Montag, 23. Dezember 2024, 00:22:08

Exklusiv: Interview über Aberfeldy mit Tjalling Simoons, Marketing Director Bacardi Deutschland

Ein Gespräch über Marke und Märkte, die Brennerei und persönliche Vorlieben

Die Destillerie Aberfeldy in der Highland-Region Schottlands blickt auf eine über hundertjährige Tradition zurück. Gegründet 1896 von den Brüdern John und Tommy Dewar, gehört sie seit 1998 zur Bacardi-Konzern, ebenso wie die Brennereien Craigellachie und Aultmore.

Aberfeldy kennt man vor allem durch die Standardabfüllungen mit einem Alter von 12, 16 und 21 Jahren, vor kurzem kamen aber drei neue Abfüllungen in der Serie der „exceptional casks“ in den Handel. Zu diesem Thema, aber auch über andere Belange rund um die Brennerei, haben wir ein Gespräch mit Tjalling Simoons geführt, dem Marketing Director Bacardi Deutschland und der Alpenregion. Wir wollten seine persönliche Geschichte kennenlernen, seine Sicht auf die Brennerei und die Abfüllungen, und ob und wie sich der Markt in den letzten Jahren verändert hat. Die Fragen und Antworten finden Sie untenstehend.

Hier unser Interview mit Tjalling Simoons:


Whiskyexperts: Herr Simoons, danke, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben. Dürfen wir Sie über sich und Ihren Weg in die Whiskyindustrie befragen? Wie begann Ihr Interesse am Whisky und was waren die Stationen Ihrer bisherigen Karriere?

Tjalling Simoons: Ich bin schon lange ein Whisky-Fan und liebe es, neue Geschmacksrichtungen, Marken und Destillerien zu entdecken. Mein tiefes Interesse an Whisky wurde aber vor allem durch die handwerkliche Kunst geweckt, die sich hinter der Destillation verbirgt. Ich war fasziniert davon, wie eine Spirituose mit wenigen Zutaten so unterschiedliche Geschmacksrichtungen hervorbringen kann. Meine Karriere ist eine eher klassische Marketing-Laufbahn, gestartet in der Konsumgüter-Branche bei Unternehmen wie Unilever und Danone. Als Bacardi mich als Direktor des Whisky-Portfolios für Nordeuropa engagierte, war ich sehr froh, meine Berufserfahrung mit einer Kategorie verbinden zu können, das mich so sehr begeistert.

Whiskyexperts: Erzählen Sie uns ein wenig über Aberfeldy aus Ihrer persönlichen Perspektive. Was macht diese Destillerie so interessant und einzigartig?

Tjalling Simoons: Aberfeldy ist die einzige Destillerie, die von der Familie Dewar gebaut wurde und ist eine Bastion der traditionellen Whisky-Herstellung, in einer Region, in der es nur noch wenige Destillerien gibt. Sie liegt besonders malerisch in einem üppigen Tal in den Ausläufern der schottischen Highlands, einem Land, das berühmt für seine Goldvorkommen ist. Daher ist der Aberfeldy Hochland-Malt auch bekannt als „Der goldene Tropfen“. Sein Geschmack ist geprägt von weichem Honig, fruchtigen Noten und einem Hauch von Rauch. Das Spannende an diesem Whisky: Mit zunehmendem Alter nimmt er immer mehr den Eichencharakter der Fässer an. Ich habe die Destillerie bereits vor meinem Start im Unternehmen besucht und war sehr beeindruckt von ihrer Geschichte und ihrer Handwerkskunst. Jetzt, da ich bei Bacardi arbeite, freue ich mich, die Destillerie erneut zu besuchen.

Whiskyexperts: Kommen wir zum Sortiment: Bitte erzählen Sie uns mehr darüber – was hat Aberfeldy den Whisky-Liebhabern zu bieten?

Tjalling Simoons: Unser Whisky hat einen einzigartigen Charakter mit Noten seltener Honigarten. Er lagert sehr lange im Fass und kann dadurch viele Aromen aufnehmen. Für die Geschmacks-Entwicklung spielt aber auch der Fass-Typ eine entscheidende Rolle: Beispielsweise werden Eichenfässer, die vorher mit Bourbon oder Sherry befüllt waren, wiederverwendet. So kann der Whisky nicht nur die Eichennote, sondern auch das Aroma der zuvor gelagerten Spirituose aus dem Fass aufnehmen. Das macht unseren Whisky reichhaltig und würzig mit einer lieblich-süßen Note. Das Aberfeldy-Sortiment umfasst Whiskys mit 12, 16 und 21 Jahren Reifegrad. Dieser Whisky ist unglaublich zugänglich und gleichzeitig komplex. Das macht ihn sowohl für Single Malt-Liebhaber interessant als auch für solche, die in der Welt des Whiskys gerade erst ankommen.

