Auf der Suche nach einer akzeptabl bepreisten Abfüllung mit hoher Verfügbarkeit und von überzeugender Qualität lohnt es sich immer, bei den Brennereien der südafrikanischen Distell Group vorbeizuschauen. Deshalb fielen unsere Auswahl bei den Whiskys des Monats auch bereits auf den 12jährige Bunnahabhain und den gleich alten Tobermory. In diesem Monat bedienen wir uns bei der dritten schottischen Malt-Brennerei der Gruppe. Denn für September 2021 empfehlen wir den Deanston 12 yo.
Was ist der richtige Ort für eine Whisky-Brennerei?
Mit welch schöner Geschichte doch manche Brennerei aufwarten kann!
Und hier sprechen wir jetzt nicht von den Stories, die manche Abfüllung begleitet, vielmehr sogar schmücken. Es geht uns um die Standorte der Destillerie. Da wird die legale Herstellung des Whiskys an Orte wieder zurückgebracht, an denen vor mehr als hundert, mancherorts sogar auch einhundertfünfzig Jahren die letzte legale Brennerei schloss. Oder die gewisse Mystik hervorgehoben, die den Ort auszeichnet. In den düsteren Zeiten vor der legalen Destillation kannten die dunklen Gestalten der heimlichen Herstellung diese bereits und nutzten sie. Oder die wunderschöne Aussicht, die manche Brennerei bieten kann.
Sicherlich fällt Ihnen sicherlich eine oder sogar gleich mehrere Destillerien ein, die hier passen könnten. Und wir sind uns sehr sicher: Es ist nicht die Deanston Distillery.
Single Malt durch Strukturwandel
Dass die in den Highlands liegende Deanston Distillery bei einer Wahl der schönsten Brennerei Schottlands keinen Spitzenplatz belegen würde, wundert selbst die eingefleischtesten Deanston-Fans sicherlich nicht. Denn die Deanston Distillery ist ja auch keine Brennerei. Sie ist eine Baumwoll-Mühle. Vielmehr war sie es.
In der 1785 erbauten Fabrik am Ufer des Flusses Teith arbeiteten zeitweise mehr als 1.000 Menschen. Die Mühle sowie der Ort Deanston waren landesweit bekannt wegen einiger Innovationen und Erfindungen, die hier ihren Anfang hatten. So soll bereits im Jahr 1813 die Deanston Mill mit Gas beleuchtet worden sein. Deanston kann so das erste Gaswerk im Westen Schottlands vorweisen. Doch wie in vielen anderen Industriezweigen auch führte eine Mischung aus günstiger produzierenden Konkurrenten und Rückgang des Absatzes zu einer Krise. Und die Mühle schloss am 2. April 1965.
Eigentümer James Finlay & Co wandelte dann gemeinsam mit unter anderem dem Whiskybroker Brodie Hepburn aus Glasgow, die Mühle in eine Malt-Whisky-Brennerei um. Die Destillerie öffnete bereits am 17. Oktober 1966. Die umfassende Renovierung dauerte nur neun Monate und kostete £ 300.000. Der hier produzierte Single Malt Whisky fand zwar seine Verwendung in Blended Whiskys. Doch bereits 1971 erschien der erste Single Malt Whisky der Deanston Distellery, allerdings unter dem Namen Old Bannockburn. Nachdem Invergordon Distilers die Brennerei im Jahr darauf übernahmen, war der Single Malt dann auch unter dem Brennerei-Namen Deanston erhältlich.
Unter dem Dach der Distell Group: ungefärbt und ohne Kühlfiltrierung
Die Burn Stewart Distillers übernahmen 1990 die Brennerei, nachdem diese bereits 1982 schloss. Unter dem Dach der Distell Group (die Gruppe übernahm 2013 die Burn Stewart Distillers) bildet Deanston gemeinsam mit Bunnahabhain und Tobermory das Segment Single Malt Whisky. Mit diesen Brennereien teilt Deanston auch die Idee einer ungefärbten Standard-Abfüllung, die mit 46,3 % Vol. abgefüllt ohne Kühlfiltrierung in recht unaufgeregte Flaschen und Umverpackungen kommen. Und auch beim Preis und der Verfügbarkeit macht die Distell Group keinen Untersciedde bei den Dreien. So ist der Deanston 12 yo ebenfalls zu einem Preis um die 40 € erhältlich und im Fachhandel sowie auch im gut sortierten Getränkehandel zu finden. Und hier findet der Deanston 12 ähnlich bepreiste Abfüllungen, die in ihrem Auftreten und Geschmacksprofil deutlich auffälliger daherkommen. Nennen wir es mal ‚modebewusster‘.
Und folgerichtig verwenden wir natürlich, um den Deanston 12yo zu beschreiben, hingegen die Formulierung ‚Alte Schule‘. Seine natürliche Farbe lässt auf den Einsatz von hauptsächlich Ex-Bourbon-Fässern schließen. Auch finden wir in der Nase die typischen Noten von Vanille. Und dazu noch vieles mehr: Ein wenig Honig, Ingwer, reife helle Früchte, würzige Kräuternoten, etwas junges Holz. Alles fein verwoben und harmonisch vereint. Dieser Eindruck setzt sich auch am Gaumen fort. Hier schafft eine deutliche Öligkeit dem Trinkgenuss auch ein formidables Mundgefühl. Der äußerst einladende Malt verabschiedet sich mit einem Finish von Honig, hellen Früchten, einer feinen Bitter-Note sowie einer kräuterigen und holzigen Würze. Der Deanston 12yo vermag sowohl den Whisky-Einsteiger als auch den vermeintlichen wie auch den tatsächlichen Whisky-Experten begeistern.
Quellen
Malt Whisky Yearbook 2021
https://en.wikipedia.org/wiki/Deanston_distillery