die High Coast Distillery ihrer Hefe für die Umwandlung des Zuckers in ihrer Würze gibt. Durchschnittlich 82,5 Stunden hat sie dafür Zeit, ein weiterer Tag erlaubt dann Milchsäurebakterien, die Würze mit den von ihnen produzierten Aromen zu ergänzen.

Die High Coast Distillery gestaltet die Details ihres Produktions-Prozesses nicht als großes Geheimnis. Auf ihrer Website stellt sie die einzelnen Schritte und einige Details transparent und nachvollziehbar dar, und dies unter dem Menü-Punkt „Philosophy“. Hier sind auch die cut points der beiden Destillationen – die High Coast Distillery produziert sowohl rauchigen als auch nicht-rauchigen Spirit – aufgeführt. Wem also solche Informationen für den eigenen Whisky-Genuss wichtig sind, wir bei der High Coast Distillery mehr als fündig.

Transparenz in Produktion und Komposition

Noch mehr Details offenbaren die Angaben, die sich zu den einzelnen Abfüllungen auf der Website der Brennerei finden lassen. Denn hier bleiben eigentlich keine Fragen mehr offen. Zusätzlich zu den bisher bekannten Kennzahlen und Prozess-Informationen dokumentiert die High Coast Distillery hier die verwendeten Gersten-Sorten, die Art des Malzes und auch das Datum der Destillation. Detailliert dargestellt sind auch die verwendeten Fässer, ihre Zusammensetzung für die einzelnen Abfüllungen sowie die Angabe des ware houses.

Die Basis des Portfolios der High Coast Distillery bilden The Origins, benannt nach den die High Coast prägenden landschaftlichen Merkmalen. Zu diesen gehören die unpeated Älv (Fluss) und Berg. Diesen ergänzen der leicht getorfte Whisky Hav (Meer) sowie die stärker getorfte Abfüllung Timmer (Holz).

In den ware houses der Brennerei findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Fässer. Einen großen Teils dieser bilden, wie bei den meisten Whisky-Destillerien, ehemalige Bourbon-Casks. Neben zusätzlich mit Sherry vorbelegten Fässern finden bei der High Coast Distillery auch Fässer aus eher ungewöhnlicheren Eichen-Arten ihren Platz, wie beispielsweise Quercus Mongolica, Quercus Petraea und auch die heimische Eichen-Art Quercus Robur. In Kombination mit verschiedenen Fass-Größen und unterschiedlichen Reifungs-Zeiten bilden die Fasslager der Brennerei für Master Blender Lars Karlsson eine breite Palette an Möglichkeiten der Whisky-Kreation.

Apropos Fasslager: Das skandinavische Klima beeinflusst den Reifungsprozess auf eine besondere Art. Während recht hoch im Norden Schwedens die Temperaturen im Winter auf -30 Grad Celsius sinken können, zeigt das Thermometer im Sommer auf manches Mal + 30 Grad Celsius an. Dieser breite Temperatur-Unterschied gestaltet die Fass-Reifung der High Coast Distillery zusätzlich auf eine ganz eigene, äußerst aktive Art und Weise.

Restaurang 63°N

Seit dem Produktions-Start in 2010 erfuhr die High Coast Distillery eine ständige Erweiterung. Zu den anfänglichen zwei stills kam 2018 ein weiteres Paar hinzu. Bereits ein Jahr zuvor wurde das Besucherzentrum erweitert. Es beherbergt neben dem Merchandise-Verkaufsraum auch eine Bar + Restaurant. Im Restaurang 63°N bietet die Brennerei neben ihrem West Coast Whisky auch eine feine Auswahl skandinavischer Gerichte mit einem dezenten Touch Fusion-Küche. Nur hier im Restaurang 63°N erhältlich ist im Ausschank das hausgebraute Bier der High Coast Distillery.

Zwar erlaubt die schwedische Gesetzgebung seit dem 1. Juni Brennereien, Brauern und Winzern den Verkauf ihrer Produkte flaschenweise direkt an Besucher. Doch gilt dies nicht für die High Coast Distillery. Mit ihrer Jahres-Höchstkapazität von 280.000 LPA (litres of pure alcohol) ist die Brennerei zu groß. Diese Gesetzes-Änderung betrifft hier nur kleinere Betriebe in Schweden.

Das High Coast Whisky Festival

Wie populär Whisky in Schweden allgemein und die High Coast Distillery im Speziellen ist, lässt sich am Deutlichsten beim jährlichen High Coast Whisky Festival im Sommer erfahren. Das Areal um die Brennerei ist für Camping Mobile eingerichtet, und wird ausgiebig von den besuchern genutzt. Ein komplettes Wochenende lang öffnet die High Coast Distillery für alle Besucher nahezu sämtliche Türen. Neben Destillerie-Führungen und Tastings bietet die Brennerei noch ein rundes Programm rund um die Brennerei und Whisky insgesamt. Die Festival-Tage werden am Abend von einem Musik-Programm beendet. Hier tritt jedes Jahr unter anderem Master Blender Lars Karlsson auf. Der studierte Musiker unterstützt das lokale Musikkollektiv Nylands Järn an der Trompete.

Wer also für eine Skandinavien-Reise ein sich lohnendes Ziel, oder für einen Besuch der High Coast Distillery den richtigen Termin sucht. Das High Coast Whisky Festival bietet hier eine mehr als hervorragende Gelegenheit. Den Termin für das kommende Festival finden Sie in unserem Event-Kalender (sobald dieser veröffentlicht wird).


-Werbung-

Unsere Partner

Werbung

- Werbung -

Neueste Artikel

Werbung

- Werbung -