Donnerstag, 26. Dezember 2024, 22:00:25

Wir verkosten: Glen Garioch 1995

Als Kontrast zu der kürzlich vorgestellten Standardabfüllung von Glen Garioch hier eine Vintage Fassstärke aus dem Jahre 1995, der letzte Jahrgang vor der zweiten Stilllegung und außerdem der  letzte Vertreter, der sich über Torffeuer gedarrten Gerstenmalzes bediente.

Ausschließlich in first fill Bourbon Fässern gelagert und 2012 abgefüllt, kann der Whisky also auf stolze siebzehn Jahre Reife zurückblicken und reiht sich nahtlos in die, von Glen Garioch lancierte, Reihe einzelner Vintages. Die core range von Glen Garioch kommt mit einem ungewöhnlichen Alkoholgehalt von 48% vol. in die Flasche, vielleicht weil sich dieses abv’s keine andere Destillerie bedient. Der 1995 Vintage allerdings bringt es auf satte 55,3% vol. Fassstärke.

 

Glen Garioch 1995, 55,3% first fill Bourbon barrels, bottled 2012

 glen_garioch1995

Nase: Sehr kräutriges Opening, frisch und leicht blumig, getreidig, saftig, Karamell, Apfel, Heidekraut, etwas Honig, dann kommen Kokos, Vanille und Creme Brulée Noten, tropisch! Mahnuka Honig, Ananas, dunkle geröstete Melasse, Bambus, Reiswein, es kommen immer mehr savoury Akzente, im Hintergrund Mokka, getrocknete Bananen, Menthol, etwas Torfrauch, frische Seegrasaromen, Zitrone, weißes Holz, mit Wasser – und dieser Whisky profitiert ganz eindeutig von der Zugabe – mehr Pfefferwürze, spicy, Toffeefudge

Gaumen: Sehr spicy, weißer Pfeffer, kräutrig blumig, straff, kraftvoller Body, sehr trocken, wird erst langsam süßlicher, mit Zeit immer ausgeprägteres Spiel aus Getreidehonig, Vanille und wieder Pfeffer, Macis, Zimt, dann wieder getrocknete Bananen, Rosinen, Oakbiscuits, Schokolade, bitter rauchige Kräuternoten

Finish: sehr langes Finish, im Abgang Würze, etwas Maggikraut, Vanillecustard, Buttercreme, trockene nussige Noten, Chili, Toffee, etwas Limettenzeste, im Hintergrund rote Frucht, Brombeerkonfitüre, Marille, Muskatnuss, frisch geriebener Parmesan, savoury, süßlich, säuerlich, bleibt sehr gut haften, Heidekräuter, Roggenbrot mit süßlichem Honig beträufelt

Alles in allem: ein äußerst gelungener Whisky mit beeindruckender Kraft und Länge, vielschichtig und spannend bei jedem Riechen und Schmecken, eine Entdeckungsreise mit vielen Facetten, dazu eine feine Reifenote ohne je an Frische zu verlieren. Eine echte Empfehlung für einen tollen Malt, noch dazu mit einem sehr ansprechenden Preis.

Verkoster: Reinhard Pohorec arbeitet zur Zeit als Bartender in London und beschreibt sich selbst als leidenschaftlicher Whiskygenießer. Er hat sich in seinem Berufsfeld auf den Purbereich und Whiskys spezialisiert und ist für whiskyexperts als freier Kolumnist tätig.

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