Die Whiskys der Springbank Distillery sind in ihrer Charakteristik außergewöhnlich und von einer klar wiedererkennbaren Eigenständigkeit geprägt. Zudem ist die Brennerei fast ein Relikt, wirkt wie ein Überbleibsel aus längst vergangenen, goldenen Tagen, ob der Tatsache, dass die unabhängig geführte Unternehmung sämtliche Produktionsschritte unter einem Dach – oder auf einem Gelände – durchführt.
Viele Whiskyliebhaber sehen die Malts Springbank, Longrow und Hazelburn daher in einem speziellen Licht, haben die Tropfen in ihr Herz geschlossen und suchen nach den diversen flüssigen Schätzen, die aus Campbeltown kommen.
Über die Hintergrundgeschichte des Starkicker Syndikats und die damit verbundene, spannende Frage, wie man denn einmal an ein eigenes Fass uisge beatha kommen könnte, haben wir hier und hier berichtet. Höchste Zeit, auch den Springbank 18y zu verkosten. Wie man munkelt, sind zudem weitere Fassabfüllungen angedacht mit rund 20 Jahren Altersschnitt, und auch Kunde von Portweinfässern lässt sich vernehmen.
Starkicker 18y, distilled 1995, bottled 2013, 140 bottles, 52,1% vol.
Nase: der Duft dieses drams, es handelt sich um Flasche 53 der 140, eröffnet mit salzigen Noten, erdig ledrig präsentiert sich dieser Springbank, Rauch, spicy, viel Würze und Gewürze, Koriander, orientalische Anklänge, ras el hanout, auch etwas Currymischung, Pfeffer, dann Salbei und Rosmarinnadeln, dahinter macht sich ein Hauch Schokolade bemerkbar, Mon Cherie und Mozartkugeln, ein leiser Anflug von Streichhölzern, der sich rasch legt, Kakaopulver, etwas getrockneter Oregano, Bittermarzipan und Tannennadeln, mit Zeit und Wasser noch stärkerer Fokus auf die Waldaromatik, Heu und nasses Laub, etwas Pilzconfit, Steinpilzcreme, eine verspielte, hochkomplexe Nase, die sehr viel zu bieten hat, wenn man sich und dem dram nur Zeit lässt
Gaumen: extreme Fruchtsüße, weinig, gerbstoffig, Rosinen, Marillen, ölig, fett, ein Mundgefühl, auf dem man stundenlang herumkauen könnte, steinig rauchig, sehr trockener Rauch aber! Holzig maritime Einsprängsel, Vanille und Haselnuss begleiten die Meeresbrandung, Makadamia, Toffee, Nutbrittle, und dann wieder die Bitterschokolade, dazu etwas Ribisel und schwarze Johannisbeere, saftig, salzig, unglaublich verspielt auch am Gaumen, wenn auch etwas eigenwillig, ein Fruchtbogen aus Steinobst, Birnenquitte, Apfel, alles gekleidet in Honig und marmeladige Töne mit einem Touch salzigen Meerwassers
Finish: und er bleibt und bleibt und bleibt, ein sehr lange gezogenes Finish, geprägt von Vollmundigkeit und im Abgang aber besonders auch Würze, als Balance gegen die Milde, Fülle und Süße, mentholisch, Minze, trüber Apfelsaft, schmalzige Akzente, Tarte Tatin, Muskat, Zimtrinde und Kubebenpfeffer
Alles in allem: selten habe ich einen so vollmundigen, cremigen Whisky im Glas gehabt, das Mundgefühl ist zum Niederknien… Nun mag manch einer von der Opulenz etwas überfordert sein oder die Süße für etwas zu vordergründig empfinden, aber dieser late-night-dram vermag den Gaumen und die Nase einzuzaubern mit seinem Charme. Dies ist ein Whisky, dem man Zeit, Muße und seine vollste Aufmerksamkeit widmen sollte – und die Belohnung… herrlich…
Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec