Samstag, 23. November 2024, 01:18:28

Wir verkosten: Bunnahabhain 1991 Blackadder Raw Cask

Wenn Robin Tucek von Blackadder ein Raw Cask abfüllt, dann bedeutet das, dass man den Whisky so bekommt, wie er im Fass war: Ohne Farbstoffe, nicht kältefiltriert und, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen „höchstens von den Ratten befreit, die im Fass schwammen“. Selbst die Reste vom Fassboden werden durch einen kunstvollen Mechanismus (wir schätzen: einen Teelöffel) auf die einzelnen Flaschen verteilt, sodass sich am Flaschenboden ein wenig vom verkohlten Fass findet.

Jedenfalls bekommt man aller Voraussicht nach einen guten, echten und unverfälschten Whisky – und das ist auch beim Blackadder Raw Cask Bunnahabhain 1991 der Fall. Abgefüllt wurden die Flaschen (624 an der Zahl) aus einem Sherry Butt ( Nummer 5451) im August 2011. Der Alkoholanteil beträgt 54.3% – im Vergleich zu manchen anderen Raw Casks fast schon zahm.

Dass der Bunnahabhain aus einem Sherryfass stammt, erkennt man schon an der Farbe. Ziemlich dunkel, eher ins kupferne als ins Rote tendierend. Das lässt einen intensiven Sherrygeschmack erwarten, und wir werden zumindest in der Nase nicht enttäuscht.

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Nase: Der Sherry ist sofort da, und man merkt dem Whisky die Kraft an, die er besitzt. Ein wenig Seeluft hat er auch, und ein paar gekochte Früchte und Datteln. Alles in allem eine schöne und volle Sache, die Lust aufs Probieren macht.

Gaumen: Im ersten Anstürmen Apfelkompott, dann kräftig Sherry und etwas Eiche. Ein zarter Schokoladenfilm überzieht die Innenseiten der Wangen, aber der Farbe nach hätte man sich eigentlich mehr davon erwartet. Das Nussige eines Bunnahabhains ist dann später zu erschmecken – und dann ist wieder das Holz da, sehr edel aber, nicht grobklötzig. Dieser Bunnahabhain hat trotzdem etwas Ungehobeltes, er ist ein kleiner Rüpel, der sich hinter dem Sherry versteckt, nicht gelackmeiert. Ich mag das.

Finish: Lang, wärmend. Eigentlich mag er sich nicht wirklich verabschieden. Zunächst schmeichelt er wieder mit etwas Schokolade, etwas Vanille. Später weicht das etwas und man bekommt einen kleinen Nachschlag mit dem Holz und eine Nuss dazu. Nur zwischen Wangen und Zähnen, da bekommt man die Schokoladearomen nicht weg. Und will sie auch gar nicht wegbekommen.

Alles in allem: Es gibt elegantere Bunnahabhains, wie zum Beispiel den 25jährigen aus der Standardabfüllung oder den 22jährigen von Dewar Rattray. Aber dieser Kerl hat trotzdem etwas Liebenswertes, sehr Mögbares. Er kommt zunächst beim Antrinken und in der ersten Hälfte seines Auftritts  lieblich, um dann seinen wahren Charakter zu zeigen. Und der ist mit Punch, ohne dabei simpel zu sein.  Sein Sherrycharakter und das Fruchtige bleibt am Ende übrig und macht ihn zu einer letztlich angenehmen Erinnerung.

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