Dienstag, 05. November 2024, 07:55:56

Wir verkosten: Linkwood 24yo, 51,4% Hart Brothers

World Class Finalist Reinhard Pohorec über einen Linkwood aus dem First Fill Sherry Butt

Linkwood 24y 
Hart Brothers Finest Collection

51,4% vol.
First Fill Sherry Butt
Distilled 05/1991, bottled 07/2015

Sample: Hart Brothers
Verkoster: Reinhard Pohorec

Südlich von Elgin, am Burn of Linkwood gelegen, zeichnet die Linkwood Distillery ein malerisches Bild. Eine bis ins Jahre 1825 zurückreichende Geschichte hat der Brennerei diverse Auf und Abs beschert – seit 1971 entspringt ihr Malt einem modernen Neubau, während von der Original Linkwood (bisweilen als Linkwood A tituliert) nur mehr Restmauern zu sehen sind.

Ein Zeitfenster und verstohlener Blick in die Geschichte ist auch die 24 jährige, unabhängige Abfüllung der Hart Brothers, mit knackigen 51,4% Umdrehungen.

lw24hb

Nase: voll, üppig reife Frucht, knallroter Apfel, saftig, auch exotische Anklänge von Guave und etwas Passionsfrucht, Atemoya – diese cremig süßliche, wenn sehr reif sogar würzig animalische Tropenfrucht, herb, Zimtrinde, etwas verbrannte Streichhölzer, geräucherte Banane, Sandelholz und Bitterorangenmarmelade, ein interessantes Spiel aus üppig einladender Struktur und pfeffrig-grünlich, bisweilen mostigen Akzenten. Dem zu Grunde liegt eine sehr komplexe Würze der langen Reife, Moschus, Ambergris und etwas grünlich teeblättriges, eine vielfältige Nase, die Lust auf mehr macht. Einige Minuten des Verkostens bringen vermehrt Sherry Charakter zu Tage. Typisch nussig-oxidative Düfte, gepaart mit Orangenzeste.

Gaumen: auch auf der Zunge macht sich erst ein leichter Film von Süße bemerkbar, Frühstückscerealien, dick in Heumilch gebadet, Fruit Loops, Muscovadozucker, Papaya, dazu zitronige Frische, lemon sherbet, mitsamt dem obligaten, perfekt abgestimmten Mürbteig Boden, im zweiten Schluck entwickeln sich vermehrt Rauchmandel und Süßholz, Lavendel und Karamell, jedoch eher die verbrannte, herbe Variante, dunkel, fleischig, die Reife setzt sich schwer auf den Gaumen, da ist etwas Tropenholz, da ist eine Idee von fermentiertem Tabak, gemeinsam mit Malzbonbon und dieser immer wiederkehrenden Getreide Grundstimmung. Ein stimmiges, spannendes Bild, das der Linkwood zeichnet.

Finish: auch wenn die Nase und der Gaumen ein interessantes Aromen- und Geschmacksspiel offerieren, ist der Abgang weniger aufregend und von mittlerer Länge. Eingelegte Nüsse, Enoki Pilz, Ras-el-Hanout und Zimtzucker. Eher brav klingt er dann aus, zeigt im letzten Aufflackern noch einmal Frische, Gerbsäure, holzige Highlights und entschwindet relativ flott.

Alles in allem: ein braver Malt mit klar umrissener Speyside Signatur von Getreide, reifer Frucht und guter Struktur, was dem Linkwood dabei seine Eigenständigkeit verleiht ist die Reife, welche als frisch-säuerlich und holzig-würzige Charakterstärke zum Vorschein tritt. Ein Sherry Fass macht halt auch nicht immer einen ganzen Sommer alleine.

Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec

Seit 2016 verzichten wir in unseren Tasting Notes auf numerische Bewertungen und geben unseren Eindruck nur mehr über die Beschreibung wieder. Wir tragen damit unserem Gefühl Rechnung, dass man mit einem starren Punkteschema Vergleiche forciert, die den Whiskys nicht gerecht werden. PS: Wir haben Geschmack. Unseren. Nicht Ihren. Unsere Verkostungsnotizen sind also kein richterliches Urteil, sondern unser persönlicher Eindruck.

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