Unsere regelmäßige, weil monatliche Suche nach einer Empfehlung aus der Redaktion führt uns diesmal in eine schottische Whisky-Region, in der wir uns recht selten begeben. Jedoch erwarten wir, dass wir uns in der nächsten Zeit öfter in die Lowlands aufmachen werden. Im Monat Juli laden wir Sie ein, mit der als unabhängiger Abfüller und Whisky-Produzenten bekannten Familie Wemyss an ihrem Traum einer eigenen Brennerei und ihrem eigen Dram teilzunehmen. Denn unser Whisky des Monats ist Kingsbarns ‚Dream to Dram‘.
Bereits im ersten Jahr von Whiskyexperts beschäftigten wir uns mit der Whisky-Region der Lowlands. In einer damals aktuellen Vorstellung aller aktiven Brennereien konnten wir mit Auchentoshan, Bladnoch und Glenkinchie nur drei „last men standing“ präsentieren. Doch es war zu dieser Zeit absehbar, dass diese Drei nicht lange alleine bleiben würden. Schon 2013 produzierten neue Destillerien ihren ersten New Make. Und weitere Brennereien befanden sich im Bau oder in der Planungsphase. Die Lowlands entwickelten sich von einer dünn besiedelten Brennerei-Landschaft zu der Whisky-Region mit einer sehr großen, vielleicht der größten Dynamik in Schottland.
Die Grenze zwischen den Highlands und den Lowlands
Grenzen haben eine große Willkürlichkeit. Manche nehmen die Gegebenheiten der Natur auf, etwa einen Fluss. Manchmal wurden sie mit einem Lineal gezogen. Manche verschieben oder verändern sich über die Jahre. Und auch im schottischen Whisky gibt es Grenzen.
Schottland kann man grob in zwei Regionen unterteilen: den Highlands und den Lowlands. Dafür gab es kulturelle und historische Unterschiede, aus der eine Grenze definiert wurde. Schwierig wird es immer, wenn aus Unterschieden eine Ungleichheit entsteht. Der Wash Act von 1784, der die Besteuerung der Brennereien regelte, unterteilte Schottland erstmals in Whisky-Regionen und unterschied zwischen Destillieren in den Highlands und den Lowlands. Lowland-Brennereien wurden pro Gallone Wash besteuert. Bei ihren Kollegen in den Highlands war die Größe der Stills entscheidend. Die Lowland-Brennereien sahen hier eine deutliche Benachteiligung, die Highland-Brennereien erfreuten sich an ihrem deutlichen Standort-Vorteil.
Die damals geschaffenen schottischen Whisky-Regionen haben heute noch Bestand, wenn auch nicht mehr in dieser ursprünglichen Form. Die aktuell geltenden The Scotch Whisky Regulations von 2009 unterteilen Schottland in fünf Regionen. Neben den Highlands und den Lowlands kommen die Speyside, Islay und Campbeltown dazu. Und natürlich muss die Abgrenzung dieser Regionen klar definiert sein. Und deshalb gilt für die Lowlands:
In this regulation “the line dividing the Highland region from the Lowland region” means the line beginning at the North Channel and running along the southern foreshore of the Firth of Clyde to Greenock, and from there to Cardross Station, then eastwards in a straight line to the summit of Earl’s Seat in the Campsie Fells, and then eastwards in a straight line to the Wallace Monument, andf rom there eastwards along the line of the B998 and A91 roads until the A91 meets the M90 road at Milnathort, and then along the M90 northwards until the Bridge of Earn, and then along the River Earn until its confluence with the River Tay, and then along the southern foreshore of that river and the Firth of Tay until it comes to the North Sea.
Verbunden mit den unterschiedlichen Regionen sind auch recht deutliche Zuschreibungen der Aromen und Geschmacksprofilen. Wir sprechen von einem rauchigen Whisky als typischen Islay-Whisky, und auch ein klassischer Speysider benötigt keine weiteren, großen Erläuterungen.Wie immer bei Regeln und vermeintlichen Gesetzmäßigkeiten – es gibt natürlich auch Ausnahmen. Doch sie spielen hier keine Rolle.
Der typische Lowländer
Als die Geschwistern William und Isabella Wemyss begannen, die Idee einer, ihrer Kingsbarns Distillery zu konkretisieren, mussten sie über manche Fragen wohl nicht lange nachdenken. In ihrer Heimat an der schottischen Ostküste, in Fife, soll die Kunst der Whisky-Destillation wieder Einzug erhalten. Und ihr Whisky soll durch seine Charakteristik einen typischen Lowländer repräsentieren: leicht, fruchtig, blumig und ausbalanciert.
Um solch einen Whisky herstellen zu können, bedarf es des passenden Equipments, der richtigen Zutaten und einen Master Distiller, der dies alles gekonnt ein- und so die Idee eines typische Lowländers umsetzen kann. Auf der diesjährigen Finest Spirits in München trafen wir diesen Mann. In einem Video-Interview sprachen wir mit Peter Holroy, dem Master Distiller und Distillery Manager der Kingsbarns Distellery, Er erläuterte hier unter anderem den Hausstil der Brennerei und wie dieser realisiert wird.
Am 24. Januar des letzten Jahres, knapp vier Jahre nach ihrer Eröffnung, konnte die Kingsbarns Distellery ihre erste reguläre Abfüllung präsentieren. Kingsbarns ‚Dream to Dram‘, ohne Kühlfilterung mit 46 % Vol. abgefüllt, reifte hauptsächlich in Bourbon-Fässern, die die Brennerei von Heaven Hill aus Kentucky bezieht. Ein kleiner Teil, etwa 10 %, lagerte in sogenannten STR-Casks, portugiesischen Weinwässern, welche shaved, toasted und re-charred wurden. Mit dieser Sonderbehandlung werden die Fässer innen geschält, neu getoastet und angekohlt.
Der wahr gewordene Traum der Kingsbarns Distillery zeigt zu Beginn sehr viele Früchte. Eine Spur Erdbeeren verbindet sich mit süßer Ananas. Leichte Noten von Bananen ergänzen die Aromen süßer Birnen und grüner Äpfel. Im Hintergrund dieser Obst-Komposition zeigen sich Anflüge getreidige Noten, die am Gaumen etwa deutlicher werden und mit dem weiterhin vorhandenen Früchte-Ensemble ein überraschendes, recht komplex Bouquet bilden. Im Finish hallt Kingsbarns ‚Dream to Dram‘ noch länger nach, dabei wird er trocken mit einer wohltuenden leichten Schärfe.
Wer an Kingsbarns Traum teilhaben möchte, findet im Whisky-Fachhandel das passende Angebot, welches sich um die 40 € bewegt. Wir wünschen viel Vergnügen, Genuss und Freude mit diesem Lowlander, der vielleicht Ihr Interesse für diese Whisky-Region weckt.