Dienstag, 05. November 2024, 11:32:03

Whisky des Monats Oktober 2020: Tobermory 12 yo

Eine Destillerie mit einer wortwörtlich zu nehmenden "Alleinstellung" liefert diesmal unseren Whisky des Monats

Unser Whisky des Monats führt uns zu der Brennerei mit dem vielleicht prägnantesten Alleinstellungsmerkmal aller schottischen Destillerien. Wobei die Betonung hierbei deutlich auf ‚Allein‘ liegt. Zwar liegt die Isle of Mull zwischen den beiden Inseln Islay und Skye mit ihren berühmten Brennereien. Doch befindet sie sich mit ihrer einzigen Destillerie doch abseits der üblichen Whisky-Touren und ihre Single Malts oft nicht im Fokus der Whisky-Genießenden. Wir finden zu unrecht. Deshalb heißt unser Whisky des Monats Oktober 2020 Tobermory 12 yo.

Die verschwiegene Geschichte

Isle of Mull und Tobermory. Bild © Lydia Frontczak 2018

Die Übernahme der Tobermory Distillery bot eigentlich den passenden Stoff für eine wunderschöne Geschichte. Zum Beispiel hätte die Geschichte von einem Mauerblümchen-Destillerie erzählt werden können, die ihrer eigenen Stärken und Vorzüge sich nicht bewusst ist, und so abseits stehend ihr bescheidenes Dasein fristet. Oder die von der Dornröschen-Brennerei, welche nur darauf wartet hat, von der oder dem Richtigen wach geküsst zu werden und dann die Welt mit ihrer strahlenden Schönheit zu verzücken.

Tobermory. Bild © Jochen Wied, Joe’s Tastings

Doch wir befinden uns hier nicht bei den Fairytale Ultras. Es sind auch bereits genug Geschichten um einzelne Abfüllungen oder auch gleich ganzen Destillerien kreiert und erzählt worden. Und die Distell Group erfand hier auch keine weiteren, nachdem sie Burn Stewart Distillers Ltd inklusive der drei Brennereien Bunnahabhain, Deanston und Tobermory mit ihren beiden Single Malts (der ungetorfte Single Malt trägt den Brennerei-Namen, die getorfte Version heißt Ledaig) vor sieben Jahren übernahm.

Tobermory. Bild © Jochen Wied, Joe’s Tastings

Zweijährige Sanierung

Stattdessen versetzte die Distell Group ihre neue Brennerei Tobermory erst einmal in den Zustand, in dem die Destillerie die meiste ihrer Zeit verbrachte. Denn die 1798 gegründete Brennerei war immer wieder geschlossen und befand sich über teilweise sehr lange Zeiträume in einem Tiefschlaf. Für 41 Jahre schloss die Brennerei 1837. Und nach der erneuten Einstellung des Betriebs 1930 dauerte es bis 1972, bis bei Tobermory wieder destilliert wurde. Die Brennerei hieß dann Ledaig Distillery. Allerdings dauerte diese Phase auch nur drei Jahre, nach einem Konkurs schloss die Brennerei erneut.
Am 31. März 2017 stellte die Brennerei dann erneut wieder die Produktion ein (wir berichteten). Diesmal war es allerdings eine gewollt-bewusste, kreative Pause. In den folgenden 24 Monaten führte die Distell Group einige Sanierungsmaßnahmen durch. Die Brennerei erhielt neue Brennblasen. Und auch beim Besucherzentrum wurden Änderungen vorgenommen, um das Erlebnis eines Besuches zu verbessern. Die Tobermory Distillery ist nun aktualisiert.

Signature expression wird zwei Jahre älter

Im März 2019, anlässlich der abgeschlossenen Arbeiten an der Tobermory Distillery und dem Re-Start der Produktion, gab es noch eine weitere Neuerung. Die bisherige ’signature expression‘ des ungetorften Single Malts der Brennerei, der Tobermory 10 yo, ersetzt nun eine zwei Jahre ältere Abfüllung, der Tobermory 12 yo (wir berichteten). Was in den heutigen Whisky-Zeiten ungewöhnlich scheint, ist eigentlich nur die konsequente Fortsetzung des Weges, den Burn Stewart Distillers Ltd. bereits begann. Denn schon zuvor verzichtete Burn Stewart beim vorherigen Relaunch des Tobermory 10 yo auf die bisherige Praxis der Kühlfiltrierung und Färbung, und hob dazu die Qualität dieser Abfüllung an.

Bild mit freundlicher Genehmigung von whiskybase.com

Nun gibt es beim Tobermory 12 yo noch zwei Jahre Reifezeit extra. Hinzugekommen ist zudem der Einsatz von Virgin Oak Casks, also Fässern ohne Vorbelegung. Seine herb-fruchtige Nase bietet ein feines und zartes Wechselspiel von Zitrus- und Orangen-Noten mit einer äußerst dezenten Süße und Würze, die sich zwischen Kräutern und Gebäck bewegt. Mit deutlich öliger Textur wird der Tobermory 12 yo am Gaumen deutlicher: Honigsüße, die Würzigkeit von Holz, Malz- und Getreidearomen verschmelzen im Finsh zu einem deutlichen und recht langen Nachhall.

Der Tobermory 12 yo findet sich im gut sortierten Online- und Stationär-Fachhandel, teilweise auch im Lebensmitteleinzelhandel. Bei diesem sehr schönen Vertreter eines Whiskys der Islands liegen wir preislich bei um die 40 €. Wer Gefallen an Tobermory findet: Hier bietet die Brennerei einige Limited Editions, welche sich allerdings preislich bereits im dreistelligen Segment bewegen. Die Unabhängigen Abfüller haben Tobermorys auch regelmäßig in ihren Programmen und das, wie bei den Indies üblich, mit unterschiedlichen Alterstufen, Fässern und Preisen.

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