Whiskyexperts: Wenn Sie den „wahren Geist von Aberfeldy“ erleben wollen, welche Abfüllung würden Sie empfehlen?

Tjalling Simoons: Aberfeldy 12 ist ein großartiges Geschmackserlebnis, um den Geist der Marke zu erleben. Mein persönlicher Favorit ist jedoch der „Limited Cask“, den wir kürzlich auf den Markt gebracht haben. Gereift in einem 15 Jahre alten Rotweinfass aus dem französischen Pomerol. Er verbindet die charakteristischen Honig- und Frucht-Noten eines Aberfeldy mit der Eleganz roter Früchte aus den Rotweinfässern, in denen er gelagert wurde.

Whiskyexperts: Erzählen Sie uns über die jüngsten Entwicklungen bei der Marke Aberfeldy – über ihre Entstehung, ihre Zusammensetzung und ihren Geschmack.

Tjalling Simoons: Aus der Aberfeldy Destillerie haben wir im vergangenen Herbst drei Limited Editions namens ,,Exceptional Cask’’ in den Handel gebracht. Sie entstanden mit Stephanie MacLeod und haben den Anspruch das besondere Honigaroma des Goldenen Tropfens zu betonen, ihm aber durch verschiedene Fasstypen eine individuelle Note zu verleihen. Das Ergebnis sind drei Abfüllungen in limitierter Stückzahl: Der ,,Aberfeldy Double Cask 20 years old’’ ist sowohl in einem Eichenfass als auch in einem Sherry-Fass gereift und erhält so eine Fruchtnote mit dezentem Gewürzcharakter und einem zarten Abgang mit Noten cremiger Vanille. Der ,,Aberfeldy Small Batch 20 years old’’ ist aus einer kleinen Auswahl von exklusiven Eichen- und Sherry-Fässern entstanden. Diese spezielle Kreation überzeugt mit einer vielfältigen Struktur, die das würzige honigartige Aroma mit Nuancen von Weintrauben, Heidekraut und einem Hauch gerösteter Kokosnuss abrundet. Der letzte im Bunde ist der ,,Aberfeldy French Wine Cask 15 years old’’. Das Besondere an diesem Whisky ist, dass er zuerst in Bourbon- sowie re-fill und re-char Fässern gereift ist, um dann noch in einem Rotweinfass aus Pomerol zu seinem endgültigen Aroma zu gelangen, intensiv und fruchtig mit Noten roter Beeren und Steinfrüchten.

Whiskyexperts: Was denken Sie über den Whiskymarkt im Allgemeinen? Macht es die Masse der Neuveröffentlichungen schwer, genügend Aufmerksamkeit für ein neues Produkt zu erhalten, oder gilt „je mehr, desto besser“?

Tjalling Simoons: „Je mehr, desto besser“ trifft es sicherlich nicht ganz, aber ich persönlich freue mich über eine vielfältige Weiterentwicklung des Marktes: Neue Trends, unterschiedliche Fässer und lokale Brennereien, die an vielen Stellen neu entstehen, sind positive Treiber für unsere Branche. Insgesamt gibt es ein wachsendes Interesse an Whisky, was ich natürlich sehr begrüße.

Whiskyexperts: Aus der Sicht eines Produzenten: Hat sich der Whisky-Konsument in den letzten Jahren verändert und wenn ja, wie?

Tjalling Simoons: Ja, der Whisky-Konsument hat sich stark verändert. Wurde die Kategorie früher vom Stereotyp älterer Männer, die am Kamin Whisky trinken, dominiert, gibt es heute eine starke Bewegung jüngerer Konsumenten, die diese Kategorie erkunden. Sowohl männliche als auch weibliche, nippend und in Cocktails. Die Verbraucher interessieren sich außerdem vermehrt für das Handwerk dahinter und die Geschichte des Whiskys.

Whiskyexperts: Und schließlich: Welchen neuen Aberfeldy-Whisky (einen, der noch nicht hergestellt wurde oder geplant ist) würden Sie persönlich gerne sehen – und warum?

Tjalling Simoons: Ich persönlich würde mir mehr und andere Fass-Ausführungen wünschen, vielleicht ein Finish aus einem anderen Wein- oder Rum-Fass. Aber natürlich überlasse ich die Entscheidung, was am besten zu unseren Whiskys passt, Fachleuten wie unserer Master Blenderin Stephanie MacLeod. Ich freue mich schon auf ihre nächsten Kreationen.

Whiskyexperts: Danke für das Gespräch!

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