Einer der wohl bekanntesten deutschen Whiskys, der auch immer wieder international Beachtung findet, ist Elsburn aus der Hammerschmeide der Hercynian Distilling Co. in Zorge-Walkenried. Die Brennerei unter Geschäftsführerin und Head of Distilling Anna Katarina Buchholz ist immer einen Besuch wert, wie unser Leser und Gastautor Jannes Schliephorst in seinem Beitrag unten schreibt. Jannes hat uns von seinem Besuch auch 20 Fotos für Sie mitgebracht, die wir nach dem Artikel für Sie in einer klickbaren Galerie angehängt haben. Viel Spaß damit – und wenn Sie der Bericht zu einem eigenen Besuch bei Hercynian Distilling Co. angeregt hat, würde das Jannes und uns sehr freuen…
| Gastartikel | Autor: Jannes Schliephorst |
Deutscher Single Malt Whisky aus dem Harz – ein Besuch bei Hercynian Distilling Co.
Macht man wie ich als Whisky-Enthusiast einmal Urlaub im Harz, kommt man um die kleine Ortschaft Zorge nicht herum. Hier befindet sich nämlich im ehemaligen Kurhaus das Familienunternehmen Hercynian Distilling Co., auch Hammerschiede genannt, welches seit 2002 deutschen Single Malt Whisky produziert.
Begrüßt wurde ich direkt neben dem Parkplatz vom sogenannten Fassgarten. Hier präsentiert die Destillerie die diversen Fässer für ihre Reifungen und informiert mit Hinweisschildern über die Herkunft, Vorbelegung und Größe. Die bunten Deckel der Fässer haben dabei mit dem unternehmensinternen Farbcode zu tun.
Betritt man das flache Backsteingebäude, so befindet man sich direkt im Besucherzentrum und Laden der Destillerie. Hier können Besucher auch ohne Führung aktuelle Abfüllungen aus dem Sortiment der Destillerie probieren und mit den Mitarbeitern in Kontakt kommen.
Ich war allerdings für die Standard-Führung, der sogenannten „ELSperience Tour“, vor Ort. Geleitet wurde die Tour von der Geschäftsführerin und Head of Distilling Anna Katarina Buchholz persönlich. Startpunkt für die Tour war eine Art Galerie, in welcher die Geschichte der Destillerie, Produktionsmaterialien, Mitarbeiterportraits und ein Archiv bisheriger Abfüllungen ausgestellt waren. Ein großartiges Detail waren hier auch kleine Kästen mit Klemmbaustein-Modelle, welche die verschiedenen Produktionsschritte darstellten.
Zu Beginn erzählte Anna Buchholz der Gruppe einiges über die Geschichte der Destillerie und der Region Harz, sowie über die vier Stile, welche die Destillerie brennt. Um den „Elsburn“ herzustellen, wird 100% über Heißluft getrocknete Gerste verwendet. Für den „Willowburn“ kommt zu 50% über Holzrauch getrocknete Gerste ins Spiel, während dieser Anteil für den „Alrik“ bei 100% liegt. Der vierte Stil ist der „Emperors Way“ mit über deutschem Torf geräucherter Gerste. Die Namen der Hausstile haben dabei einen lokalen oder historischen Bezug zum Harz. So bezieht sich „Elsburn“ zum Beispiel auf den Elsbach, welcher direkt am Gebäude der Destillerie vorbeifließt.
Im Anschluss durften wir in die Produktionsräume. Den ersten Halt machten wir an der Mühle, in welcher an einem Arbeitstag 500kg Gerste geschrotet werden. Danach ging es weiter in Richtung Mashtun und den Washbacks. In der Regel wird hier einen ganzen Vormittag gemaischt, bevor der Wort in einen der vier Washbacks mit einem Volumen von jeweils 3.050 Litern gegeben wird. Für die Fermentierung nimmt sich die Destillerie 100 – 165 Stunden Zeit. Das Ziel dabei sind die tropischen Noten, die am Ende im Whisky zu finden sind. Ein Highlight der Tour war an dieser Stelle auch, dass wir den aktuellen Wash (ungetorft/ ungeräuchert) probieren durften. Das war an dieser Stelle für mich zumindest etwas Neues, da ich diese Gelegenheit bisher in keiner schottischen Destillerie hatte.
Daraufhin ging es für die Gruppe in den Stillroom. Hier hat die Destillerie zwei Washstills mit einem Volumen von 700 Litern und eine Spiritstill von 800 Litern. Befeuert und angeheizt werden die Brennblasen mit Holz. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes konnten wir zwei Mitarbeiterinnen dabei über die Schultern schauen, wie die Abfüllungen etikettiert und mit einem Wachsstempel versehen werden, bevor sie im Karton landen. Hierbei erklärte uns Anna Buchholz auch noch, dass nicht nur die Rohstoffe Gerste, Holz und Torf regional bezogen werden, sondern auch die Glasflaschen, Etiketten und Verpackungen. Entsprechend ist das Gesamtprodukt 100% „local“, wie man dazu so schön sagt.
Auf dem Weg zum Fasslager durften wir uns noch einen Dram vom „Elsburn – The Harz“ mitnehmen. Angekommen im Lagerhaus fiel mir doch ziemlich schnell auf, dass der Angels Share, wie man ihn aus schottischen Warehouses kennt, gar nicht so sehr in der Luft zu riechen war. Das liegt, wie Anna Buchholz erklärte, daran, dass für deutsche Lager andere Sicherheitsvorschriften gelten und die Alkoholkonzentration einen bestimmten Wert nicht überschreiten darf. Deshalb gibt es eine aktive Belüftung. Dies hat allerdings auch den Vorteil, dass der Austausch der Fässer mit der Umluft aktiver ist und eine schnellere Reifung bedeutet. Besonders macht die Destillerie zudem ihr Fassmanagement. Nur 4% der Fässer sind American-Oak. Der Rest setzt sich zu 1% aus Mizunara-Weißeiche, als Virgin-Oak und 95% europäischen Eichenfässern zusammen, wobei etwa zwei Drittel davon Sherry-Fässer sind.
Zum Ende der Tour landeten wir wieder im Besucherzentrum, in welchem wir herzlich dazu eingeladen wurden, gerne an der Bar von den aktuellen Abfüllungen zu probieren und in den Austausch mit dem Fachpersonal zu kommen.
Abschließend kann ich sagen, dass ich die Führung als sehr gelungen und abwechslungsreich empfand. Wer jedoch mehr über die Geschichte erfahren, die Produktion erleben und ein paar Drams probieren will, der sollte Hercinian Distilling Co. in Zorge-Walkenried selbst besuchen. Es lohnt sich!















