Wie ein Paukenschlag ging die Nachricht durch die – man lese und staune – nicht nur whiskyaffinen Medien, Suntory schwingt sich durch die Akquisition von Beam Inc. zum weltweit drittgrößten Drinkkonzern hinter den Platzhirschen Diageo und Pernod Ricard.
Schon seit Jahren sind japanische Produkte fester Bestandteil der Weltkarte, wenn es um feinstes uisge beatha geht, längst dem Status einer Randerscheinung enthoben.
Handwerkliche Perfektion und Streben nach höchster Kunst sind spürbar in vielen Facetten des japanischen Schaffens und Lebens – gerade bei der Komposition eines Blended Whisky kommt dies entsprechend zum Tragen und die zwölfjährige Einstiegswaffe in Hibikis Sortiment strahlt Stolz und Eleganz aus, Labeling, Flaschendesign, der Inhalt und nicht zuletzt auch der Preis. Medaillen hat Hibiki 12y zuhauf im Regal hängen, man geht einen selbstsicheren Weg, besinnt sich der eigenen Tradition und feiner Kniffe bei der Herstellung. Zu den Grains von Chita gesellen sich Single Malts der Destillerien Yamazaki und Hakushu, vielleicht auch noch der ein oder andere Kollege, dessen Provenienz nicht expliziert ausgewiesen wird. Spannend ist die Auswahl der Fässer, die für die Reifung des Hibiki 12y selektioniert werden – ehemalige Bourbon und Sherryfässer wären wahrlich kein Aufreger, aber Mizunara, eine japanische Eichenart, und die Abrundung durch Holz, das zuvor Pflaumenlikör beheimatet hat, spielen deutliche Töne auf der Sologeige, fügen sich aber elegant in das Gesamtorchester.
Dem Bild der Harmonie, dessen tiefe kulturelle Verwurzelung die Menschen durchdringt, wird eine flüssige Ausprägung gewidmet, im vollen Klang von Schönheit und Natur.
Nase: saftig frisch fruchtige Düfte steigen aus dem Glas, Pflaume, mit vanilliger Karamellsüße unterlegt, ein getreidiger Touch mit Holzeinschlag, kurz flackert eine Erinnerung an weiche American Whiskies auf, dann machen sich mehr Raucharomen bemerkbar, immer im Spiel mit der schotigen Vanille, auch etwas Vanillinzucker, Demerara, charmant: ja, harmonisch: mit Sicherheit, balanciert, rund, ein Hauch Ananas, sehr reif und saftig, Umeshu, salzige Feigen in Honig gekleidet, buttrig, dicht
Gaumen: auch hier sehr fett und saftig, fast schön ölig und mundfüllend ist diese Walze von Whisky, die sich über den Gaumen zieht, aber auch Salz und eine ganz leise Bitternote dürfen zur Balance beitragen, trockener kalter Rauch, umgarnt von vanillig fruchtiger Süße, custard creme, Buttertoffee und etwas Milcheis und -reis, trinkanimierend, gefällig und einladend, kandierte Orangezeste, etwas Zitronenfrische und dann wiederum Töne von Trockenpflaumen, Zwetschgenröster, voluminös und dicht verwoben, hier passiert schon ein ganzes Feuerwerk im Mund
Finish: gute Länge und für einen Blend (ja, ich bin eigentlich kein Fan dieser Formulierung) mit erstaunlichem Finish, Honigmelone, etwas floral, Salzzitrone im Spiel mit der fruchtig dichten Süße, die Vanille zeigt noch einmal auf, färbt sich dunkler in Richtung Butterkaramell und hinterlässt eine Idee Rauchigkeit, die das Spiel abpfeift und zum Shakehands bittet, sehr gelungen und stimmig
Alles in allem: man muss wohl generell festhalten, dass japanischen Whiskys der Charakter von „gemacht“ / „konstruiert“ anhaftet, aber dies in wirklich gelungener und überzeugender Art und Weise, Hibiki zeigt tolle Komplexität und Länge für sein Alter, hier sind auch ältere Fässer im Spiel – garantiert, und die Ausdrücke Harmonie und Balance, die der Feder findiger Marketingstrategen entspringen mögen, sind zur großen Freude auch wirklich ins Glas tradiert und verkostbar gemacht. Ein stattlicher Whisky mit stattlichem Preis, besinnt man sich aber rein des wohligen Moments, den einem dieser dram beschert, so wird man mit einem Lächeln und leisen „kanpai“ das Glas leeren.
Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec