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Whisky des Monats Juli 2014: Glen Moray 12yo

In unserer regelmäßigen Rubrik “Whiskys des Monats” stellen wir, sehr subjektiv gesehen natürlich, Whiskys vor, die wir besonders mögen – und denen wir eine breitere Öffentlichkeit wünschen. Hier unsere Empfehlung für Juli:

Whisky und Bier würde man generell eine recht nahe Verwandtschaft attestieren, die Glen Moray Destillerie in Elgin allerdings geht wirklich auf eine alte Brauerei, West Brewery, aus den 1820ern zurück.

Nach der Umwandlung in eine Whisky Brennerei mit anfänglich zwei copper stills, produzierte man bis ins frühe 20 Jahrhundert. Die historischen Hintergründe lesen sich, etwas salopp gesprochen, wie eine schlechte On-Off-Beziehung, den Wirrungen und Stürmen der Zeit und des Business ausgesetzt. Immer wieder legte man die Anlage still und die Maischebottiche und Brennblasen mussten für Jahre verstummen, nur um sie später wiederzubeleben und neues Glück zu suchen.

Die eigenen floor maltings ersetzte man in den späten 50er Jahren durch große Saladin maltings, nach deren Verschwinden (heute kauft man Malz zu) nütze man das Platzangebot für eine Kapazitätserweiterung und zwei weitere Brennblasen.

glenmoray12yo

Heute produziert man mit drei still Paaren eine stattliche Menge reinen Alkohols pro Jahr, die man – nach der Loslösung von Louis Vuitton Moët-Hennessy – für die Marken des neuen französischen Eigners La Martiniquaise verwendet, zum Beispiel Label 5 oder Blended Malt Glen Turner.

Eine überschaubare Menge der Produktion wird als Single Malt Whisky offiziell abgefüllt, vereinzelt stolpert man auch über independent bottlings. Die Standardvarianten dieser, oft etwas zu unrecht übersehenen Destillerie sind Classic, der sehr gelungene 12 Years Old, dessen älterer Bruder mit sechzehn Jahren sowie ein zehnjähriger Chardonnay Cask. Die Prestige-Speerspitze bilden Port Wood Finish 25y sowie ein 30 Year Old.

Teilweise musste man sich in den letzten Jahrzehnten den Vorwurf gefallen lassen, mittelprächtige Qualitäten und ausgefallene Weißwein Finishes in die Flaschen zu füllen, aber Glen Moray hat eindeutig Boden unter den Füßen gefunden, steht wie ein Fels in der Brandung gegen teils recht unspannende Speyside drams und hält stolz seine Fahnen als ausgezeichneter aber unterschätzter Malt hoch.

Der 12 Years Old bietet für sein Alter viel Fülle und Komplexität, florale, cremig und dezent süßliche Fruchtnoten, Honig auf ein Butterbrot verstrichen, dann etwas dunklere Akzente, Kräutersträußchen, und vermehrt trockene und fordernde Aromen.

Der Gaumen wird von einer cremig, vollmundigen Textur mit bitter-süßen Akzenten umhüllt, juicy, Bienenwachs, rote Beeren, steinig mineralische Einsprengsel, die sich auch in das – für dieses Alter – imposante Finish ziehen, wo sich noch mehr Gewürznoten und dezente Holz- und Reifekomponenten einflechten.

Manch Whiskyfan mag nur fragend den Kopf schütteln, wenn er einen Whisky wie den Glen Moray 12 Years Old im (wenngleich gut sortierten) Supermarkt Regal sieht und seinen Einkaufswagen weiter schiebt, doch man darf sich immer wieder auch einmal an eine solche Standardabfüllung wagen und sich überraschen und beeindrucken lassen, von dem belohnenden Whiskyerlebnis, das sich hier im Glas präsentiert. Ein Preis-Leistungs-Malt, der eine ganz klare Empfehlung ausgesprochen bekommt.

Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec

Unsere Partner

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