Freitag, 26. April 2024, 01:13:30

Wir verkosten: Ardbeg Fermutation 13yo Committee Bottling

Morgen, am 8. Februar, wird die Committee-Abfüllung erhältlich sein - die Dauer der Fermentation macht ihn einzigartig, aber schmeckt er auch?

Ardbeg Fermutation 13yo
Ex-Bourbon-Fässer, 1st und Refill, Islay

49.4% vol.

Sample: Ardbeg
Verkoster: Bernhard Rems

Im Jahr 2007 sah man bei Ardbeg im Süden Islays eine Zeit lang ziemlich verkniffene Gesichter: Ein Boiler in der Brennerei hatte den Geist aufgegeben, und so schnell war der nicht zu reparieren. Dementsprechend hatte man in sechs Washbacks das Whiskybier nach den üblichen 72 Stunden der Fermentation, die durch Zugabe der Hefe erreicht wird, ohne Chance auf Weiterverarbeitung herumstehen. Irgendwann hatten die Hefebakterien nichts mehr zu verdauen und starben ab.

Auf Geheiß von Dr. Bill Lumsden, so erzählt es zumindest die Geschichte rund um die Abfüllung, machte man aus der Not eine Tugend und öffnete die Deckel der Washbacks, um die Bakterien in der Luft die Fermentation fortsetzen zu lassen. Lumsden wollte immer schon einmal diesen Vorgang auf die Spitze treiben, aber natürlich lässt man das in einer auf Wirtschaftlichkeit getrimmten Brennerei unter normalen Umständen nicht zu. Es musste also eine Notlage herhalten, die kam unvermittelt daher – und die nutze Dr. Bill Lumsden für dieses Experiment aus. Drei Wochen lang durften die Bakterien in der Ardbeg-Luft (die in ihrer Zusammensetzung für jede Destillerie übrigens einzigartig sind) ihr Verdauungswerk verrichten, bis der Boiler repariert war und man aus diesem Whiskybier dann wie immer Whisky brannte.

Der ist nach 13 Jahren in 1st Fill und Refill Bourbonfässern jetzt abgefüllt worden und kommt im deutschen Sprachraum morgen, am 8. Februar 2022 auf den Markt.

Wir wollen hier klären, ob man dem Ardbeg Fermutation (den es leider nur für Committee Mitglieder gibt), seine freakige Fermentation anmerkt und ob er nicht nur eine Kuriosität ist, sondern auch etwas, was zu Genießen Freude macht. Hier unsere

Tasting Notes:

Nase: Da tut sich einiges! Es beginnt mit etwas Süße und sehr kräftigem Ardbeg-Rauch, dann setzen sich sofort kräuterige und minzige Noten darauf und bringen eine dichte Melange aus Gerüchen zum Vorschein: Teer, Seegischt, etwas Zitronentöne (aber recht hintergründig), Gummi in der Sonne, Jod, Holzrauch, frisch gestoßener Pfeffer, ein Hauch Teebaumöl, Anis. Er macht viel Druck in der Nase, man muss ihm etwas Zeit geben, dann balanciert sich das Ganze wunderschön aus und macht enorm viel Freude.

Gaumen: Auch hier findet man viele dichte Eindrücke. Es beginnt für einige Augenblicke mit Vanillesüße, danach rollt er auf breiten Reifen mit Anis, Jod und Minze daher, hüllt sich in den Rauch eines glosenden Lagerfeuers und gibt sich sehr lebendig. Das Fundament sind malzige Töne, hier fällt nichts auseinander, ein schöner Gesamteindruck, der insgesamt viel Frische und Tiefe bietet.

Finish: Breit, auch hier wieder erst süß und dann Leder, Teer, Eiche, Asche, und Minze, bevor ganz zum Ende hin Süße und Asche bleiben.

Alles in allem: Würde man nichts über die Entstehungsgeschichte des Ardbeg Fermutation wissen, wäre er einfach ein hervorragender, an die alte Stilistik der Brennerei erinnernder Whisky, den man immer wieder gerne im Glas hat. Mit seiner Hintergrundstory ist er aber für Whisky-Aficionados mehr als das: seine wochenlange Fermentation, in der die lokalen Bakterien ihr Werk taten, macht ihn zu einem Unikat – nicht nur in Sachen Ardbeg. Gleichzeitig beantwortet er zwei Fragen: Ob man den Fermentationsprozess über das Übliche hinaus ausdehnen kann und ob die verwendeten Hefen/Bakterien einen Einfluss auf den Geschmack haben. Beide Fragen beantwortet der Ardbeg Fermutation mit einem deutlichen Ja. Das alles zusammen macht ihn interessant – und dass er dazu auch geschmacklich einiges zu bieten hat, steigert seine Attraktivität weiter. Daher von uns ein ebenso deutliches Ja zu ihm.

Sollten Sie jetzt Lust auf den Ardbeg Fermutation bekommen haben, aber noch kein Committee-Mitglied sein, können Sie hier kostenlos beitreten und haben damit dann die Chance, am Dienstag eine Flasche zu ergattern.

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